Fauxpas einer US-Diplomatin "Fuck the EU"

Obamas wichtigste Europaberaterin sollte den Amerikafrust der Europäer mildern, stattdessen heizt sie ihn offenbar eher neu an. In einem YouTube-Video beleidigt sie die Europäische Union im Zusammenhang mit der Lage in der Ukraine hörbar grob.
Janukowitsch und Victoria Nuland: Obamas wichtigste Europaberaterin

Janukowitsch und Victoria Nuland: Obamas wichtigste Europaberaterin

Foto: HANDOUT/ REUTERS

Victoria Nuland ist eine Diplomatin, wie sie im Buche steht. Die dunkelhaarige Tochter eines Medizinprofessors war Sprecherin für US-Außenministerin Hillary Clinton, seit vorigem Jahr dient sie als wichtigste Europaberaterin von Präsident Barack Obama. Die 52 Jahre alte Beamtin gilt als verbindlich und professionell, gerade absolvierte sie eine delikate NSA-Entschuldigungstour quer durch Europa mit Bravour. Doch nun hat sie sich einen Fauxpas geleistet, der das ohnehin angeknackste Verhältnis zwischen Europa und den USA weiter belasten könnte.

Auf einem YouTube-Video , das ein bislang anonymer Nutzer im Netz hochgeladen hat, ist eine private Unterhaltung zwischen Nuland und Geoffrey Pyatt zu vernehmen, dem US-Botschafter in der Ukraine. Darin geht es um Überlegungen, wie der Streit zwischen dem ukrainischen Machthaber Wiktor Janukowitsch und der Opposition beigelegt werden könnte. Nuland verweist auf Pläne, einen Uno-Vertreter und Vizepräsident Joe Biden in die Verhandlungen einzubeziehen. "Die Uno könnte eine große Hilfe sein, um eine Einigung wasserdicht zu machen", sagt sie - und findet harsche Worte für die Europäische Union, deren Außenbeauftragte Catherine Ashton derzeit mit Kiew verhandelt. "Weißt du, fuck the EU", sagt Nuland.

Wenig freundliche Worte findet die amerikanische Top-Diplomatin auch für den ukrainischen Oppositionsführer Vitali Klitschko. Sie warnt Botschafter Pyatt vor dem Plan, Klitschko zum stellvertretenden Regierungschef zu ernennen und erwartet eine stärkere Rolle eines anderen Oppositionsführers, Arseni Jatsenjuk. Da Klitschko mit diesem wohl kaum klarkommen werde, solle der Boxheld lieber gar nicht dabei sein. "Ich glaube, er sollte der Regierung nicht angehören. Es ist nicht notwendig, und es ist keine gute Idee", sagt Nuland.

Wer das delikate Video ins Netz gestellt hat, ist bislang nur Spekulation. Der Name des YouTube-Nutzers lautet "Maidan Puppets", offenbar eine Anspielung auf den Maidan in Kiew, wo die Proteste gegen die ukrainische Regierung stattfanden - und die daran Beteiligten von den russischen Behörden gerne als "puppets" verspottet werden, also als Marionetten des Westens.

Amerikanische Medien wie das "Daily Beast" verweisen darauf , dass Moskau ein Interesse daran haben könne, Vermittlungspläne in der Ukraine durch die Veröffentlichung des Videos zu unterminieren. Sie schreiben aber auch, es entbehre nicht der Ironie, dass nach der NSA-Affäre amerikanische Beamte ihre eigene Privatsphäre verletzt sehen.

Das US-Außenministerium hatte sich zu dem Video zunächst nicht geäußert. Später beschuldigte Sprecherin Jen Psaki Russland, das Video geleakt zu haben. "Dies ist ein neuer Tiefstand der russischen Spionagetaktik", sagte sie. Die Echtheit des Mitschnitts bezweifelte Psaki nicht. Sie erklärte, Nuland habe "ihre EU-Partner kontaktiert und sich natürlich entschuldigt."

Das klingt in einer von der "New York Times" geschilderten Szene ein bisschen lockerer. In Kiew telefonisch kontaktiert, verwies Nuland für eine Stellungnahme zwar an das Außenministerium. Sie schien aber eher amüsiert als ärgerlich, schreibt die Zeitung. "Das gehört alles zum Job", sagte die Diplomatin demnach.

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