TV-Debatte der Republikaner Neun Mann gegen die Ego-Maschine

Milliardär Trump: Macht er in der TV-Debatte mal auf seriös?
Foto: Danny Johnston/ AP/dpaAttacke? Pöbeleien? Nein, nein, versichert Donald Trump. Er wolle, wenn möglich, ganz ruhig bleiben. "Gut - wenn ich attackiert werde, muss ich natürlich irgendwie zurückschießen. Aber eigentlich will ich sehr zivilisiert auftreten."
In Cleveland steigt am Abend die erste TV-Debatte der Republikaner. Die Präsidentschaftswahl ist zwar noch mehr als ein Jahr entfernt, aber seit Wochen scheinen die USA dem Fernsehtermin entgegen zu fiebern. Es ist ja alles etwas crazy, seit dieser Herr mit der Föhnwelle bekannt gegeben hat, sich um den Einzug ins Weiße Haus bewerben zu wollen. Donald Trump - Milliardär, Immobilientycoon, Ego-Maschine - ist im republikanischen Feld der Mann der Stunde. In Cleveland hat er den besten Platz auf dem Podium. Center stage.
Neun andere Bewerber hat der Sender "Fox News" in einem etwas merkwürdigen, allein an Umfragen orientierten Auswahlprozess für die Debatte ernannt. Jeb Bush ist natürlich dabei, der Mann aus Florida. Marco Rubio, sein politischer Ziehsohn ebenfalls. Und auch Scott Walker, der Gewerkschaftsfeind aus Wisconsin, hat sich ein Plätzchen gesichert.
Sieben republikanische Bewerber hat der Sender aus dem 17-köpfigen Feld aussortiert. Sie müssen schon am Nachmittag eine gesonderte Debatte über sich ergehen lassen. Am Katzentisch gewissermaßen. (Lesen Sie unten eine Übersicht, in der wir alle republikanischen Bewerber vorstellen.)
Schwieriger Termin für Trump
Aus Trumps Sicht kommt der TV-Termin sehr gelegen. Einerseits. Nahezu jede Umfrage sieht ihn vorne. In fast allen Wählergruppen lässt er die Mitbewerber hinter sich. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität kann er sich einem nationalen Publikum präsentieren. Und vielleicht sogar sein Lieblingsthema setzen: Den Kampf gegen die illegale Einwanderung. Er will bekanntlich eine Mauer an der mexikanischen Grenze errichten lassen, die Mexiko auch bezahlt. Warum sollte das Land das tun? "Weil ich das sage." The Donald eben.
Im Video: Die schrägsten Sprüche des Milliardärs
Andererseits: Jetzt wird es erstmals ernst für Trump. Bislang ist er aufgetreten, als handle es sich bei dem Kandidatenzirkus um eine Reality-Show. In der Debatte muss er zeigen, ob er ernsthaft an Politik interessiert ist, ob er in der Lage ist, in die Details einzusteigen, und - auch das ist wichtig - ob er ein Republikaner ist.
Für ihn ist das eine Gratwanderung. Seine Popularität gründet sich schließlich gerade darauf, dass er nicht als klassischer Politiker auftritt und nicht Teil des Partei-Establishments ist. Er hat ein Programm - und das ist er selbst. Geld braucht er keins, er hat ja genug. Legt er sich das republikanische Korsett an, könnte ihn das Sympathien kosten.
Clintons Tipp an ihre Anhänger
Und die anderen? Bush, Rubio und Co. stehen vor einem Dilemma. Sie müssen sich von ihm absetzen. Sich als jene inszenieren, denen man das Land eher anvertrauen kann als dem Hallodri aus New York. Attackieren sollten sie jedoch eher die Demokratin Hillary Clinton - und nicht Trump. Denn das würde dessen Anhängerschaft in ihrer Abneigung gegen die etablierte Politik nur bestärken.
Bush hat es besonders schwer. Lange als Favorit gehandelt, schwächelt er in Umfragen, die Medien schlachten seine Patzer aus. Am Montag stotterte er sich durch ein Kandidatenforum. Es war ein fürchterlicher Auftritt. Bush braucht dringend neuen Schwung, sonst kann es recht schnell vorbei sein.
Zuletzt: Ist die Debatte hilfreich für die Republikaner? Schwer zu sagen. Natürlich werden sie nach der Sendung ein paar Tage die Schlagzeilen dominieren. Sie werden Gelegenheit bekommen, das Programm des Präsidenten zu zerpflücken. Iran-Abkommen, Gesundheitsreform, Einwanderungspolitik. Aber man kann es auch so sehen: Zehn Kläffer arbeiten sich an Clinton und Obama ab. Männer in schwarzen Anzügen, viele Altbekannte darunter. Sieht so die Zukunft der Republikaner aus? Eher nicht.
Hillary Clinton meldete sich vor der Debatte übrigens per E-Mail zu Wort. Ihren Anhängern riet sie, sich daheim vor dem Fernsehgerät mit ausreichend Wurfgeschossen zu versorgen. Für den Fall, dass sie sich angesichts des zu erwartenden Theaters mal abreagieren müssten.