

Trumps verdiente Kandidatur Schlimm, aber demokratisch gewählt


US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump
Foto: Andrew Harnik/ APUS-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump
Foto: Andrew Harnik/ APEins vorweg: Dieser Mann ist böse. Auf dem Rücken der Schwachen der Gesellschaft zieht er eine Ego-Show ab, die ihn ins Weiße Haus tragen soll. Sein "Programm" ist eine Farce, seine Verachtung für den politischen Anstand erschreckend. Donald Trump wäre als Präsident ein Sicherheitsrisiko für Amerika und den Rest des Planeten.
Aber jetzt, da Trump mit großen Schritten der Präsidentschaftskandidatur der Republikaner entgegenläuft, sollte man sich auch das klarmachen: Der Milliardär ist nicht mit Panzern vor der Zentrale der Republikaner vorgefahren, um gegen die Parteiführung zu putschen. Er mag antidemokratische Züge zeigen, aber er hat sich die Stellung, die er jetzt hat, demokratisch erarbeitet.
Donald Trump ist von Millionen Amerikanern gewählt worden und wird am Ende dieser Primary-Saison aller Voraussicht nach mit den meisten Delegiertenstimmen in den Parteitag gehen. Er hat sich die Kandidatur verdient, so schwer das auch auszusprechen sein mag.
Trump veranschaulicht wie kaum jemand vor ihm die Risiken eines Vorwahlsystems. Der Auswahlprozess ist faszinierend und unterhaltsam, keine Frage. Wie viel in Amerika über Politik gesprochen wird und wie sehr politische Fragen den gesellschaftlichen Diskurs beherrschen, ist toll mit anzusehen. Aber die Vorwahlen sind auch ein Wettbewerb der Selbstdarstellung. Im Zeitalter von TV und ungefilterter Kommunikation im Internet sind Kandidaten vom Parteiapparat viel weniger kontrollierbar als früher. Es kann bei solchen Vorwahlen eben so etwas herauskommen wie ein Kandidat Donald Trump.
Die Republikaner sind in Panik und brüten nun über Plänen, wie sie dem Immobilienmogul die Kandidatur auf dem Parteitag doch noch streitig machen können. Ihr Szenario: Trump wird am Ende wahrscheinlich die Mehrheit, aber nicht die nötige absolute Mehrheit der Delegiertenstimmen haben - und dann ist alles offen. Wenn John Kasich und Ted Cruz, die verbleibenden Rivalen, ihre Stimmen zusammenlegen, könnte es reichen.
Das ist ein reizvolles Gedankenspiel. Aber es wäre ein hochgefährliches Spiel, weil es wirkte, als würde die Partei im Zweifel sogar den Wählerwillen übergehen. Trump ist so populär, weil er sich als Gegenentwurf zu einer Politik präsentiert, die ein Eigenleben führt. Nehmen die Republikaner dem Milliardär mit einem Kuhhandel noch die Kandidatur, würden sie das Gefühl vieler Amerikaner nur noch bestätigen und Trumps Basis weiter stärken. Dann würde er mit ziemlicher Sicherheit seine Truppen sammeln und als unabhängiger Kandidat antreten.
Demokratie kann nicht bedeuten, dass man nur Ergebnisse akzeptiert, die einem passen. Das gilt für die AfD im kleinen Sachsen-Anhalt genauso wie für Trump im großen Amerika. Sofern Trump nach der Vorwahlsaison vorne liegt, hat er ein Recht auf die Kandidatur. Seine Nominierung wäre im Übrigen eine große Chance für die Amerikaner: Im November hätten sie die Wahl zwischen Vernunft und Unvernunft. Und bisher hat in den USA meist noch die Vernunft gesiegt.
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"Das ist ein weiterer Super Tuesday für unsere Kampagne", sagt die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton - da hatte sie gerade in drei US-Bundesstaaten gewonnen und ihren Konkurrenten Bernie Sanders deutlich geschlagen.
Für die ehemalige US-Außenministerin ist es ein extrem guter Tag - mit viel Grund zur Freude. Am Dienstag wurde in insgesamt fünf Bundesstaaten gewählt, Clinton holte die wichtigen Siege in Florida und Ohio.
Im Donut-Laden in West Palm Beach wird gelacht und geschäkert. "Wir kommen näher, uns die Nominierung der Demokratischen Partei zu sichern und diese Wahlen im November zu gewinnen", sagte Clinton später vor Anhängern.
Clintons Anhänger in West Palm Beach jubeln: Ihre Kandidatin hat in Florida gewonnen. "Das ist möglicherweise einer der folgenreichsten Wahlkämpfe unseres Lebens", sagte Clinton.
Clintons Parteirivale Bernie Sanders gab sich vor Bekanntwerden der Ergebnisse ebenfalls bestens gelaunt - hier in einem Restaurant in Chicago, Illinois. Doch am Ende blieb davon nicht allzu viel übrig: Er verlor selbst in Ohio, wo ihm in Umfragen gute Chancen gegen Clinton eingeräumt worden waren.
Gemessen an den Delegiertenstimmen führt Clinton insgesamt klar vor Sanders. Der 74-jährige Senator aus Vermont hätte in Ohio gewinnen müssen, um den Rückstand auf seine Rivalin verkürzen zu können.
Sanders-Unterstützer in St. Charles, Missouri: Für sie gab es am Super-Wahldienstag nicht allzu viel Grund zu jubeln. Als Feindbild hat hier ein Sanders-Fan den Republikaner Donald Trump ausgemacht. Der populistische Milliardär...
...hat am Dienstag weitere Vorwahlen gewonnen, eine Kandidatur Trumps wird damit immer wahrscheinlicher. "Dies war ein unglaublicher Abend", rief er in seiner Siegerrede aus. "Wir werden gewinnen, gewinnen, gewinnen, und wir bleiben nicht stehen."
Trump wurde am Dienstag in Palm Beach, Florida, erwartet - und diese Dame hat sich entsprechend vorbereitet. Auf dem Hut steht Trumps Wahlkampfslogan: "Make America Great Again".
Und dann kam er schließlich: Donald Trump im Mar A Lago Club in Palm Beach, samt Siegesgrinsen. Via Twitter bedankte er sich bei den Staaten, in denen er gewann. "Danke, Florida", steht da. Oder: "Danke, North Carolina." Dazwischen lästert er in Tweets über die "verrückte" Journalistin Megyn Kelly.
Dieser Wähler ist offensichtlich ein besonders treuer Trump-Unterstützer. Dass der Republikaner auch im Bundesstaat Florida gewann, hatte vor allem Konsequenzen für seinen Parteirivalen Marco Rubio.
Rubio hat sich nach seiner klaren Niederlage in seinem Heimatstaat Florida aus dem Rennen um die Kandidatur für die Republikaner zurückgezogen. Das gab er in Miami bekannt.
Der 44 Jahre alte Sohn kubanischer Einwanderer hatte nur drei der bisher rund 30 Vorwahlen gewinnen können: in Puerto Rico, der Hauptstadt Washington sowie in Minnesota.
"Es ist nicht Gottes Wille, dass ich 2016 Präsident werde - vielleicht niemals", sagte Rubio. "Wir sind zwar auf der richtigen Seite, aber wir werden dieses Jahr nicht auf der Seite der Gewinner sein."
Maria Silva, 85, wischt sich nach Rubios Rückzug eine Träne aus dem Gesicht.
Mit Rubios Rückzug hat sich das Feld der Republikaner von einst 17 auf nur noch drei Bewerber reduziert. Neben den Führenden Trump und Ted Cruz ist noch der Gouverneur von Ohio, John Kasich, im Rennen.
Ted Cruz sagte trotz seiner bescheidenen Dienstagsergebnisse: "Das war eine gute Nacht. Wir sammeln weiter Delegierte auf dem Weg zum Sieg." Er warb um die Anhänger des ausgestiegenen Rubio, den er nun als Freund und Kollegen bezeichnete: Wir empfangen Euch mit offenen Armen."
John Kasich hat die Vorwahl in seinem Heimatstaat Ohio gewonnen - hier ist er bei der Stimmabgabe in Westerville zu sehen. "Wir sind alle sehr, sehr glücklich", sagte der Gouverneur von Ohio dem Nachrichtensender CNN nach Bekanntwerden der ersten Hochrechnungen.
In Berea, Ohio regnete es Konfetti für Kasich. Der Politiker kam jung in den Senat von Ohio, war dann dort Abgeordneter und schließlich in dieser Funktion auch in Washington. Der 63-Jährige gilt als sehr konservativ.
Siegerpose in Ohio: Im Kongress in Washington machte sich Kasich als Vorsitzender des Haushaltsausschusses einen Namen, etwa als er gemeinsam mit dem damaligen Präsidenten Bill Clinton einen Plan zum Abbau des Haushaltsdefizits auf den Weg brachte. Im Wahlkampf 2016 hat Kasich mehr und mehr versucht, sich als nüchterne und rationale Stimme der Vernunft und als Mann der Mitte zu präsentieren.
Bei den Delegiertenstimmen liegt Kasich allerdings noch immer weit hinter dem Spitzenreiter Trump - er zeigte sich allerdings überzeugt, dass die Aufholjagd gelingen könne. Hier ist ein Kasich-Anhänger in der Stadt Berea zu sehen.
In Ohio ging es um 66 Delegierte, alle gehen an den Sieger. Kasich könnte nun von Rubios Rückzug profitieren: Denn damit dürfte der gemäßigt konservative Gouverneur das republikanische Establishment hinter sich versammeln, das sowohl Trump als auch den erzkonservativen Senator Ted Cruz kritisch sieht.
Siegerpose in Ohio: Im Kongress in Washington machte sich Kasich als Vorsitzender des Haushaltsausschusses einen Namen, etwa als er gemeinsam mit dem damaligen Präsidenten Bill Clinton einen Plan zum Abbau des Haushaltsdefizits auf den Weg brachte. Im Wahlkampf 2016 hat Kasich mehr und mehr versucht, sich als nüchterne und rationale Stimme der Vernunft und als Mann der Mitte zu präsentieren.
Foto: Matt Rourke/ APMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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