US-Einsatz in Afghanistan Trump beklagt, dass die USA "nicht gewinnen"

Donald Trump soll wütend auf einen hochrangigen General der US-Armee sein, meldet der TV-Sender NBC. Demnach verlangte der Präsident die Entlassung des Militärs, weil man in Afghanistan nicht vorankomme.
Truppen am Ort des Anschlags, bei dem zwei US-Soldaten getötet wurden

Truppen am Ort des Anschlags, bei dem zwei US-Soldaten getötet wurden

Foto: AHMAD NADEEM/ REUTERS

US-Präsident Donald Trump hat einem Bericht des Senders NBC zufolge seine Berater mit Vorstellungen zum weiteren Vorgehen der USA in Afghanistan irritiert.

Bei einem Treffen im Weißen Haus habe Trump Mitte Juli zunächst mehr Informationen zur Lage in dem Land verlangt, in dem die USA seit 16 Jahren militärisch aktiv sind, die Taliban noch immer weite Teile Afghanistans kontrollieren.

Insider hätten laut NBC nach dem Treffen gesagt, der Präsident habe von Verteidigungsminister James Mattis und Generalstabschef Joseph Dunford mehrfach die Entlassung des Oberkommandierenden für Afghanistan, Viersternegeneral John Nicholson, verlangt.

"Wir gewinnen nicht", sagte Trump nach Angaben mehrerer Offizieller, die auf Anonymität bestanden. Einige der Berater hätten das Treffen "fassungslos" verlassen, weil Trump sich vehement darüber beschwert habe, dass die Armee es zulasse, dass die USA einen Krieg verlören. Stabschef Dunford soll Trump ein persönliches Treffen mit Afghanistanbefehlshaber Nicholson angeboten haben. Am Ende habe man sich ergebnislos getrennt, so NBC.

Die Nato ist mit gegenwärtig mehr als 13.000 Soldaten in Afghanistan vertreten, davon knapp 1000 von der Bundeswehr. Am Mittwoch waren bei einem Angriff auf einen Nato-Konvoi in der Provinz Kandahar zwei US-Soldaten getötet und vier weitere verletzt worden. Die Männer hätten ihr Leben gegeben für eine Mission, die von großer Bedeutung für die USA und ihre Partner sei, sagt General Nicholson, der auch Nato-Oberkommandierender in Afghanistan ist.

USA stellen Truppenaufstockung wieder infrage

In einem später geführten Interview sagte Trumps Sicherheitsberater H.R. McMaster über Nicholson, er kenne keinen "fähigeren Befehlshaber, egal für welche Art von Mission". Auf die Frage eines MSNBC-Reporters, ob Nicholson das Vertrauen Trumps habe, sagt McMaster: "Absolut."

Eine bis Mitte Juli angekündigte neue Afghanistanstrategie der USA verzögert sich weiter. Die schon sicher geglaubte Truppenerhöhung von mehreren Tausend Mann, für die die USA unter Nato-Partnern schon erfolgreich geworben hatten, stockt offenbar. Trump hatte seinem Verteidigungsminister vor einiger Zeit freie Hand bei der Verlegung gegeben. Mattis' Pläne, die 8400 Soldaten um weitere 4000 zu ergänzen, sei de facto aber durch die Unsicherheiten über die neue Strategie blockiert.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben den Rang des Oberbefehlshabers in Afghanistan korrigiert: John Nicholson ist Viersternegeneral.

cht/Reuters
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