Trump-Aussagen nach Hanoi-Gipfel "Manchmal muss man einfach gehen"
Nachdem US-Präsident Donald Trump und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un bei ihrem Treffen in Hanoi keine Vereinbarung erzielen konnten, hat Trump seine Sicht der Dinge bei einer Pressekonferenz dargestellt. "Ich hätte heute einen Deal abschließen können, aber das wäre etwas gewesen, womit ich nicht glücklich gewesen wäre", sagte Trump. Nordkorea habe auf eine Aufhebung aller Sanktionen gedrängt. "Das konnten wir nicht zusagen."
Nordkorea sei zwar bereit gewesen, die Atomwaffen bis zu einem bestimmten Punkt abzuschaffen, aber nicht in einer Weise wie von den USA gefordert. "Sie waren bereit, einen großen Teil zu denuklearisieren, aber nicht da, wo wir es wollten", sagte Trump. "Wir mussten davon Abstand nehmen."
Die US-Seite habe Kim aufgefordert, außer der Anlage zur Anreicherung von Uran für Atomwaffen in dem Nuklearkomplex Yongbyon noch eine weitere Stätte an anderer Stelle zu schließen, sagte Trump. "Ich denke, er war überrascht, dass wir darüber Bescheid wussten."

Trump trifft Kim: Das Gipfel-Fiasko
Kim hat nach Trumps Angaben seine bereits zuvor geäußerte Absicht bekräftigt, den Atomkomplex in Yongbyon zu schließen. Trump versicherte, dass er durchaus für eine Aufhebung der Sanktionen gewesen sei: "Ich möchte gerne die Sanktionen von heute auf morgen aufheben, weil das Land so ein großes Potenzial hat. Aber sie müssen dafür natürlich auch etwas aufgeben." Er glaube, dass Nordkorea "eine große Wirtschaftsmacht" werden wird.
Trump über Kim: "Er sagte, wir werden keine Atomtests starten"
Weitere Sanktionen gegen Nordkorea halte er nicht für nötig. "Ich will nicht über verschärfte Sanktionen reden", sagte Trump. "Es gibt viele tolle Menschen in Nordkorea, die ja auch leben müssen."
Trump machte auch eine Aussage über das künftige Atomprogram von Kim Jong Un: "Er sagte, wir werden keine Atomtests oder Tests mit ballistischen Raketen starten."
Der US-Präsident gab keine direkte Antwort auf die Frage eines Journalisten, der wissen wollte, ob es Trump gewesen sei, der den Gipfel so abrupt beenden wollte: "Ich möchte nicht sagen, dass es meine Entscheidung war", sagte er. Sein Grund: er wolle "die Beziehung weiter aufrechterhalten" und sehen, "was die nächste Zeit passieren wird." Beide Länder haben sich bislang noch nicht auf einen Zeitpunkt für einen dritten Gipfel verständigt.
Trump: "Ich will es lieber richtig machen als schnell"
Als Fehlschlag wollte Trump das Treffen nicht werten. "Manchmal muss man einfach gehen, und dies war einer jener Momente." Er sei "optimistisch", dass die Gespräche vor dem Gipfel und während des Gipfels zu einem "wirklich guten Ergebnis" in der Zukunft führen könnten.
Die beiden Gipfeltage seien sehr produktiv gewesen. Es seien Dokumente zur Unterzeichnung vorbereitet gewesen, aber es wäre falsch gewesen, jetzt zu unterschreiben. "Ich will es lieber richtig machen als schnell", sagte Trump. Hätte er unterzeichnet, hätten einige Leute gesagt, die USA hätten zu wenig Gegenleistung bekommen. Wenn es nicht passe, müsse man immer bereit sein, aufzustehen und zu gehen. "Er hat eine bestimmte Sicht der Dinge. Das ist nicht genau unsere Sicht der Dinge. Aber wir sind uns viel näher als vor einem Jahr."
Trump will "weiter gut befreundet" bleiben mit Nordkorea
Über Kim Jong Un sagte Trump, er sei "ein sehr starker Charakter". Ihre Beziehung sei "auch sehr stark" und warmherzig. Trump bleibe "weiter gut befreundet" mit Nordkorea.
Am Mittwochabend, zu Beginn des Gipfels, hatte Trump noch verkündet: "Ich bin mir sicher, dass wir im Laufe der Jahre viel zusammen sein werden, und ich denke, wir werden auch danach zusammen sein, das heißt nach Abschluss eines Deals."
Auch am Donnerstagmorgen blieb Trump siegessicher: "Es gibt Menschen, die diesem Treffen gegenüber skeptisch geblieben sind. Aber ich bin mir sicher, dass alle den Moment beobachten, in dem wir nebeneinander sitzen, als ob sie einen Fantasyfilm sehen würden."
Nach dem Auftakt vor acht Monaten in Singapur hatte der Gipfel bei den Bemühungen um eine atomare Abrüstung Nordkoreas keinen Durchbruch gebracht. Ein ursprünglich geplantes gemeinsames Mittagessen und die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung wurden von der Tagesordnung gestrichen. Kim und Trump verließen den Tagungsort getrennt in ihren jeweiligen Fahrzeugkonvois. Für Trump, der durch belastende Aussagen seines Ex-Anwalts zuhause unter Druck steht, bedeutet das Ende des Gipfels auf internationaler Ebene eine schwere Enttäuschung.