Republikaner streiten über Trump Eine Partei setzt sich ab

Anhänger der Republikaner während der TV-Debatte: Wenden sich die Frauen ab?
Foto: CHIP SOMODEVILLA/ AFPDie Party ist vorbei, der Umfragekönig der letzten Wochen steckt in der Krise. Am Samstag verließ mit Roger Stone ein führender Berater Donald Trumps das Wahlkampfteam des Milliardärs. Seitdem streiten sich die beiden öffentlich darüber, ob Trump ihn feuerte oder Stone die Mannschaft freiwillig verließ. Die Außenwirkung? Desaströs.
Der Abgang des Vertrauten zeigt, dass selbst in seinem Team die Zweifel an Trump langsam wachsen. Hintergrund sind die Ausfälle des 69-Jährigen gegenüber Megyn Kelly. Die Fox-News-Moderatorin hatte Trump in der TV-Debatte am vergangenen Donnerstag besonders kritische Fragen gestellt. Trump hatte ihr daraufhin Menstruationsprobleme unterstellt. "Donald, lass die Scheiße. Das ist völlig verrückt", soll Berater Stone seinem Chef entgegengeworfen haben. Wenig später war er nicht mehr Teil des Teams.
Die frauenfeindlichen Ausfälle sind ein Problem für die Kampagne des Immobilienmoguls - und diese Probleme strahlen zunehmend auf die Republikaner insgesamt ab. Trump hat schon genügend Schaden angerichtet, was den Ruf der Partei angeht. Jetzt geht es auch noch um eine besondere Problemgruppe.
In einem Akt der Verzweiflung luden Sozialkonservative seiner Partei Trump sogar von einer Wahlkampfveranstaltung in Atlanta wieder aus. Er habe mit seiner "Blut"-Äußerung eine Grenze überschritten, sagte der Gastgeber des Treffens, Erick Erickson. Trump sollte eigentlich die Hauptrede halten. "So sehr ich Donald Trump persönlich mag, sein Kommentar über Megyn Kelly auf CNN geht einen Schritt zu weit für mich", so Erickson.
Im Video: Die schrägsten Sprüche von Donald Trump
Seit Jahren schon kämpft die Partei mit einem schlechten Image in der weiblichen Wählerschaft. Bei jeder Präsidentschaftswahl seit 1988 votierten Frauen mehrheitlich für den demokratischen Bewerber. Als Partei der alten, weißen Männer sind die Republikaner verschrien und weder die Debatte in Cleveland, bei der ausschließlich Männer auf der Bühne standen, noch Trumps Auftritte sind geeignet, diesem Bild entgegenzuwirken.
"Da. Gibt's. Keine. Entschuldigung"
In der Partei geht die Angst um, dass die Republikaner als wahre Frauenschrecks wahrgenommen werden, noch bevor das Rennen ums Weiße Haus richtig begonnen hat. Trumps Verhalten sei ein "Affront gegenüber allen Frauen" schimpft Lindsey Graham, ebenfalls ein Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. "Ich glaube, der Rubikon ist überschritten, wo sein Verhalten uns insgesamt tangiert."
"Wollen wir 53 Prozent der Wählenden beleidigen? Donald Trump muss sich entschuldigen", fordert Jeb Bush, der Ex-Gouverneur von Florida. "Mr. Trump: Da. Gibt's. Keine. Entschuldigung", twitterte Carly Fiorina, die ehemalige Chefin von Hewlett-Packard.
Natürlich ist Trumps neuster Fauxpas eine willkommene Gelegenheit für seine Konkurrenten zum Angriff. Manch einer dürfte mit der Kritik indirekt auch Fox News zu Hilfe springen wollen. Mit ihren deutlichen Reaktionen wollen sie aber auch eine Brandmauer um den Unternehmer errichten, um den Schaden in Grenzen zu halten. Die Republikaner wissen: Frauen könnten 2016 der Schlüssel im Kampf ums Weiße Haus sein. Schneidet die Partei in dieser Wählergruppe ähnlich schlecht ab wie in den letzten Jahren, dürften die Chancen auf die Präsidentschaft gering sein.
Die Aussicht, dass für die Demokraten Hillary Clinton bei der Wahl antreten dürfte, macht die ganze Sache noch schlimmer. Clinton hat ihrer Kampagne - anders als bei ihrem letzten Versuch 2008 - bewusst einen feministischen Anstrich verpasst. So ziemlich alle Fragen, von der Steuer- bis hin zur Gesundheitspolitik - beleuchtet sie stets auch aus weiblicher Sicht.
Trotz ihres frauenpolitischen Engagements hat Clinton jedoch Schwierigkeiten, in der weiblichen Wählerschaft zu punkten. Viele Frauen nehmen Clinton nicht ab, ernsthaft für ihre Belange zu kämpfen. 53 Prozent der Frauen sahen die Demokratin im Juli kritisch, so eine aktuelle Umfrage. Im Juni waren es noch zehn Prozent weniger. Unschlagbar ist Clinton bei den weiblichen Wählerstimmen nicht.
Harte Haltung in der Abtreibungsfrage
Umso unangenehmer ist die Diskussion über Trump für die Republikaner. Sie droht die Frage in den Fokus zu rücken, wie es in Sachen Frauenpolitik eigentlich insgesamt aussieht in der Partei. Und das ist vermintes Gelände.
Nicht zuletzt liegt das an der Haltung vieler Kandidaten in der Abtreibungsfrage. Auch aus Angst vor der christlichen Basis haben die meisten Bewerber einen harten Kurs eingeschlagen. Keinerlei Ausnahmen, so das Mantra. Selbst ein jüngerer Kandidat wie Marco Rubio, der in Einzelfragen wie etwa der Einwanderung moderatere Töne anschlägt als seine Konkurrenten, will nicht einmal für Vergewaltigungsfälle oder Inzestschwangerschaften die Regeln lockern.
Seinen Standpunkt bekräftigte Rubio bei der Debatte in Cleveland. Es müsse ein Gesetz in den USA geben, dass das menschliche Leben in jedem Stadium seiner Entwicklung schützt.
"Eigentlich gibt es dieses Gesetz ja schon", sagt er. "Es nennt sich die Verfassung der Vereinigten Staaten."