Fotostrecke

Donald Trump: Die Frauen könnten sein Schicksal sein

Foto: AP/dpa

Sexistische Äußerung von Donald Trump Das war zu viel

Er pöbelte sich erfolgreich durch den Vorwahlkampf, jetzt verurteilen selbst Republikaner die Rhetorik Donald Trumps: Der Möchtegern-Kandidat hat angedeutet, eine TV-Moderatorin habe Menstruationsprobleme - nachdem sie ihn kritisch befragte.

Aus der ersten großen TV-Debatte am Mittwochabend ging Donald Trump noch knapp als Sieger hervor. Genau weiß man das erst, wenn nächste Woche die neuesten Umfrageergebnisse über die Beliebtheit der 17 republikanischen Präsidentschaftsbewerber vorliegen.

Zunächst hat Trump eher gefühlt die Nase vorn, was zum einen daran liegt, dass er komplizierte Politik am hemmungslosesten auf populistische Parolen herunterbrechen kann, zum anderen daran, dass seine Konkurrenten angesichts seiner Brachial-Rhetorik reichlich blass aussahen. Trumps Rechtfertigung für seine groben Vereinfachungen: "Ich habe keine Zeit für politische Korrektheit. Dieses Land hat auch keine Zeit."

Kontra gab Trump beim quotenträchtigen Schaulaufen der Republikaner-Kandidaten vor allem Megyn Kelly, Nachrichtenchefin von Fox News, eine von drei Moderatoren. Sie konfrontierte den 69-jährigen Multimillionär mit seiner sich immer wieder Bahn brechenden Frauenfeindlichkeit.

"Stimmt es, dass Sie Frauen, die Sie nicht mögen, als fette Säue, Hunde, Schlampen und ekelerregende Tiere bezeichnet haben?", fragte sie, worauf Trump sich notdürftig mit einer Pointe zu retten versuchte: Nur Rosie O'Donnell habe er so genannt. Mit der ebenfalls nicht zimperlichen US-Komödiantin verbindet Trump seit Jahren eine Intimfeindschaft.

Kelly grillte auch die anderen Kandidaten, darunter Floridas Gouverneur Jeb Bush, der in vielen Umfragen auf dem zweiten Platz landet. Doch Trump fühlte sich offenbar von der toughen 44-Jährigen blonden Nachrichtenfrau besonders angegriffen. In einem Interview mit CNN mokierte er sich am nächsten Tag, Kelly sei ein "Leichtgewicht" und deutete an, sie habe ihn nur so attackiert, weil sie Menstruationsprobleme gehabt habe: "She had blood coming out of her eyes, blood coming out of her wherever", sagte er: "Man konnte sehen, dass Blut aus ihren Augen kam. Blut kam aus wo auch immer."

Grenze des Anstands überschritten?

Das war dann, bei aller Lust an Trumps Taktlosigkeiten, selbst einigen einflussreichen Republikanern zu viel. Er habe den Bogen überspannt, sagte Erick Erickson, Gastgeber eines für Samstag geplanten Treffens Sozialkonservativer in Atlanta, Georgia, bei dem Trump die Hauptrede halten sollte. Erickson lud seinen prominenten Gast aus. Auch für unprofessionelle Leute, die sich gern schonungslos klar ausdrücken, gebe es "eine Grenze", sagte er CNN, "eine Grenze des Anstands".

Es ist die erste schwere Schlappe für Trump während seiner aktuellen Kampagne. Er hat in der republikanischen Partei keine Hausmacht und braucht dringend die Unterstützung mächtiger konservativer Kreise, wenn er im kommenden Jahr gegen eine Hillary Clinton antreten will - oder wen auch immer die Demokraten nominieren.

So könnte Trumps ungehobelter Umgang mit Frauen zum entscheidenden Schwachpunkt seiner Kampagne werden. Denn auch den wütendsten, robustesten Konservativen dürfte klar sein, dass man mit so offener Misogynie kein gutes Bild abgibt. Erick Erickson sagte dazu auf CNN: "Ich möchte niemanden auf der Bühne sehen, dem auf die harte Frage einer Frau nichts Besseres einfällt, als zu implizieren, ihre Hormone spielten verrückt."

"Whatever", nicht "Wherever"

Sogar Trump scheint erkannt zu haben, dass er sich im Ton vergriffen hat. Mit der Ausladung in Atlanta konfrontiert habe Trumps Team versucht, dessen Aussage zu entschärfen: Statt "wherever" habe Trump "whatever" sagen wollen: ein lapidares "Was auch immer", statt des unzweideutigen "Woher auch immer". Gemeint sei zudem Kellys Nase, nur ein Perverser würde etwas anderes denken, so das Statement. Ein schwacher Rettungsversuch.

Der Kelly-Eklat könnte nun Carly Fiorina, der einzigen weiblichen Bewerberin um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner unverhofft Aufwind verschaffen: Auf Twitter gab sich die 60-jährige Texanerin, ehemals Chefin des IT-Unternehmens Hewlett-Packard, solidarisch mit Megyn Kelly:

Trump selbst fehlt bisher offenbar ein schlagendes Argument, um die Affäre beiseitezuschieben, er zog am Samstag, ebenfalls auf Twitter, seine übliche Trumpfkarte: "So many 'politically correct' fools in our country. We have to all get back to work and stop wasting time and energy on nonsense!"

Ganz so einfach wird das wohl nicht sein.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten