Medienberichte Trump-Team hatte angeblich mehr als ein Dutzend Mal Kontakt mit Russland
Donald Trump hält weiter an seiner Version fest: Sein Wahlkampfteam habe keinerlei Kontakte nach Russland unterhalten. Die Zweifel daran wachsen, dafür sorgen auch Recherchen der Agentur Reuters.
"Ich erwarte, dass dieses Thema schnell beendet sein wird", sagte US-Präsident Donald Trump am Mittwoch und meinte Untersuchungen zu möglichen Verbindungen von Mitgliedern seines Wahlkampfteams nach Russland. Das Ergebnis würde letztlich belegen, was alle bereits wüssten: dass es keine Verbindungen zwischen seinem Wahlkampfteam und einem ausländischen Staat gegeben habe. Kurz zuvor hatte das Justizministerium den Sonderermittler Robert Mueller eingesetzt, der in der Sache aufklären soll.
Die Verbindungen der Trump-Vertrauten nach Russland könnten jedoch doch wesentlich intensiver gewesen sein, als bisher vermutet wurde. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und beruft sich auf Offizielle, die mit den Gesprächen und bisher geheimen Dokumenten vertraut sein sollen.
Den Reuters-Recherchen zufolge hatten der inzwischen entlassene Sicherheitsberater Michael Flynn und weitere Trump-Berater mindestens 18-Mal Kontakt mit russischen Offiziellen. Dabei handele es sich um Telefongespräche und E-Mails während der sieben Monaten vor der Präsidentschaftswahl.
Die bisher unter Verschluss gehaltenen Dokumente, die Auskunft über die Kommunikation geben, sind unter anderem Teil der Akten, die derzeit vom FBI untersucht werden, schreibt Reuters.
Demnach geben die bisher geheimen Unterlagen Auskunft über sechs Telefongespräche zwischen dem russischen Botschafter in Washington, Sergej Kisljak, und Michael Flynn. Flynn war im Februar nach nur 24 Tagen von seinem Posten als nationaler Sicherheitsberater zurückgetreten.
Zumindest dieser Fall war bereits bekannt: Flynn hatte vor seinem Amtsantritt mit dem russischen Botschafter über Sanktionen gegen Moskau gesprochen und darüber später falsche Angaben gemacht. Daraufhin musste er seinen Posten räumen. Bekannt war auch, dass etliche Trump-Wahlkampfberater, darunter seine drei Vertrauten - Michael Flynn, Paul Manafort und Carter Page -, weit verzweigte private und berufliche Kontakte nach Russland hatten.
Einrichtung eines geheimen Kommunikationskanals
Neu wären jedoch die von Reuters genannten Details aus den bisher geheim gehaltenen Akten - sie könnten dazu führen, dass der Druck auf das Trump-Team wächst, dem Sonderermittler weitere Akten auszuhändigen.
Die Gespräche zwischen Kisljak und Flynn sollen sich laut Reuters nach dem 8. November intensiviert haben. Dabei soll auch über die Einrichtung eines "geheimen Kommunikationskanals" geredet worden sein, um andere Behörden zu umgehen. Der Grund: Die könnten einer Verbesserung des amerikanisch-russischen Verhältnisses im Wege stehen.
Das Weiße Haus, der Anwalt von Michael Flynn und das russische Außenministerium wollten zu den Details keine Stellung nehmen, schreibt Reuters.
Neben den sechs Telefongesprächen kam es lautet Reuters zu zwölf weiteren Verbindungen - per Telefon, Textnachricht oder E-Mail.
"Es ist ungewöhnlich, dass es so viele Telefongespräche zu ausländischen Politikern gibt, besonders zu einem Land, das man als Gegenspieler oder sogar als feindliche Kraft sieht", sagt Richard Armitage, republikanischer Politiker und früherer Vizeaußenminister der Vereinigten Staaten.
Im Januar hatte das Weiße Haus anfänglich dementiert, dass es auch nur irgendwelche Kontakte mit russischen Offiziellen während des Wahlkampfes gegeben hatte. Später bestätige es unter anderem vier Treffen von Kisljak und Trump-Beratern in der Zeit. Bestätigt wurden zudem auch die Treffen von Kislyak mit dem späteren US-Justizminister Jeff Sessions.
mho/Reuters