Tweets zu Baltimore CNN-Moderator antwortet emotional auf Trump-Attacke

Stadtansicht von Baltimore: "Gefährlichster" Ort der USA
Foto: DREW ANGERER/ AFPImmer wieder ist da dieses eine Wort: "infested", zu Deutsch etwa "befallen". US-Präsident Donald Trump nutzte es am Samstag bei seiner Twitter-Tirade, um die mehrheitlich von Schwarzen bewohnte Stadt Baltimore niederzumachen. Ein "widerliches, von Ratten und Nagern befallenes Drecksloch" sei diese, der "schlimmste" und "gefährlichste" Ort der USA.
Die Beleidigungen waren Teil seiner Angriffe via Twitter auf den afroamerikanischen Abgeordneten Elijah Cummings. Er ist Trump-Kritiker und repräsentiert Marylands siebten Kongressbezirk im Abgeordnetenhaus - ein Bezirk, in dem mehrheitlich Afroamerikaner leben.
....As proven last week during a Congressional tour, the Border is clean, efficient & well run, just very crowded. Cumming District is a disgusting, rat and rodent infested mess. If he spent more time in Baltimore, maybe he could help clean up this very dangerous & filthy place
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) July 27, 2019
Dass dabei wieder das Wort "infested" fiel, ist CNN-Moderator Victor Blackwell zufolge keine Überraschung. Er analysierte und kommentierte die Tweets des Präsidenten in der Nachrichtensendung "Newsroom" am Samstagabend. Der knapp 162 Sekunden lange Clip wurde bereits von Tausenden Nutzern in dem sozialen Netzwerk geteilt. Blackwell zeigt darin auf, dass Trump den Begriff "infested" meist im Zusammenhang mit Verunglimpfungen von schwarzen politischen Gegnern benutzt.
President Trump tweeted that Rep. Elijah Cummings’ district is a “rodent infested mess” where “no human being would want to live.”
— CNN (@CNN) July 27, 2019
It’s @VictorBlackwell’s home district.
“When he tweets about infestation, it's about black and brown people,” Blackwell says. pic.twitter.com/VeCIIvQ4SJ
Der CNN-Moderator stellt klar: "Wenn er [Trump, Anm. d. Red.] über einen 'Befall" twittert, geht es um Schwarze und braune Menschen." Er selbst stamme aus Baltimore, sagt Blackwell schließlich, der Stadt, in der laut dem US-Präsidenten "niemand leben will". Dort gebe es ohne Frage Herausforderungen, sagte der Moderator mit Tränen erstickter Stimme, mehrfach musste er neu ansetzen. Aber die Menschen dort seien auch Amerikaner. Sie würden genauso ihren Flaggenschwur aufsagen wie Bürger aus republikanisch regierten Orten der USA.
Cummings ist scharfer Trump-Kritiker
Die Vorsitzende des Abgeordnetenhauses Nancy Pelosi nannte Trumps Twitter-Botschaften ebenfalls "rassistisch". Cummings sei ein angesehener Kollege und trete für Bürgerrechte und wirtschaftliche Gerechtigkeit ein. "Wir alle weisen die rassistischen Attacken gegen ihn zurück." Die Zeitung "Baltimore Sun" veröffentlichte einen Leitartikel, der mit den Worten überschrieben war: "Besser ein paar Ratten in der Nachbarschaft, als eine zu sein".
Trumps Stabschef hingegen wies die Rassismus-Vorwürfe gegen den Präsidenten bei Talkshow-Auftritten am Sonntagmorgen zurück. Dieser habe bei seiner Kritik an Cummings lediglich sprachlich etwas übertrieben.
Der demokratische Bürgermeister von Baltimore, der afroamerikanische demokratische Politiker Bernard Young, kritisierte Trumps Rhetorik als "schmerzlich und gefährlich" sowie "völlig unannehmbar".
Mr. President, I go home to my district daily. Each morning, I wake up, and I go and fight for my neighbors.
— Elijah E. Cummings (@RepCummings) July 27, 2019
It is my constitutional duty to conduct oversight of the Executive Branch. But, it is my moral duty to fight for my constituents.
Cummings selbst twitterte seine Antwort: "Herr Präsident, ich kehre täglich in meinen Wahlkreis nach Hause zurück. Jeden Morgen wache ich auf, und ich gehe raus und kämpfe für meine Nachbarn. Es ist meine verfassungsgemäße Pflicht, die Aufsicht über die Exekutive auszuüben. Aber es ist meine moralische Pflicht, für meine Wähler zu kämpfen."
Cummings ist Vorsitzender des Ausschusses für Aufsicht und Reformen im Repräsentantenhaus. Er hatte zuletzt Untersuchungen zu den Zuständen in Sammellagern für Migranten an der US-Grenze angestoßen.
Das US-Repräsentantenhaus hatte erst Mitte des Monats "rassistische Kommentare" Trumps gegen vier demokratische Abgeordnete scharf verurteilt. (Lesen Sie hier eine Analyse dazu.)