Ex-Berater George Papadopoulos Der Mann, der für Trump log

Ein kaum bekannter Name rückt in den Mittelpunkt der Russland-Affäre um Donald Trump: Ex-Wahlkampfberater George Papadopoulos hatte direkten Kontakt mit Moskau. Seine Rolle könnte entscheidend für die Ermittlungen sein.
Donald Trump

Donald Trump

Foto: SCALZO/EPA-EFE/REX/Shutterstock

George Papadopoulos war außer sich. "Zum x-ten Mal, ich bin NICHT der außenpolitische Berater Trumps!", twitterte er. "Ich habe KEINE Verbindung zum Trump-Lager. KEINE!" Zur Sicherheit legte er ein Alibi nach: "Ich bin zu Besuch bei meiner Mutter in Griechenland."

Papadopoulos ist ein harmloser Buchhalter aus Michigan. Leider hat er dank seines gängigen griechischen Namens einen weniger harmlosen Namensvetter. Dieser andere George Papadopoulos war im Wahlkampf 2016 tatsächlich ein Berater Donald Trumps - und ist jetzt über Nacht, als neuer Angelpunkt der Russlandaffäre, zur größten Gefahr für den jetzigen Präsidenten geworden (Lesen Sie hier mehr zu den Ermittlungen in der Russlandaffäre).

Während am Montag die Anklage gegen Trumps Ex-Wahlkampfmanager Paul Manafort und seinen Vertrauten Rick Gates die lautesten Schlagzeilen machte, ging ein dritter Fall fast unter: Papadopoulos (der Berater, nicht der Buchhalter), eigentlich ein kleiner Fisch in Trumps Wahlkampfteam, hat sich im Zusammenhang mit den Russland-Ermittlungen des Meineids schuldig bekannt - und arbeitet seit Juli sogar als "kooperativer" Informant für Sonderermittler Robert Mueller.

George Papadopoulos (3. v. li.) bei einem Meeting mit Trump (2016)

George Papadopoulos (3. v. li.) bei einem Meeting mit Trump (2016)

Foto: HANDOUT / REUTERS

Darin schlummert womöglich noch mehr Sprengstoff als in der Manafort-Anklage. Zumal Papadopoulos' Deal mit Mueller die bisher klarste Linie von Trumps Zirkel nach Moskau zieht.

"Keine Absprache!", tobte Trump noch, als sich Manafort und Gates dem FBI stellten, von TV-Kameras begleitet. Doch dann, nur Minuten später, veröffentlichte Muellers Büro das 14-seitige "Plea Agreement" mit dem erst 30-jährigen Papadopoulos. Seither sind Trumps Twitter-Tiraden verstummt - auf Anraten seiner Anwälte und seines Stabschefs John Kelly, wie es hieß.

"In bedeutsamem Umfang" für Trump aktiv gewesen

Doch wie wurde ein unbeschriebens Blatt wie George Papadopoulos (der Berater, nicht der Buchhalter) zum wichtigsten Akteur in diesem Skandal?

Papadopoulos wuchs nahe Chicago auf und studierte Politik und Wirtschaft. Laut seinem Berufsprofil beim Netzwerk LinkedIn arbeitete er von 2011 bis 2015 als Forschungsassistent beim Hudson Institute, einem konservativen Think Tank. 2016 jobbte er erst für den Trump-Rivalen Ben Carson und wechselte dann zu Trump. Der stellte ihn im März 2016 persönlich als Mitglied seines Außenpolitikteams vor: "George ist ein Öl- und Gasberater, exzellenter Kerl ." Papadopoulos sei "in bedeutsamem Umfang" für Trump aktiv gewesen, wenn auch meist nur via E-Mail, sagte ein Ex-Kollege zu CNN.

Papadopoulos nutzte seinen Job offenbar auch, um sich in Griechenland, der Heimat seiner Eltern, großzutun. Er habe einen "Blankoscheck" Trumps, sich einen Kabinettsposten auszusuchen, soll er dort geprahlt haben. In der Tat twitterte Athens Verteidigungsminister Panos Kammenos nach Trumps Wahlsieg: "Wichtig nun die Position des US-Griechen Giorgos Papadopoulos."

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Doch welche Rolle spielt er im Russland-Skandal? Moskau suchte einen direkten Draht zu Trump - und fand ihn in Papadopoulos. Der gibt zu, sich 2016 in London mehrmals mit einem russischen Professor getroffen zu haben, der enge Connections zum Kreml gehabt und ihm "Schmutz" über Hillary Clinton und "Tausende E-Mails" versprochen habe. Der Professor habe ihm weitere Russen vorgestellt, darunter eine Vertreterin des Außenministeriums. Diese dubiosen Kontakte begannen zur gleichen Zeit, als die E-Mails von Clintons Wahlkampfchef John Podesta gehackt wurden - doch bevor das bekannt war.

Papadopoulos versuchte den Mueller-Akten zufolge, mit dieser Information ein offizielles Treffen des Trump-Teams mit einflussreichen Russen zu arrangieren, wenn nicht gar eines von Trump selbst und Wladimir Putin. "Wir sind alle sehr, sehr begeistert über die Möglichkeit einer guten Beziehung zu Mr Trump", schrieb die Russin in einer von Mueller zitierten E-Mail. "Die russische Föderation würde ihn liebend gerne willkommen heißen."

Facebook-Account gelöscht, Handynummer geändert

Papadopoulos' Wahlkampf-Kollegen zeigten sich in E-Mails ebenfalls erfreut und ermutigten ihn, nach Moskau zu fliegen, waren zugleich aber besorgt, dass solche Kontakte gesetzeswidrig sein könnten. "Trump wird diese Reisen nicht machen", schrieb Manafort. "Es sollte jemand auf niedriger Ebene machen."

Auf diese Weise, so die Hypothese der Ermittler, könnte sich das Trump-Team später davon distanzieren. Genau das tat das Weiße Haus am Montag: Papadopoulos sei nichts weiter gewesen als "ein unbezahlter Freiwilliger", wiederholte Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders gebetsmühlenartig.

Papadopoulos wurde bereits im Januar vom FBI verhört, kurz nach Trumps Amtsantritt. Damals bestritt er, gewusst zu haben, dass er mit Vertretern der russischen Regierung zu tun gehabt habe. Im Februar löschte er seinen Facebook-Account, mutmaßlich um seine Kontakte zu vertuschen, und änderte seine Handynummer. Ende Juli, als er festgenommen wurde, gab er zu, gelogen zu haben. Die Anklage gegen ihn trägt das Datum 28. Juli - zwei Tage, nachdem Sonderermittler Mueller die Villa Manaforts durchsuchen ließ.

Warum kann das Trump nun gefährlich werden? Zwischen dem ersten Vehör und seiner Verhaftung habe Papadopoulos mit Mueller und dem FBI "bereitwillig kooperiert", heißt es. Daraus schließen Justizexperten, dass er auch mit einem versteckten FBI-Mikrofon ausgestattet gewesen sein könnte.

"Wenn du im Trump-Wahlkampf gearbeitet hast und neulich mit Papadopoulos gesprochen hast", warnte Clintons Ex-Sprecher Brian Fallon die einstigen Gegner auf Twitter, "dann wurdest du wahrscheinlich aufgezeichnet."

Mitarbeit: Giorgos Christides

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