Vorwahlen in Florida und Ohio Clinton ist durch, Trump noch nicht

Hillary Clinton
Foto: JUSTIN SULLIVAN/ AFPMehr und mehr zeichnet sich ein klarer Trend bei den US-Präsidentschaftswahlen ab: Vieles spricht dafür, dass Amerikas Wähler am 8. November entscheiden müssen, ob sie lieber Hillary Clinton oder Donald Trump im Weißen Haus sehen wollen.
Der zweite Super Tuesday mit wichtigen Vorwahlentscheidungen in Florida, Illinois, Missouri, North Carolina und Ohio hat sowohl Trump als auch Clinton ihrem Traum von der Präsidentschaft ein wichtiges Stück näher gebracht. Gleichwohl bleiben Risiken und Unwägbarkeiten - für beide Kandidaten. Fünf Lehren aus diesem großen Wahltag.
1) Trump ist kaum zu stoppen
In Florida hat Trump den heimischen Senator Marco Rubio regelrecht gedemütigt. Einziger Schönheitsfehler: Seine Niederlage in Ohio. Es ist damit weiter fraglich, ob der umstrittene Milliardär am Ende der Vorwahlsaison die nötige absolute Mehrheit der Delegierten auf seiner Seite hat. Aber er marschiert in Richtung Kandidatur, und viele Republikaner stehen jetzt vor der Entscheidung, wie sie sich ihm gegenüber verhalten. Stützen? Oder rebellieren? Trump will die Partei vereinen. Das Problem ist, dass sein Agieren nicht wirklich dazu beiträgt, einen Teamgeist zu entwickeln. Im Gegenteil: Die wachsende Gewalt auf seinen Veranstaltungen scheint auch viele Parteifreunde zu entsetzen.

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2) John Kasich fängt jetzt erst an
Die moderaten Republikaner haben einen neuen Hoffnungsträger: John Kasich, Gouverneur von Ohio. Durch seinen Sieg in seinem Heimatstaat durchkreuzte der 63-Jährige die Pläne Trumps. Er inszeniert sich als Gegenentwurf zum Milliardär, präsentiert sich als pragmatischer und mitfühlender Konservativer. Das macht er schon seit Beginn des Rennens, aber bisher merkte es kaum jemand. Er galt lange als Zählkandidat, jetzt ist er auf einmal einer der letzten drei Verbliebenen. Wie weit er noch kommen kann, ist ungewiss. Aber Kasich will bis zum Parteitag in Cleveland weiterkämpfen. Das Kalkül könnte sein, mit Rechtsaußen Ted Cruz eine Art Koalition zu bilden, quasi als Präsidentschaftskandidat und Vzepräsidentschaftskandidat, um Trump doch noch zu verhindern.
3) Zwei Optionen für den Republikaner-Parteitag
Aktuelle Schlagzeile aus Cleveland, Ohio: Die Polizei kauft 2000 zusätzliche Kampfausrüstungen - schusssichere Westen, Gasmasken, Schlagstöcke. Der Grund ist seit Dienstag erst recht offenbar: Der Wahlparteitag der Republikaner Mitte Juli in Cleveland dürfte eine heiße Schlacht werden, in der Kongresshalle wie auf der Straße. Nach dem zweiten Super Tuesday bleiben dem Republikaner-Establishment nur zwei Optionen: Es kann sich mit Trump arrangieren - oder versuchen, ihn per Parteitagsputsch auszuschalten. Beides sind heikle Schritte, die die Republikaner zerreißen oder ihnen zumindest das Weiße Haus versperren könnten. Solche Sorgen haben die politischen Widersacher nicht: Abertausende Gegendemonstranten haben sich bereits in Cleveland angesagt, um die Selbstzerstörung der Partei zu beschleunigen.
4) Hillary Clinton hat es geschafft
Mit ihren Siegen in Florida, Ohio und Illinois hat Clinton ihren Anspruch auf die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten endgültig bekräftigt. Bernie Sanders wird sie, zumindest was die Delegierten-Rechnung angeht, kaum mehr einholen können. Trotzdem: Sanders' Attacken haben ihre Mankos offenbart - Schwächen, die sich noch rächen könnten. Sie ist durch jahrzehntelange Skandale vorbelastet, gilt selbst bei Demokraten als nicht vertrauenswürdig, schwächelt bei Moderaten, Weißen, jungen Amerikanern. Auch ist ein Ende der Sanders-Sticheleien nicht abzusehen: Er will seine "Don-Quichotte-Kandidatur" ("New York Times") weiterführen.
5) Das Ende der herkömmlichen Regeln
Eines hat dieser Wahlkampf bereits gezeigt: Amerikas politische Regeln sind passé. Erstens: Geld regiert nicht mehr. 130 Millionen Dollar investierte Jeb Bush - in seinen Untergang. Der vermeintliche Superstar Marco Rubio hatte den Segen konservativer Förderer wie der Koch-Brüder und des Casino-Moguls Sheldon Adelson - und verglühte. Clinton hat die Wall Street im Rücken - muss jedoch um jede Stimme kämpfen. Zweitens: Die Partei wird irrelevant, vor allem bei den Republikanern, die Macht hat nun die Basis. Drittens: TV-Spots bringen nichts mehr. Trumps Gegner investierten Millionen Dollar in Florida und Illinois, um den Immobilienmogul in ein schlechtes Licht zu rücken. Es half nichts. Wahlwerbung läuft heutzutage kostenlos über Interviews in den Medien, Trump hat das besser verstanden als jeder andere seiner Rivalen.
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