Comey-Nachfolge Trump nominiert Christopher Wray als neuen FBI-Chef

Christopher Wray
Foto: REUTERS PHOTOGRAPHER/ REUTERSUS-Präsident Donald Trump will den Anwalt und früheren Mitarbeiter des Justizministeriums, Christopher Wray, zum neuen FBI-Chef ernennen. Das kündigte Trump bei Twitter an. Der Präsident hatte den vorherigen FBI-Chef James Comey im Zusammenhang mit der Affäre um Russlandkontakte des Trump-Wahlkampfteams gefeuert.
Trump machte seine Mitteilung nur zwei Stunden vor einer mit Spannung erwarteten Anhörung führender Geheimdienstler vor dem Senat. Am Donnerstag wird Comey selbst vor einem Senatskomitee aussagen.
Die Suche nach einem Kandidaten für den Chefposten beim FBI gestaltete sich für Trump schwieriger als gedacht. Ursprünglich wollte der Präsident innerhalb weniger Tage entscheiden, doch einige mögliche Kandidaten sprangen ab, andere stellten sich als politisches Risiko heraus.
Das Dilemma aus Trumps Sicht war es, jemanden zu finden, den er schätzt und dem er vertraut, der aber gleichzeitig nicht im Ruf stehen darf, ein verlängerter Arm des Weißen Hauses zu sein. Mit Wray will der Präsident nun einen passenden Kandidaten gefunden haben.
Die Ankündigung kam wie so häufig bei Trump via Twitter. "Details folgen", schrieb der Präsident, was manche in Washington vermuten ließ, Trump habe die Personalie womöglich öffentlich gemacht, ohne dies zuvor mit seinem Umfeld abzustimmen. In jedem Fall dürfte es dem Milliardär darum gehen, mit der Verkündung ein wenig in die Offensive zu gehen und zu zeigen, dass er noch regierungsfähig ist.
Seit Tagen wirft die Anhörung von Ex-FBI-Chef Comey ihren Schatten voraus und das Weiße Haus schien zuletzt wie gelähmt von der Debatte über die Ermittlungen rund um mögliche Kontakte von Trumps Wahlkampfteam nach Moskau.
Wray spielte Rolle im "Brückenskandal"
Wray wäre eine vergleichsweise pragmatische Lösung. Der 50-Jährige Anwalt hat viel Erfahrung in der Strafverfolgung und arbeitete einige Jahre als hoher Beamter im Justizministerium in der Regierung von George W. Bush. Er kennt sowohl Comey als auch Robert Mueller, den Sonderermittler in der Russlandaffäre, mit beiden arbeitete er im Justizministerium zusammen. Dieser Teil seines Hintergrunds dürfte ihm kaum Schwierigkeiten bereiten.
Noch aber ist Wray lange nicht FBI-Chef. Er wird, wie jeder andere Kandidat vor ihm auch, Anhörungen im Kongress stellen müssen. Sie dürften allerdings härter als üblich ausfallen, da die Bestellung des obersten Bundespolizisten in der aktuellen Gemengelage keine ganz einfache Veranstaltung ist.
Die Demokraten dürften nicht nur seine Zeit in der Bush-Regierung unter die Lupe nehmen. Stoßen könnten sich Trumps Gegner auch an Wrays Verbindung zu Chris Christie, dem Gouverneur von New Jersey. Wray beriet Christie als Anwalt im Zuge des "Brückenskandals", in dem es um die Frage ging, ob Vertraute des Gouverneurs als politische Racheaktion gezielt eine zentrale Brücke nach New York schlossen.
Vor allem aber dürfte es in den Anhörungen um seine politische Unabhängigkeit gehen. Denn eine zentrale Aufgabe Ways als neuem FBI-Chef wäre es, jene Ermittlungen in der Russlandaffäre zu koordinieren, in deren Zusammenhang der Präsident am 9. Mai Comey entließ. Wray selbst müsste ein Interesse daran haben, sich als eigenständiger Kandidat zu präsentieren, denn wie jeder andere, der vom Präsidenten für ein wichtiges Amt nominiert wird, wird auch er künftig ganz automatisch im Verdacht stehen, ein Mann von Trumps Gnaden zu sein.
Erste Reaktionen von Seiten der Demokraten fielen gemischt aus. Mark Warner, oberster Demokrat im Geheimdienstausschuss, warf Trump vor, mit der Verkündigung Wrays von den anstehenden Anhörungen "abzulenken". Andere äußerten sich wohlwollender. "Eine respektable Wahl", sagte Matthew Miller, enger Vertrauter des ehemaligen Justizministers Eric Holder.