Brisanter NYT-Bericht Warum die Steuer-Enthüllungen für Trump ein Problem sind

Donald Trump inszeniert sich gerne als "Selfmade-Milliardär". Nun wird die Geschichte durch den Bericht der "New York Times" als Märchen entlarvt. Doch dem US-Präsidenten droht wegen seiner Finanzen noch mehr Ärger.
Donald Trump

Donald Trump

Foto: Manuel Balce Ceneta/ AP

Sarah Huckabee Sanders musste einiges erklären, als sie am Mittwoch das erste Mal seit mehr als drei Wochen wieder vor die Presse trat. Ihr Chef Donald Trump hatte vor Anhängern auf einer Wahlkampfveranstaltung die Frau verhöhnt, die seinem umstrittenen Supreme-Court-Kandidaten Brett Kavanaugh versuchte Vergewaltigung vorwirft.

Trump habe nur die Fakten wiedergegeben, verteidigte die Pressesprecherin den Spott des US-Präsidenten über Christine Blasey Ford. Doch die Journalisten ließen nicht locker: Ob er sich dabei im Ton vergriffen habe? Ob er damit die Abstimmung über Kavanaugh gefährde? Warum habe der Präsident das überhaupt gesagt? "Jedes Wort, das Kavanaugh bislang gesagt hat, wurde auseinander genommen. Aber wenn jemand mal etwas über die Anschuldigungen gegen ihn sagt, geht er gleich zu weit und ist abscheulich", holte Sanders zum Gegenschlag aus.

In all den Fragen zu Trumps Verhalten im Fall Kavanaugh ging ein anderes brisantes Thema fast unter: Der Bericht der "New York Times" über Trumps Vermögen, Steuertricks und Steuerbetrug.

Über eineinhalb Jahre lang hat ein Team der Zeitung mehr als 100.000 Seiten Unterlagen ausgewertet und mit ehemaligen Angestellten des verstorbenen Vaters Fred Trump gesprochen. So ist es der Zeitung gelungen aufzuzeigen, wie die Eltern des heutigen Präsidenten ihren fünf Kindern ihr Vermögen vermachten - und wie die dabei offenbar mit Tricks viele Millionen Dollar Steuern hinterzogen. Der Bericht zeigt auch, wie wichtig das Geld des Vaters für den finanziellen Erfolg von Donald Trump selbst war.

Auf die Enthüllungen angesprochen, wiegelte Sanders ab: Das seien falsche Vorwürfe, basierend auf einer alten wieder aufgewärmten Geschichte. "Es gab keinen Betrug und keine Steuervermeidung." Ähnlich hatten sich zuvor bereits Trumps Anwalt und der Präsident selbst geäußert. Die Vorwürfe seien zu 100 Prozent falsch, teilte Charles J. Harder mit.

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Das Leugnen, Abstreiten und Herunterspielen hat allerdings bislang wenig gebracht - im Gegenteil: Der Bericht räumt nicht nur endgültig mit dem Märchen vom "Selfmade-Milliardär" Donald Trump auf, die Sache könnte sich auch zu einem weiteren handfesten Skandal in Trumps Präsidentschaft entwickeln. Die New Yorker Steuerbehörde beschäftigt sich bereits mit dem Fall. Sie hat angekündigt, alle Vorwürfe zu überprüfen.

Der Streit um Trumps Steuererklärungen

Aber nicht nur das: Sollten die oppositionellen Demokraten bei den Midterm-Wahlen am 6. November das Repräsentantenhaus gewinnen, könnten sie von der US-Steuerverwaltung Internal Revenue Service (IRS) mit ihrer Mehrheit sämtliche Steuererklärungen des Präsidenten anfordern - und womöglich sogar veröffentlichen.

Trumps Steuererklärungen sind bereits seit dem letzten Wahlkampf ein zentraler Streitpunkt: Präsidenten legen ihre Erklärungen für das Finanzamt üblicherweise offen, Trump verweigerte sich dieser Tradition jedoch.

Sollten die Dokumente nun schließlich doch an die Öffentlichkeit gelangen, könnten so eine Reihe interessanter Fragen beantwortet werden. Unter anderem ließe sich klären, wie reich Trump wirklich ist, welche genauen finanziellen Abhängigkeiten gegenüber Kreditgebern bestehen oder bestanden haben und ob es möglicherweise auch engere finanzielle Kontakte zu Russland gab.

Da ist noch mehr: Die Enthüllungen der "New York Times" machen deutlich, mit welchen Tricks Trump und seine Familie schon vor vielen Jahren versuchten, Steuerzahlungen zu vermeiden. Sollte Trump diese Praxis auch später fortgesetzt haben, könnten sich dazu in den aktuellen Steuererklärungen sicherlich Hinweise finden.

Mehr als unangenehm für Trump

Für Trump ist die ganze Sache so oder so schon jetzt mehr als unangenehm: Seine Beliebtheitswerte sind schlecht. Sollte sich nun auch noch bestätigen, dass er einen Sport daraus entwickelt hat, die Steuerkasse um Millionenbeträge zu prellen, könnte das viele Amerikaner zusätzlich verärgern. Natürlich werden Trumps treueste Fans wohl auch über dieses Problem hinwegsehen, aber gerade auf die wichtigen Wechselwähler könnte das Steuerthema Eindruck machen.

Kein Wunder, dass Trump und seine Strategen alles daran setzen, eine neue, große Diskussion über Trumps Finanzen im Keim zu ersticken. Selbst die Geschwister des Präsidenten, die sich sonst eher aus der Öffentlichkeit heraushalten, meldeten sich in einem Statement zu Wort. Die Steuern seien seinerzeit sachgemäß bezahlt worden, teilte Bruder Robert Trump mit. Damit sei in der Sache für die Familie alles gesagt. Man bitte, die Privatsphäre der verstorbenen Eltern zu respektieren. Über Tote sage man nichts Schlechtes.

Und auch Sarah Huckabee Sanders setzt auf Emotionalität. Das einzig Wahre am Zeitungsbericht sei, dass Trump senior dem Sohne vertraute.: "Er sagte, alles was er anfasse, würde zu Gold." Eine Anekdote, die auch Trump immer wieder gern erzählt - und die offenbar ähnlich falsch ist wie die Mär vom "Selfmade-Milliardär".

Das zeigen nicht nur die gescheiterten Geschäftsvorhaben Trumps in der Vergangenheit. Er wolle als Erster aus seiner Kandidatur und Präsidentschaft Kapital schlagen, hatte Trump angekündigt. Nun zeigt ein aktueller "Forbes"-Bericht , dass ihm auch das - bislang - nicht gelungen ist. Statt reicher zu werden, sei der Wert seines Vermögens von 4,5 Milliarden Dollar im Jahr 2015 auf nun 3,1 Milliarden Dollar gesunken.

Zusammengefasst: Ein Bericht der "New York Times" legt nahe, dass Donald Trump das von seinem Vater geerbte Millionenvermögen womöglich nicht korrekt versteuerte. Nun hat sich die New Yorker Steuerbehörde in den Fall eingeschaltet. Sollten die oppositionellen Demokraten bei den Midterm-Wahlen am 6. November das Repräsentantenhaus gewinnen, könnten sie von der US-Steuerverwaltung Internal Revenue Service (IRS) mit ihrer Mehrheit sämtliche Steuererklärungen des Präsidenten anfordern - und womöglich sogar veröffentlichen.

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