Roland Nelles

Donald Trump und das G7-Fiasko Es hilft nur Widerstand

Der US-Präsident brüskiert die wichtigsten Partner beim G7-Gipfel. Er folgt allein seinen Wünschen und Instinkten. Die Antwort der Europäer und Kanadier sollte eindeutig sein.
US-Präsident Donald Trump

US-Präsident Donald Trump

Foto: CLEMENS BILAN/ EPA-EFE/ REX/ Shutterstock

Der Untergang des Westens, das Ende der Nachkriegsordnung, Beginn eines neuen Zeitalters - es werden viele große Worte benutzt, um zu beschreiben, was Donald Trump gerade anstellt. Alle sind sie richtig und doch wieder nicht.

Das G7-Debakel zeigt: Das eigentliche Problem an Donald Trumps Politik ist Donald Trump. Sein Handeln folgt keiner Ordnung, keiner Vernunft, sondern allein dem Willen, der Beste, Wichtigste und Größte sein zu wollen. Der Zusammenbruch des Westens, die Zerstörung jahrzehntealter Freundschaften sind nur das Nebenprodukt dieses beispiellosen Egotrips.

Beim G7-Gipfel behandelt Trump die ältesten Freunde Amerikas wie Feinde. Gleichzeitig hofiert er Wladimir Putin und nennt Diktatoren wie den Nordkoreaner Kim Jong Un "ehrenwert". In diesen Männern erkennt er sich wieder. Er tut, was er will. Absprachen mit Partnern, Regeln der internationalen Ordnung, das zählt für ihn alles nicht.

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Bilder aus Kanada: Gipfel mit Nebenwirkungen

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Bloß Statisten für diesen Irrsinn

Trump will bestimmen, er duldet keinen Widerspruch. Er muss immer das erste und das letzte Wort haben. Deshalb war es klar, dass er dem Gipfel seine Agenda aufdrückt (Handelsstreit, Russland). Und deshalb war es auch logisch, dass er ihn nachträglich per Tweet aus dem Flugzeug platzen lässt - mit der Weigerung, die Gipfelerklärung zu unterschreiben. Es ist immer nur: Ich, ich, ich.

Trumps krudes Weltbild, in dem er ein Amerika malt, das angeblich seit Jahren nur ausgebeutet und übervorteilt wird, passt dazu. Weil Trump sich selbst für den Größten hält und allein seinem Bauchgefühl folgt, ist er rationalen Argumenten gegenüber nicht zugänglich. Er macht seine Instinkte, sein Denken zum Maß aller Dinge, obwohl es nur auf Halbwissen und Vorurteilen beruht.

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Das Problem des "Westens", von Angela Merkel, Justin Trudeau und Emmanuel Macron ist, dass sie sich so wie beim Gipfel in Kanada immer wieder als Statisten für diesen Irrsinn hergeben. Sie tun es, weil sie die alten Ideale, die alten Regeln hochhalten wollen. Sie glauben an die Kraft des Wortes, an Argumente, Bündnisse. Das ist ehrenwert, bringt aber im Umgang mit einem Egomanen wie Trump nichts. Spätestens jetzt haben sie das wohl verstanden.

Europa muss Trump übertönen

Den klügsten Satz hat in diesem Zusammenhang Frankreichs Präsident gesagt: Kein Anführer sei für ewig da, erklärte er, was eindeutig auf Trump gemünzt war. Beabsichtigt oder unbeabsichtigt hat Macron damit den Weg aufgezeigt, wie dieses üble Schauspiel beendet werden kann. Amerikas Wähler haben es in der Hand, Trump in die Schranken zu weisen. Sie können ihn und seine Partei, die Republikaner, bei den anstehenden Midterm-Wahlen für die Chaos-Politik abstrafen. Sie könnten ihn 2020 abwählen.

Europa kann dabei mittun: Indem es Widerstand leistet, indem es den Egomanen isoliert, indem es ihm aus dem Weg geht und den Bruch immer wieder sehr laut deutlich macht.

In diesem Ringen muss Europa auch lernen, Trump zu übertönen. Es muss nicht nur die eigenen Bürger, sondern auch die Amerikaner erreichen. Denn zwischen Basketball-Finale und Nordkorea-Gipfel haben etliche Menschen in den USA noch gar nicht wirklich mitbekommen, wie ernsthaft Trump gerade das westliche Bündnis beschädigt.

Natürlich hat Trump seine Anhänger, die ihn dafür feiern. Vielen anderen Wählern wird das aber nicht egal sein. Sie sind nun Europas wichtigste Verbündete - und sind Europas größte Hoffnung.

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