

Trumps Amtsübernahme Das ist eine Drohung

Donald Trump mit seiner Frau Melania und Tochter Tiffany
Foto: JIM BOURG/ AFPAus den Trümmern einer vollkommen zerstörten Nation ist ein Volkstribun aufgestiegen, der den vergessenen Massen endlich wieder zu ihrem Recht verhelfen wird - das ist die Botschaft des frisch eingeschworenen Anführers der Vereinigten Staaten von Amerika. Nicht mehr der freien Welt, das hat er klargemacht, die muss sich jetzt selbst um sich kümmern. Ihm geht es nur noch um Amerika.
Die Vereidigung des 45. US-Präsidenten markiert, so hat er es gesagt, nicht nur den Übergang der Macht von einem Präsidenten zum nächsten, von einer Partei zur anderen, sondern von Washington, der Chiffre einer selbstsüchtigen Machtelite, hin zum einfachen, bisher in seinen Bedürfnissen und Träumen ignorierten Volk.
Die Aggressivität des Präsidenten, seine Ankündigung einer rigorosen Umorientierung des Landes, sind beängstigend. Nicht etwa, weil er einmal mehr nur großartige Versprechungen gemacht hat, ohne konkrete politische Schritte anzukündigen.
Beängstigend vielmehr ist das Ressentiment in seiner Sprache. Heute sei der Tag, an dem endlich das Volk die Macht zurückbekommen habe - das ist eine Drohung. Die unverhohlene Verachtung, mit der Trump über das politische Establishment schimpfte - das ist eine Drohung. Die Ankündigung, sich nicht mehr um die Verteidigung oder das Wohlergehen anderer Nationen zu scheren - das ist eine Drohung. Und die Drohung lautet: Wir werden es euch zeigen.
Waren bisherige Amtseinführungen stets geprägt von versöhnlichen Tönen, dann war diese das genaue Gegenteil: eine Kampfansage an alle Gegner, eine radikale Abkehr von sämtlichen bisherigen Gewissheiten, eine Zurschaustellung der eigenen, unaufhaltbaren Stärke, ohne Rücksicht auf den Rest der Welt, ohne Blick in die Geschichte, nur stets voran. Dieser Präsident wird keine Kompromisse machen.
Donald Trumps Vorgänger Barack Obama war oft vorgehalten worden, er habe viel versprochen und dann wenig geliefert. Seine Vision der Versöhnung dieses gespaltenen Landes konnte er nicht umsetzen. Er hat damit viele Hoffnungen enttäuscht - die seiner Anhänger und auch jene vieler Menschen auf der ganzen Welt.
Donald Trump sieht sich als Botschafter einer Zeitenwende, sieht sich als Anführer, nein, Führer einer Volksbewegung. Er hat angekündigt, die Geschicke der Vereinigten Staaten über viele Jahre zu bestimmen - und nicht nur dieser, sondern die Geschicke der ganzen Welt.
Er hat damit eine neue Ära der Hoffnung eingeleitet: Die der verzweifelten Hoffnung darauf, dass seine Versprechen nicht Wirklichkeit werden.
IM VIDEO: Die Vereidigung Donald Trumps
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Donald Trump ist neuer US-Präsident. In seiner Antrittsrede machte er deutlich: Für ihn gilt "America first, America first" - es geht immer an erster Stelle um die USA.
Trump sagte, er wolle die Macht von Washington an das Volk zurückgeben. Das passte zu seinem Wahlkampf, in dem er auf eine Anti-Establishment-Stimmung gesetzt hatte.
Während Trump vor dem Kapitol sprach, protestieren linke Aktivisten im nahe gelegenen Geschäftsviertel von Washington, allerdings außer Sicht- und Hörweite der Feierlichkeiten vor dem Kapitol.
Auch Anarchisten mischten sich unter die Demonstranten. Die "Washington Post" berichtet, vielerorts wirkten die Demonstranten aber eher wie ein bunter Straßenkarneval mit Stelzenläufern und Clowns.
Dieser Mann hält ein Schild mit der Aufschrift "Trump ist nicht mein Präsident!"
Hunderttausende wurden vor dem Kapitol in Washington erwartet, um der Vereidigung beizuwohnen.
Vor seiner Antrittsrede leistete Trump den Amtseid auf die Verfassung der USA. Neben ihm standen Ehefrau Melania sowie seine Kinder.
Der erste Tag der Amtszeit von Trump war zugleich der letzte der Präsidentschaft von Barack Obama. Er hatte zuvor acht Jahre regiert.
Barack Obama und seine Ehefrau Michelle verließen Washington im Hubschrauber. Das Ehepaar flog später in den Urlaub.
Für Hillary Clinton muss es ein bitterer Tag gewesen sein: Als Kandidatin der Demokraten war sie angetreten, um die erste US-Präsidentin der Geschichte zu werden.
Doch Trump gewann bei der Wahl am 8. November. Für ihn begann der offizielle Teil der Amtseinführung mit einem Gottesdienst: Reverend Luis Leon empfing Trump und dessen Gattin Melania vor der St.-John's-Kirche in Washington.
Ein Hubschrauber fliegt über der Pennsylvania Avenue. Den Behörden zufolge sind wegen der Inauguration rund 28.000 Polizisten in Washington im Einsatz.
Zehntausende strömten zu Trumps Inauguration. Die Ersten trafen schon am frühen Morgen ein.
Bunte Capes sollen sie vor dem Regen schützen.
Ob er für oder gegen Trump ist? Dieser junge Mann wartet in Washington auf den Beginn der großen Zeremonie.
Der alte und der neue Präsident hatten sich bereits am Morgen der Amtseinführung im Weißen Haus getroffen, so ist es Tradition.
Zur Amtseinführung in Washington kommen traditionell auch die früheren Präsidenten. George W. Bush winkt hier vor dem Kapitol, neben ihm seine Frau Laura.
Auch die Mitglieder des Kabinetts waren natürlich bei Trumps Amtseinführung dabei. Hier der künftige Wohnungsbauminister Ben Carson mit seiner Frau Candy.
James Mattis ist der neue Pentagon-Chef, er wurde im Laufe des Tages vom Senat bestätigt.
New Yorks früherer Bürgermeister Rudy Giuliani mit seiner Frau Judith beim Eintreffen vor der St.-John's-Kirche.
Zu dieser Amtseinführung gehörten auch Proteste. Schon seit dem frühen Morgen demonstrierten Menschen in Washington gegen den neuen Präsidenten.
In eine beschmutzte US-Flagge gehüllt nahm diese junge Frau an den Anti-Trump-Protesten in der Hauptstadt teil.
Nach der Vereidigung ging es vom Kapitol in Richtung Weißes Haus. Einen Teil des Weges ging Trump zu Fuß, hier sitzt er aber noch im Auto.
Im Anschluss gab es hinter dem Weißen Haus eine Ehrenparade für den neuen Präsidenten.
Dabei hatten Trump und sein Vize Mike Pence sichtlich Spaß.
Erste Amtshandlung im Oval Office. Trump unterzeichnete einige Dekrete, unter anderem gegen Obamas Gesundheitsreform.
Später besuchten Trump und seine Frau noch drei Bälle. Zum ersten Tanz erklang "My Way" von Frank Sinatra.
Donald Trump trat gegen Mittag aus dem Kapitol, um den Amtseid des US-Präsidenten abzulegen.
Mit der Hand auf der Bibel schwor Trump: "I do solemnly swear that I will faithfully execute the Office of President of the United States,...
... and will to the best of my ability, preserve,...
...protect and defend the Constitution of the United States."
Danach hielt Trump eine Rede, die wie sein Wahlkampf war: Einfach, roh, radikal.
Hunderttausende waren zu der Zeremonie nach Washington geströmt. Er werde "Amerika wieder großartig machen", versprach Trump den Zuhörern und mahnte: "Kauft amerikanische Produkte."
Am Ende seines Amtseids sagte Trump: "So help me God." Auf religiösen Beistand berief er sich auch in seiner Antrittsrede: Die USA würden von Gott beschützt.
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