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Proteste: Flüchtlinge gegen "Dschungel"-Räumung

Foto: PASCAL ROSSIGNOL/ REUTERS

Flüchtlinge in Frankreich Ausschreitungen in Calais - neues Räumkommando im Anmarsch

Mit Bulldozern räumt die französische Polizei das Flüchtlingslager in Calais, die Bewohner wehren sich. In der Nacht brannten Zelte und Baracken, die Beamten setzten Tränengas ein. Die Behörden ziehen weitere Einsatzkräfte zusammen.

Bei der Teilräumung des Flüchtlingslagers in der französischen Hafenstadt Calais ist es zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Bewohnern gekommen. Das Lager war international als "Dschungel" bekannt geworden.

Unter starkem Polizeischutz hatte am Montag die umstrittene Räumung des Camps begonnen. Provisorische Unterkünfte, Baracken und Zelte der Migranten wurden mithilfe von Bulldozern und Einsatzkräften eingerissen. Flüchtlinge und Hilfsorganisationen protestierten gegen die Aktion.

Am Montagabend und in der Nacht eskalierten die Proteste. Insgesamt sollen 100 improvisierte Unterkünfte von behördlichen Räumkommandos zerstört worden sein, mindestens 12 Behausungen brannten ab, berichtet der britische Fernsehsender BBC. Migranten hatten mehrere Zelte und provisorische Bauten angezündet.

Einem Bericht des Senders BFMTV  zufolge gingen die Einsatzkräfte auch mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Protestierende vor. Eine Aktivistin der britischen Organisation "No Borders" sei festgenommen worden.

Nach den teils schweren Ausschreitungen in der Nacht sollen an diesem Dienstagmorgen erneut Räumkommandos anrücken, berichtet die BBC. Es wird damit gerechnet, das die komplette Räumung des Lagers Wochen dauern könnte.

Am frühen Montagabend hatte eine Gruppe von rund 150 Migranten eine Straße in der Nähe des Lagers blockiert. Dabei warfen einige von ihnen auch Steine auf Fahrzeuge, die auf dem Weg zur Verladung nach Großbritannien gewesen sein sollen. Die Polizei habe die Flüchtlinge schließlich von der Straße gedrängt.

Etwa 800 bis 1000 Einwanderer, die im Süden des "Dschungel" leben, sind nach offiziellen Angaben von der Räumung betroffen. Unterstützer der Lagerbewohner sprechen jedoch von mindestens 3400 Menschen, darunter Frauen und kleine Kinder. Die Präfektur von Calais erklärte, für alle Bewohner, die ihre Unterkunft verlieren, solle ein neuer Platz gefunden werden.

Nach der Ankündigung der Räumung durch die französische Regierung hatte ein Gericht in Lille die Aktion im südlichen Teil des Lagers in der vergangenen Woche zunächst gestoppt, später dann aber doch erlaubt.

In Calais sammeln sich seit Jahren Menschen, die illegal auf Zügen oder in Lkw über den Eurotunnel nach Großbritannien gelangen wollen. Sie versprechen sich dort bessere Chancen und beantragen deswegen kein Asyl in Frankreich.

Video: Reportage aus dem "Dschungel" (25.02.2016)

SPIEGEL ONLINE
cht/dpa
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