Snowdens Asylantrag Ecuador schiebt Verantwortung auf Russland ab

Ecuadors Präsident Correa: "Die Lösung liegt in russischen Händen"
Foto: Maurizio Gambarini/ dpaMoskau/Quito - Ecuadors Präsident Rafael Correa hat die Verantwortung über das weitere Schicksal des flüchtigen früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden Russland zugewiesen. Um Snowdens Asylantrag bearbeiten zu können, müsse er sich auf ecuadorianischem Boden befinden, sagte Correa am Samstagabend dem Privatsender Oromar. "Derzeit aber liegt die Lösung, sein weiteres Reiseziel, in den Händen der russischen Behörden."
Nach Meinung von Experten könnte ecuadorianischer Boden auch die Botschaft des südamerikanischen Landes in Moskau sein.
Der Präsident bekräftigte, sein Land könne nichts für die derzeitige Situation. Snowden stehe in Kontakt mit WikiLeaks-Gründer Julian Assange, der ihm zu dem Asylantrag geraten habe.
Die USA suchen Snowden als Enthüller umfassender Überwachungsprogramme des US-Geheimdiensts NSA per Haftbefehl. Sie fordern seine Auslieferung und haben seinen US-Pass entwertet, weshalb der 30-Jährige nach Darstellung Russlands seit einer Woche im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo festsitzt. Inzwischen bat Snowden Ecuador um Asyl.
Anruf von US-Vizepräsident Biden
Der russische Staatssender Rossija 24 berichtete am Samstag, die Behörden Ecuadors und Russlands verhandelten über das Schicksal Snowdens. Der ecuadorianische Außenminister Ricardo Patiño habe sich persönlich in die Gespräche eingeschaltet.
Präsident Correa hatte am Samstag bekanntgegeben, dass US-Vizepräsident Joe Biden mit ihm gesprochen habe. Biden habe ihn in einem Telefongespräch am Freitag "in knapper Form" mitgeteilt, dass die USA von Ecuador die Ablehnung des Asylantrags Snowdens erwarteten.
Der Präsident erklärte nun, seine Regierung werde sich die Argumente der US-Behörden anhören, die Entscheidung über ein Asyl liege aber letzten Endes bei ihr. Snowdens Enthüllungen über geheime britische und US-Programme zur Überwachung der Telefon- und Internetkommunikation bezeichnete Correa als "größten Spionagefall in der Menschheitsgeschichte".