Ehre für US-Präsidenten Die Welt würdigt Ronald Reagan
Washington - Der Tod des ehemaligen US-Präsidenten hat die Welt gerührt. Mitten in einer Zeit der neuen Konflikte im Irak und Krisen weltweit brachte der Tod Reagans plötzlich wieder die Erinnerung an den Kalten Krieg zwischen dem Westen und der Sowjetunion zurück. Dieser Konflikt hatte Reagans Amtszeit geprägt und er war es, der die Annäherung zwischen Ost und West zumindest einleitete.
Dementsprechend gerührt zeigte sich Reagans damaliger Kontrahent Michael Gorbatschow, der während der Reagan-Zeit in der Sowjetunion die Reformen auf den Weg brachte. "Reagan war ein großartiger Präsident", sagte der ehemalige sowjetische Präsident nach der Todesmeldung. Gorbatschow betonte, sein Dialog mit Reagan habe das Ende des Kalten Krieges eingeläutet". Wir waren dazu bestimmt, uns in den schwierigsten Jahren des 20. Jahrhunderts zu begegnen, als wir auf beiden Seiten die Gefahr eines Atomkrieges sahen", so Gorbatschow.
Der Republikaner und überzeugte Anti-Kommunist Reagan hatte die Sowjetunion einst als "Reich des Bösen" bezeichnet, jedoch zu Gorbatschow ein enges Verhältnis aufgebaut und mit diesem zur Überraschung vieler Zeitgenossen 1987 ein wegweisendes Abkommen zur Abrüstung atomarer Mittelstreckenraketen geschlossen. Symbolisch forderte er Gorbatschow bei einem Besuch im damaligen West-Berlin auf, die Mauer endlich zu öffnen.
Lob von der "Eisernen Lady"
Die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher nannte Reagan einen "wahren amerikanischen Helden". Mit Thatcher teilte der konservative Republikaner viele politische Grundüberzeugungen. Während er wegen seines Geschicks im Umgang mit den Medien "der große Kommunikator" genannt wurde, galt sie wegen ihrer Hartnäckigkeit als "die Eiserne Lady". Reagan habe mehr als jeder andere Politiker den Kalten Krieg für die Freiheit gewonnen", sagte Thatcher. "So viel gegen so viel Widerstand erreicht zu haben und mit so viel Humor und Menschlichkeit, das macht ihn zu einem wirklich großartigen amerikanischen Helden", sagte die langjährige Regierungschefin.
Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac würdigte Reagan als großen Staatsmann, der durch die Stärke seiner Überzeugungen und sein Bekenntnis zur Demokratie in der Geschichte große Spuren hinterlasse. Chirac war in Paris mit US-Präsident George W. Bush zusammengetroffen, dessen Vater unter Reagan Vize-Präsident gewesen war und dessen Politik manche Parallelen zu der Reagans aufweist. "Er lässt eine Nation zurück, die er wieder aufgebaut hat und eine Welt, die er mitgerettet hat", sagte Bush über seinen Parteifreund.
Bundeskanzler Gerhard Schröder würdigte das Engagement des Präsidenten zur Überwindung des Ost-West-Konflikts, durch die auch die deutsche Wiedervereinigung möglich geworden sei. In einem Brief an Bush schrieb Schröder, Reagans Engagement zur Überwindung des Ost-West-Konflikts habe auch zum Ende der deutschen Teilung beigetragen. "Mit Ronald Reagan geht ein Mann, der Deutschland in schwierigen Zeiten ein treuer Freund und Verbündeter war", erklärte Bundespräsident Johannes Rau.
Nur Gaddafi mäkelt
Ähnlich äußerte sich auch Altkanzler Helmut Kohl. Mit dem gemeinsamen Auftritt auf einem deutschen Soldatenfriedhof zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs 1985 in Bitburg habe Reagan ein Zeichen der Versöhnung zwischen früheren Kriegsgegnern gesetzt.
Leise Kritik kam indes aus Nordafrika. Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi sagte, Reagan sei zu früh gestorben, um ihn für seine Verbrechen vor ein Gericht zu stellen. Gaddafi wirft Reagan noch immer die Bombardierung der libyschen Hauptstadt Tripolis vor, mit der sich die USA für einen Anschlag in der Berliner Diskothek "La Belle" gerächt hatten. Ähnliche Töne kamen auch aus dem Libanon und Syrien. Meist anonyme Regierungsmitarbeiter sprachen von einer "schlechten Zeit für den Nahen Osten" währen der Reagan-Jahre.
Ronald Reagan hatte vor zehn Jahren bekannt gegeben, an Alzheimer erkrankt zu sein und sich danach völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Zuletzt hatte sich sein Gesundheitszustand weiter verschlechtert. Seine Frau Nancy beschrieb im Mai die zunehmend schlechtere Verfassung ihres Mannes. "Ronnies lange Reise hat ihn letztlich an einen entfernten Ort gebracht, an dem ich ihn nicht länger erreichen kann", sagte sie.
Staatsakt für den Ex-Präsidenten
In den USA wurden nach dem Tod Reagans die Fahnen an öffentlichen Gebäuden auf halbmast gesetzt. Nahe dem Bestattungsunternehmen bei Los Angeles, zu dem der Leichnam gebracht wurde, fanden sich Trauernde zum stillen Gedenken an den Toten ein. "Durch ihn hat man sich sicher gefühlt, egal, ob man ihn gewählt hatte oder nicht", sagte ein Trauernder. "Ich persönlich will ihn nicht gehen lassen", sagte ein anderer, während Menschen Blumen niederlegten und Fahnen in den Boden steckten.
Reagans Leichnam soll später in der nach ihm benannten Bibliothek in Kalifornien aufgebahrt werden, wo auch Teile der Berliner Mauer aufgestellt wurden. Ende der Woche soll Reagan in Washington ein Staatsbegräbnis erhalten - als erster US-Präsident seit dem Tod von Lyndon Johnson 1973. Zu der Zeremonie werden Staatschefs aus aller Welt erwartet.