Einsatz in Afghanistan Bundeswehr plant Tornado-Pannen ein

Zehn deutsche Aufklärungs-Tornados sollen am Montag nach Afghanistan starten - um wenigstens sechs bis zum Einsatzort durchzubringen. Nach SPIEGEL-Informationen gibt es in der Luftwaffe die Sorge, dass die Maschinen den langen Flug nach Masar-i-Scharif technisch nicht überstehen.

Hamburg – Der vom Bundestag beschlossene Einsatz von sechs Tornado-Aufklärungsjets in Afghanistan stellt die Bundeswehr vor peinliche logistische Herausforderungen. Um die Maschinen überhaupt an den Hindukusch zu bringen, hat die Luftwaffe eine umständliche mehrtägige Operation geplant, die am Montag im schleswig-holsteinischen Jagel beginnt.

Dort schickt Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) den Planungen zufolge zehn Maschinen auf den Weg – vier mehr, als am Zielort gebraucht werden. Grund ist nach SPIEGEL-Informationen die Sorge, dass mehrere Maschinen aus technischen Gründen nicht einmal den Flug zum Einsatzort ohne Pannen schaffen.

"Wir bleiben im Plan: Am 2. April Verlegung, am 9. April Unterstellung der Flugzeuge unter die Nato", sagte Jung der "Welt am Sonntag".

Die Tornados fliegen zunächst nicht etwa nach Osten, sondern Richtung Süden, zum italienischen Stützpunkt Decimomannu auf Sardinien. Dort wird die erste Übernachtung eingelegt und anderntags geprüft, welche Flugzeuge noch flugtüchtig sind. Die nächste Etappe absolvieren nur noch acht Tornados.

Die Flugzeugschar wird auf der weiteren Reise nach Afghanistan noch einmal kleiner: In den Vereinigten Arabischen Emiraten werden nach erneuter Übernachtung wieder zwei Jets ausgemustert. Die verbliebenen sechs Maschinen fliegen schließlich zum deutschen Stützpunkt im afghanischen Masar-i-Scharif, wo derzeit SPD-Chef Kurt Beck überraschend den Bundeswehrsoldaten einen Besuch abstattet.

Nach der Landung benötigen die Techniker zehn Tage, um die von der Reise gezeichneten sechs Tornados für die Aufklärungsmission vor allem im umkämpften Süden Afghanistans fit zu machen. Zum Einsatz können aber nur vier Maschinen kommen – die anderen werden aufwendig gewartet. Vielleicht werden es aber noch weniger Einsätze, fürchten Bundeswehrplaner. Denn wegen Lieferschwierigkeiten im benachbarten Pakistan droht in Masar-i-Scharif schon jetzt das Flugbenzin, das per Lastwagen herbeigeschafft wird, knapp zu werden.

Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums erklärte, bei dem "naturgemäß hohen Inspektionsaufwand" sei die hohe Zahl an Flugzeugen notwendig, um den Einsatz der sechs Aufklärer zu gewährleisten. Den Vorwurf, die Bundeswehr rechne von vornherein mit Ausfällen der Tornados, wies der Sprecher zurück. "Wir rechnen da mit überhaupt keinen Ausfällen", sagte er. Der Tornado sei ein sehr zuverlässiges Flugzeug.

kaz/AFP

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