Einsatz in Libyen Alliierte treiben Gaddafi in die Enge

Einsatz in Libyen: Alliierte treiben Gaddafi in die Enge
Foto: GORAN TOMASEVIC/ REUTERSLondon - Die internationale Militärallianz gegen Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi hat nach Angaben der britischen Armee dessen Luftwaffe vollständig außer Gefecht gesetzt. Ein ranghoher britischer Offizier sagte am Mittwoch, die libysche Luftwaffe "existiert als kämpfende Einheit nicht mehr".
Der Vizemarschall der britischen Luftwaffe Greg Bagwell sagte beim Besuch eines italienischen Stützpunkts nach Angaben britischer Medien, Gaddafis Luftabwehrsysteme und Kommandostrukturen seien so sehr zerstört worden, dass die Flugzeuge der Allianz ohne Gefahr im libyschen Luftraum operieren könnten. Auch Gaddafis Bodentruppen würden ständig überwacht und bei drohenden Angriffen auf die Zivilbevölkerung attackiert. "Wir haben ein Auge auf die unschuldigen Menschen in Libyen und stellen sicher, dass sie nicht angegriffen werden", sagte Bagwell.
Die US-Armee teilte mit, Truppen Gaddafis, die von Rebellen kontrollierte Städte attackieren wollten, würden von Kampffliegern der Allianz angegriffen. Gaddafis Truppen setzten die Angriffe auf Rebellen in mehreren Städten des Landes aber fort, wie Zeugen berichteten.
Nach Angaben eines Sprechers der US-Marine wurden zwischen Dienstagmittag und Mittwochmittag 97 Lufteinsätze gegen Kommandozentralen Gaddafis, Luftabwehrstellungen und Panzer geflogen. Auch dänische Kampfflugzeuge bombardierten erstmals Ziele in Libyen.

US-Verteidigungsminister Robert Gates betonte bei einem Besuch in Ägypten, es gebe keine zeitlichen Vorgaben für ein Ende des militärischen Einsatzes. Nach Angaben des US-Konteradmirals Gerald Hueber wurden bislang keine zivilen Opfer durch Luftangriffe der Allianz gemeldet. Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin allerdings erneuerte seine Kritik an dem Einsatz und sagte, dieser verschärfe das Leid der libyschen Zivilisten.
Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit Beginn der Luftangriffe am Samstag zeigte sich Gaddafi in der Nacht zum Mittwoch dennoch siegessicher. "Wir werden diese Schlacht gewinnen", sagte er in einer vor Anhängern vor seiner Residenz in Tripolis.
Debatte in der Nato geht weiter
In der Nato besteht allerdings weiter Uneinigkeit über die Rolle des Bündnisses bei dem Militäreinsatz. Die Nato-Botschafter diskutierten am Mittwoch in Brüssel über die Rolle des Bündnisses bei dem Einsatz. Insbesondere die USA wollen der Nato die Führung des Einsatzes übertragen. Frankreichs Außenminister Alain Juppé sagte dagegen in Paris, die Nato diene der Koalition "als Planungswerkzeug" und zur Einsatzführung, sie werde aber nicht die "politische Führung" ausüben.
Die von Frankreich angekündigte Kontaktgruppe für die internationalen Luftangriffe in Libyen soll sich nach seinen Angaben erstmals kommenden Dienstag in London treffen. An dem Treffen nähmen alle an dem Militäreinsatz beteiligten Staaten sowie die Afrikanische Union und die Arabische Liga teil.
Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die libysche Führung erneut zum sofortigen Ende der Gewalt im eigenen Land aufgerufen. In einer Erklärung vom Mittwoch ermahnte Ban alle Parteien, sich an die Resolutionen 1970 und 1973 des Sicherheitsrats zu halten. Mit ihnen waren Sanktionen gegen Staatschef Gaddafi und seinen Clan sowie ein Flugverbot über Libyen verhängt worden. Der Uno-Chef verurteilte die anhaltenden Angriffe von Gaddafis Truppen auf Sintan, Misurata und andere Städte im Westen Libyens und wiederholte die Warnung: "Alle, die in Libyen gegen das Völkerrecht und die Menschenrechte verstoßen, werden voll zur Rechenschaft gezogen."
Wie die Lage in Misurata derzeit ist, ist unklar. Für Berichte, wonach Luftangriffe die libyschen Regierungstruppen zum Rückzug gezwungen haben, gibt es keine offizielle Bestätigung. Augenzeugen in der Stadt berichteten, Bomben hätten die Luftfahrtakademie, ein Gelände neben dem Krankenhaus sowie etliche Panzer getroffen. Andere Panzer seien auf dem Rückzug und würden vor den alliierten Bombenangriffen fliehen.