Eklat im Europaparlament Brite attackiert SPD-Abgeordneten mit Nazi-Parole

Britischer EU-Abgeordneter Godfrey Bloom: Euro-Skeptiker mit Hang zur Provokation
Foto: Olivier_Hoslet/ picture-alliance / dpa/dpawebBrüssel - Und wieder hat es den SPD-Europaabgeordneten erwischt: "Ein Volk, ein Reich, ein Führer" - mit diesem Nazi-Spruch ist der britische Euro-Skeptiker Godfrey Bloom dem deutschen Parlamentarier bei einer Debatte ins Wort gefallen. Bloom wurde daraufhin aus dem Saal geworfen. Schulz war bereits in der Vergangenheit Ziel von Nazi-Vergleichen.
Eigentlich sollte am Mittwoch im über die Zukunft Europas gesprochen werden. Schulz warnte vor einem Auseinanderbrechen der Europäischen Union und kritisierte die Sonderrolle Großbritanniens, das sich an der Debatte über die Zukunft des europäischen Stabilitätspakts beteilige, obwohl es nicht zur Euro-Zone gehöre. "Einige Leute" würden sich über einen Zerfall der EU freuen, sagte Schulz mit Blick auf die Euro-Skeptiker im Saal.
Daraufhin fuhr Bloom von der eurofeindlichen Partei UKIP mit dem nationalsozialistischen Propaganda-Slogan dazwischen. Im Saal gab es sofort empörte Reaktionen und Rufe "Raus! Raus!". "Das geht zu weit", kritisierte der französische Christdemokrat Joseph Daul. Bloom solle sich entschuldigen. Der lehnte eine förmliche Entschuldigung jedoch ab. Der 61-Jährige setzte stattdessen noch eins drauf. Schulz sei ein "undemokratischer Faschist", beschimpfte er den Sozialdemokraten.
Der Parlamentspräsident griff ein
Schulz reagierte auf Blooms Zwischenruf mit den Worten, er habe die Geisteshaltung jener, die "ein Volk, ein Reich, ein Führer" gerufen hätten, stets bekämpft.
Der polnische Parlamentspräsident Jerzy Buzek griff angesichts des Eklats ein. Er ließ sich die Geschäftsordnung vorlegen. Nach Artikel 152 kann der Präsident bei fortgesetzter Störung dem Abgeordneten das Wort entziehen und ihn des Plenarsaals verweisen, notfalls mit Einsatz der Saaldiener. Buzek schickte den Briten dann auch aus dem Saal. Bloom verließ seinen Platz mit einer wegwerfenden Handbewegung.
Schulz war bereits im Juli 2003 Ziel eines Nazi-Vergleichs. Damals bezeichnete der italienische Ministerpräsident ihn als Idealbesetzung für die Filmrolle eines KZ-Aufsehers, nachdem der SPD-Politiker die Doppelrolle des Italieners als Regierungschef und Medienunternehmer in scharfer Form kritisiert hatte.