Frankreichs Präsident in Japan Macron schmiedet ein Bündnis gegen China

Frankreichs Präsident Macron ist schon zwei Tage vor dem G20-Gipfel nach Japan gereist. Sein Ziel: Eine Allianz mit den Demokratien in Asien - gegen die aufstrebende Weltmacht China.
Japans Premierminister Shinzo Abe und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron

Japans Premierminister Shinzo Abe und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron

Foto: LUDOVIC MARIN/ AFP

Der G20-Gipfel in Japan beginnt erst am Freitag, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist aber bereits vor Ort. Der Grund: China. Gemeinsam mit dem japanischen Premierminister Shinzo Abe versucht Macron, eine Allianz gegen die aufstrebende Weltmacht im indopazifischen Raum zu schmieden.

Das Konzept dahinter hatte Abe der Weltöffentlichkeit schon 2007 in einer Rede vor dem indischen Parlament vorgestellt. Im Kern geht es darum, dass Japan, Indien, Australien und andere Demokratien der Region sich der wachsenden Macht Chinas klarer gemeinsam entgegenstellen wollen.

Seit dieser Woche ist nun auch Frankreich als erstes europäisches Land dabei. Macron versprach eine "französisch-japanische Partnerschaft für eine hegemoniefreie indopazifische Region". Die Ansage war klar. In Peking werden sie mitgeschrieben haben.

Allianz wie im 19. Jahrhundert

"Ausgangspunkt ist die neue Weltwirklichkeit, in der China zu einem Zeitpunkt zum Hauptproblem wird, zu dem sich niemand mehr auf die USA verlassen kann", sagt Dominique Moisi. Den Pariser Außenpolitik-Experten erinnert die neue Allianz an jene des 19. Jahrhunderts.

Der frühere Harvard-Professor denkt an die kleinen Preußen, Österreicher und Engländer, die sich gegen den großen Napoleon vereinigten. Das funktionierte seinerzeit.

Shinzo Abe und Emmanuel Macron vor japanischen Soldaten

Shinzo Abe und Emmanuel Macron vor japanischen Soldaten

Foto: BLONDET ELIOT/ AFP

Aber wie soll heute eine Allianz von Japanern, Indern, Australiern und Franzosen gegen China funktionieren? "Viele mögen es als außenpolitische Spielerei abtun, aber es kann sein, dass Abe und Macron die richtige Intuition leitet", sagt Moisi.

Frankreich und Japan planen Rüstungskooperation

Macron betonte bei seinem Besuch, dass Frankreich sich für die "komplette Denuklearisierung" der indopazifischen Region einsetzen werde, wohlwissend, dass die französischen Atomversuche im Pazifik in Japan unvergessen sind.

Abe nannte Frankreich deshalb lieber "Seemacht", und nicht etwa Atommacht. Der japanische Premier blieb seiner Linie derweil treu:

  • Er will in Japan bis 2020 die Friedensverfassung ändern, die seinem Land alle Arten der Kriegsführung verbietet.
  • Das Ziel: Japan in die Lage zu versetzen, einem verbündeten Land militärisch zu helfen, möglicherweise auch Frankreich.

Etwa dann, wenn China einer französischen Insel im Pazifik zu nahe kommen sollte. Und die 8000 französischen Soldaten, die Frankreich von Afrika bis Tahiti stationiert hat, und von denen Macron voller Stolz in Tokio sprach, im Konfliktfall nicht mehr ausreichen. Dabei müssen sich Tokio und Paris gar nicht verstecken:

  • Gemeinsam mit Indien verfügten sie 2018 über Militärausgaben in Höhe von 177 Milliarden Dollar.
  • Chinas Militärausgaben wurden 2018 auf 250 Milliarden Dollar geschätzt.

Zudem gaben Abe und Macron bekannt, künftig stärker im Rüstungsbereich zusammenzuarbeiten. Sie wollen in gemeinsame Infrastruktur im Pazifik investieren, etwa in Unterseekabel.

Eine erste gemeinsame Investorenkonferenz soll im Herbst auf der südpazifischen Inselgruppe Neukaledonien stattfinden. Trotz solcher Signale bleibt das Symbolpolitik. Wichtig, so der Experte Moisi, sei die Botschaft dahinter: eine "Allianz der Demokratien in Asien".

Paris und Berlin verfolgen offenbar eine andere Asien-Strategie

Frankreich verfolgt in dieser Weltregion eine besondere Strategie. Für Afrika, hatte Macron noch vor Kurzem gesagt, gebe es keine französische, sondern nur noch eine europäische Politik. In Asien gilt das offenkundig nicht.

Die Regierung in Berlin verfolgt offenbar eine andere Strategie. "Deutschlands Politik in Asien ist merkantilistischer", sagt Moisi. In Paris herrscht die Auffassung, dass Kanzlerin Angela Merkel und ihre außenpolitischen Berater der indopazifischen Allianz aufgrund der größeren Handelsinteressen mit China skeptisch gegenüberstehen.

Beobachter gingen bislang davon aus, dass Japan als große Exportnation einen ähnlichen Kurs wie Deutschland verfolge. Aber die Weltwirklichkeit ändert sich gerade rasant.

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