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Macrons Rede zum Weltkriegsgedenken "Patriotismus ist das Gegenteil von Nationalismus"

Frankreichs Präsident Macron hat seine Rede zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs zu scharfer Kritik an Donald Trump genutzt. Ein Land, das nur an seine eigenen Interessen denke, verliere seine moralischen Werte.

Der französische Staatschef Emmanuel Macron hat in seiner Rede zum Ende des Ersten Weltkriegs vor den Gefahren des Nationalismus gewarnt. Die "alten Dämonen", die zum Ausbruch des Krieges und dem Tod von Millionen Menschen führten, würden wieder stärker, sagte Macron in seiner Ansprache am Triumphbogen in Paris.

Knapp 70 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt waren zu den Gedenkfeierlichkeiten in die französische Hauptstadt gereist, um an den Waffenstillstand vom 11. November 1918 zu erinnern. Unter den Gästen war auch Donald Trump, dessen Politik er scharf kritisierte, ohne den Namen des US-Präsidenten ausdrücklich auszusprechen.

"Patriotismus ist das exakte Gegenteil von Nationalismus. Nationalismus ist ein Verrat am Patriotismus", sagte Macron. "Wer sagt 'Unsere Interessen zuerst, ganz egal was mit den anderen passiert', der löscht das Wertvollste aus, das eine Nation haben kann, das eine Nation groß macht und das Wichtigste ist: seine moralischen Werte".

Offenkundig spielte der französische Präsident damit auf Trumps Wahlkampfslogan "America First", "Amerika zuerst", an - sowie auf Äußerungen, in denen sich der US-Präsident selbst als "absoluten Nationalisten" bezeichnet hatte.

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Weltkriegsgedenken in Paris: Ernster Macron, grinsender Trump

Foto: FRANCOIS MORI/ AFP

Trump selbst, der wenige Meter von Macrons Pult Platz genommen hatte, zeigte keine äußere Reaktion auf die Worte des Gastgebers.

Der französische Präsident appellierte: "Lasst uns unsere Hoffnungen zusammenführen, statt unsere Ängste gegeneinander auszuspielen."

Handschlag zwischen Trump und Putin

Schon vor Macrons Ansprache war Trump auf Distanz zu den anderen Teilnehmern der Gedenkveranstaltung gegangen. Während der Gastgeber und fast alle anderen Gäste in Bussen zum Ort der Feierlichkeiten am Fuße des Triumphbogens gebracht wurden, wählte Trump einen anderen Weg: Er fuhr in einem eigenen Konvoi in seiner Präsidentenlimousine über die Champs-Élysées in Paris.

Dabei kam es zu einem Zwischenfall: Zwei barbusige Frauen überkletterten die Absperrungen am Rande der Straße und versuchten, sich Trumps Konvoi zu nähern. Während eine Demonstrantin sofort aufgehalten wurde, gelang es einer zweiten Frau, sich der Limousine des US-Präsidenten bis auf wenige Meter zu nähern. Die feministische Femen-Bewegung bekannte sich kurz darauf zu der Aktion.

Nach Trump war als Letzter auch der russische Präsident Wladimir Putin zu der Gedenkveranstaltung eingetroffen. Er schüttelte Trump und seiner Ehefrau Melania die Hand und hob seinen rechten Daumen.

syd/AP/Reuters
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