Trümmerteile und verkohlte Holzbalken im Inneren der Kathedrale Notre-Dame
Foto: Christophe Petit Tesson/ dpaNach dem verheerenden Brand von Notre-Dame hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in einer Fernsehansprache einen raschen Wiederaufbau gefordert. Die Kirche solle innerhalb von fünf Jahren wiederhergestellt werden.
"Wir werden Notre-Dame noch schöner wieder aufbauen", sagte Macron. Er wolle, dass die Reparaturen innerhalb von fünf Jahren abgeschlossen seien. "Wir können das schaffen", sagte der Präsident. Die Katastrophe sei auch eine Chance, enger zusammenzurücken und über die Zukunft Frankreichs nachzudenken, so Macron.
Macron wollte am Montagabend in einer TV-Ansprache eigentlich Reformmaßnahmen im Zuge der von ihm angestoßenen "Nationalen Debatte" verkünden. Er hatte die Rede dann aber wegen des Feuers in Notre-Dame verschoben. In seiner kurzen Ansprache nach dem Brand verschob Macron die geplante Rede zu den Reformplänen nun auf unbestimmte Zeit.
Im Moment sei nicht die richtige Zeit dafür, sagte Macron. Er hatte eine Bürgerdebatte zur Beruhigung der "Gelbwesten"-Krise im Januar ins Leben gerufen und den Franzosen für Mitte April konkrete Ergebnisse versprochen.
Bereits unmittelbar nach dem Brand hatte Macron angekündigt, Notre-Dame wieder aufbauen zu wollen. Die Kathedrale sei "das Epizentrum unseres Lebens", hatte Macron gesagt. (Lesen Sie hier mehr zu den baulichen Schwierigkeiten der Instandsetzung)
Bei dem stundenlangen Brand war das Dach von Notre-Dame vollständig zerstört worden. Nach Einschätzung der Feuerwehr hing das Feuer mit Arbeiten zusammen, die an der Fassade des Bauwerkes durchgeführt wurden. Dafür war ein riesiges Baugerüst an der Kirche installiert worden.
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Am frühen Montagabend liefen die ersten Eilmeldungen über die Nachrichtenticker: Die Pariser Kathedrale Notre-Dame brennt.
Eine riesige Rauchwolke war über der Stadt zu sehen. Das Dach der Kirche stand, wie man kurz darauf erfuhr, komplett in Flammen.
Großeinsatz der Feuerwehr: Bis zu 400 Einsatzkräfte kämpften um das Pariser Wahrzeichen.
Das Feuer sei auf dem Dachboden der Kathedrale ausgebrochen und gegen 18.50 Uhr am Montagabend entdeckt worden, hieß es von der Feuerwehr.
Der Brand hängt ersten Untersuchungen zufolge offenbar mit den Renovierungsarbeiten zusammen.
Als eines der weltweit imposantesten Meisterwerke gotischer Architektur zählt Notre-Dame zum Weltkulturerbe der Unesco.
Von einem Boot auf der Seine haben Touristen einen unerwarteten Ausblick auf die dramatischen Szenen. Die weltberühmte Kathedrale zieht jährlich fast 13 Millionen Touristen und Gläubige an und ist damit das meistbesuchte Wahrzeichen der französischen Hauptstadt.
Der kleine Spitzturm über der Mitte des Kirchenschiffes stürzte am frühen Montagabend in sich zusammen.
Um die Renovierung der Kathedrale hatte es in der Vergangenheit Debatten gegeben, das Geld fehlte.
Die Île de la Cité, die Insel inmitten der Seine, auf der die weltberühmte Kathedrale steht, wurde evakuiert.
Frankreichs Premierminister Édouard Philippe schrieb auf Twitter: "Unsere Traurigkeit ist unbeschreiblich, aber wir kämpfen immer noch. An diesem Abend kämpfen die Feuerwehrleute heldenhaft gegen das Feuer."
"Das Schlimmste konnte verhindert werden", sagte Staatschef Emmanuel Macron, denn die Fassade und die beiden Haupttürme seien nicht zusammengestürzt. Er versprach einen Wiederaufbau der Kathedrale und kündigte eine nationale Spendenaktion an.
Die französische Milliardärsfamilie Pinault, die an der Spitze des Luxusmodekonzerns Kering (Gucci, Saint Laurent, Balenciaga) steht, kündigte an, 100 Millionen Euro bereitzustellen.
Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt zu dem Brand. Es gehe dabei um eine "unbewusste Zerstörung" durch Feuer, sagte ein Sprecher.
Das Ausmaß der Zerstörung ist gewaltig: Nach dem verheerenden Brand in der weltberühmten Pariser Kathedrale Notre-Dame bezeichnet ein Feuerwehrsprecher die Schäden als dramatisch.
Über Twitter teilte der französische Zivilschutz am Montagabend mit, dass man alles tue, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Auf Flugzeuge, die Wasser auf das Gebäude abwerfen, verzichte man aber.
Dies könne zum Einsturz des gesamten Gebäudes führen. Damit bezogen sich die Einsatzkräfte auf einen Tweet des US-Präsidenten Donald Trump. Dieser hatte vorgeschlagen, Löschflugzeuge einzusetzen.
Die Geschichte der Kirche reicht bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. Fast 200 Jahre vergingen bis zur Fertigstellung.
Zwischenzeitlich hatte die Feuerwehr befürchtet, die gesamte Kirche könnte einstürzen. Priorität der Arbeiten sei es gewesen, die Struktur der beiden großen Türme zu schützen.
Neben den massiven Zerstörungen am Dach gab es auch im Inneren der Kathedrale Schäden. Hunderte Jahre alte Kirchenfenster gingen zu Bruch.
Der größte Teil der religiösen und künstlerischen Schätze konnte gerettet werden. So wurde eine der wichtigsten Reliquien der katholischen Kirche gerettet. Es handele sich dabei um die Dornenkrone, die Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen haben soll, sagte Patrick Chauvet, Direktor der Kathedrale. Die Flammen hätten den Kirchenschatz nicht erreicht.
In der Nacht sagte Feuerwehrsprecher Gabriel Plus, das Feuer sei "vollkommen unter Kontrolle" und "teilweise gelöscht".
Es gebe aber noch einige Glutnester, die gelöscht werden müssten. Bei dem Großeinsatz wurde ein Feuerwehrmann schwer verletzt.
Die Brandgefahr sei gebannt, nun müsse man schauen, wie die Struktur des Gebäudes dem schweren Brand standhalten werde, sagte der Staatssekretär im Innenministerium, Laurent Nuñez, am frühen Dienstagmorgen dem Sender BFM TV.
Experten und Architekten wollten am Morgen darüber beraten, wie die Feuerwehr ihre Arbeit fortsetzen kann und ob die Kathedrale stabil ist, so Nuñez. Rund hundert Feuerwehrwehrleute seien noch im Einsatz.
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