Entführung im Jemen Muslim stritt mit Deutschem über Missionierung
Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes hat Erkenntnisse, wonach aufgebrachte Muslime den deutschen Techniker Johannes H. bedrohten und aufforderten, seine Missionierungsversuche einzustellen. Der Mann aus Sachsen schilderte den Zwischenfall in einem Rundbrief an Freunde in Deutschland.
Er habe in einem Teehaus in Saada einen Muslim kennengelernt und mit ihm spirituelle Gespräche geführt. "Außerdem", berichtete Johannes H., "ermutigte ich ihn, die Bibel zu lesen." Nach einiger Zeit sei allerdings der Bruder des Mannes in dem Krankenhaus in Saada erschienen, in dem Johannes H. und seine Frau Sabine arbeiteten, und habe ihm gedroht, ihn bei den geistlichen Autoritäten anzuzeigen. Der Missionsversuch, habe der Mann zu H. gesagt, sei bereits Diskussionsthema in den Moscheen.
Offenbar schenkte der Vater von drei kleinen Kindern der Warnung aber wenig Beachtung. "Betet für seinen Glauben", bat Johannes H., "und dass er tatsächlich zum Glauben kommt und Jesus als seinen Herren annimmt."
Auch in den Hinterlassenschaften der von den Entführern erschossenen deutschen Frauen Rita S. und Anita G. aus dem westfälischen Lemgo fanden die Ermittler Missionsschriften.
Der Krisenstab geht mittlerweile davon aus, dass die Deutschen vor Ort als Missionare bekannt waren. Auf den Aufenthalt im Jemen hatten Johannes H. und seine Ehefrau sich unter anderem im hessischen Ort Eppstein bei Wiesbaden vorbereitet, bei einer Organisation namens "Weltweiter Einsatz für Christus", die Mitglied in der "Arbeitsgemeinschaft evangelikaler Missionen" ist. In dem Konzept der Gruppe heißt es: "Wir sehen unseren Auftrag vor allem in der Evangelisation der noch unerreichten Völker der Welt."
Laut Rekonstruktion der Entführung durch deutsche Ermittler des Bundeskriminalamtes (BKA) und jemenitische Beamte war eine sechsköpfige Gruppe von strenggläubigen Christen mit drei Kindern am Freitag vergangener Woche gegen 16 Uhr in einem Toyota-Geländewagen aus Saada losgefahren, um einen befreundeten Arzt im Umland der nordjemenitischen Stadt zu besuchen. Dort habe man Tee getrunken und sei gegen 18 Uhr wieder aufgebrochen. Zeugen beobachteten, wie die Gruppe von mehreren Bewaffneten in einem schwarzen Suzuki Vitara angehalten wurde.
Gegen 18.45 Uhr gelang es einer der beiden jungen deutschen Frauen, mit ihrem Handy bei der deutschen Krankenschwester Rosa K. in Saada anzurufen. Die Frau konnte aber nur wenig verstehen und legte auf. Die Ermittler vermuten, dass die Entführer unmittelbar danach drei ihrer Opfer mit Kopfschüssen in einem Flussbett exekutierten. Neben einem der Körper fand die Polizei später eine Patronenhülse.
Wegen des vermuteten Zusammenhangs zu Missionierungsversuchen hält der Krisenstab Islamisten als Täter für wahrscheinlich. Die von der jemenitischen Regierung zunächst verdächtigten schiitischen Rebellen unter Führung von Abd al-Malik al-Huthi weisen jede Verantwortung von sich. Jahja al-Huthi, der Bruder des Rebellenführers, versicherte: "Wir suchen sowohl nach den Entführern als auch nach den Entführten, deren Unversehrtheit im Vordergrund steht." Sollten sie die Täter finden, so Jahja al-Huthi, würden sie an die Ermittler übergeben.
Gefahr für Touristen im Jemen
Eine fünfköpfige Familie aus Sachsen wird zusammen mit Begleitern verschleppt. Zwei Deutsche und eine Koreanerin wurden bereits am ersten Tag erschossen. Zwei Kinder der sächsischen Familie wurden im Mai 2010 freigelassen.
Ein niederländischer Ingenieur, der für ein Wasserprojekt arbeitete, und seine Ehefrau werden in einem Vorort der Hauptstadt Sanaa verschleppt und in das 80 Kilometer entfernte Dorf der Entführer gebracht. Nach zwei Wochen Geiselhaft wird das Ehepaar freigelassen. Dem Vernehmen nach erhielten die Entführer Schmerzensgeld für Stammesangehörige, die bei einem Schusswechsel mit der Polizei im April 2008 verletzt worden waren.
Bei zwei Selbstmordattentaten auf Südkoreaner innerhalb einer Woche werden vier Touristen und ein jemenitischer Reiseführer getötet. Zum ersten Anschlag kommt es auf einem Aussichtpunkt vor der Unesco-Welterbe-Stadt Schibam in der Provinz Hadramaut.
Drei Tage später gilt ein Attentat einer Delegation in Sanaa, die aus Südkorea in den Jemen gereist war, um mehr über die Hintergründe des ersten Vorfalls zu erfahren. Dabei tötet der Sprengsatz nur den Attentäter selbst, der den Konvoi der Südkoreaner knapp verfehlte. Zu der Attacke bekennt sich die Terrorgruppe al-Qaida.
Ein aus Niedersachsen stammender Ingenieur wird zusammen mit zwei jemenitischen Kollegen in der Provinz Schabwa, etwa 570 Kilometer von Sanaa, entführt. Die Kidnapper lassen den 56-Jährigen, der für ein Gaspipeline-Projekt arbeitete, nach drei Tagen frei. Ein Verwandter von Präsident Ali Abdullah Salih hat ihnen zugesagt, die Behörden würden ihre Forderung nach der Freilassung eines wegen Mordes inhaftierten Angehörigen wohlwollend prüfen.
Eine Entwicklungshelferin der GTZ und ihre Eltern aus Kiel werden in der Region al-Bajda im Bergjemen von bewaffneten Stammesangehörigen verschleppt und fünf Tage lang in einem Bergdorf festgehalten. Die Geiselnehmer forderten die Freilassung von zwei inhaftierten Angehörigen und eine finanzielle Entschädigung für ein unvorteilhaftes Grundstücksgeschäft. Die Architektin, eine Expertin für den Erhalt historischer Bauten, will vorerst im Jemen bleiben.
Bei einem Anschlag auf die US-Botschaft in Sanaa kommen sechs Polizisten, sechs Angreifer und vier Zivilisten ums Leben. Bis auf eine Inderin sind alle Opfer Jemeniten. US-Diplomaten werden nicht verletzt. Die jemenitische Führung erklärt, der Anschlag trage die Handschrift der Terrorgruppe al-Qaida.
Auf ein Wohnviertel, in dem unter anderem US-Diplomaten und ausländische Mitarbeiter von Ölfirmen wohnen, werden drei Mörsergranaten abgefeuert. Das US-Außenministerium zieht aus Sicherheitsgründen die meisten seiner Botschaftsangehörigen aus der jemenitischen Hauptstadt ab. Zu der Attacke bekennt sich eine lokale Qaida-Terrorzelle.
Auf das Gelände der US-Botschaft in Sanaa werden vier Mörsergranaten abgefeuert. Sie verfehlen ihr Ziel und treffen stattdessen den Innenhof einer Mädchenschule. Ein Wachmann der Botschaft kommt ums Leben, drei weitere Wachmänner und 13 Schülerinnen werden verletzt.
Islamische Extremisten eröffnen in der Provinz Hadramaut das Feuer auf einen Konvoi mit belgischen Touristen. Zwei Belgierinnen und zwei der jemenitischen Begleiter sterben bei der Attacke, ein weiterer Belgier und drei Jemeniten erleiden Verletzungen. Die 15-köpfige Touristengruppe befand sich auf einer Besichtigungstour zu den historischen Stätten in Sayoun, rund 900 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Sanaa.
Acht Spanier und zwei Einheimische kommen ums Leben, als sich ein Selbstmordattentäter in der Nähe des Mondtempels von Marib mit seinem Fahrzeug in die Luft sprengt. Sechs weitere Spanier wurden Verletzungen erlitten. Hinter dem Attentat soll das Terrornetzwerk al-Qaida stecken.
Der Ex-Außenstaatssekretär Jürgen Chrobog, seine Frau und seine drei Söhne werden während ihres Weihnachtsurlaubs in der Region Marib im Osten des Landes entführt und nach drei Tagen wieder freigelassen.