Entführung von Abu Omar Italienischer Top-Geheimdienstler festgenommen
Rom - Italienische Nachrichtenagenturen meldeten am Morgen die Festnahme von Marco Mancini und mindestens einem Agenten des italienischen Geheimdienstes SISMI. Mancini ist nach Angaben der Zeitung "La Repubblica" praktisch die Nummer zwei des SISMI hinter dessen Direktor Nicolo Pollari. Weder der Geheimdienst noch der mit den Ermittlungen befasste Mailänder Staatsanwalt Armando Spataro wollten sich zu dem Bericht äußern. Mancini wäre der erste italienische Staatsbürger, der in die Untersuchung des Falls verwickelt ist.
Der radikale Imam Osama Mustafa Hassan Nasr, genannt Abu Omar, war im Februar 2003 in Mailand entführt worden. Auf offener Straße hatten ihn mutmaßliche CIA-Agenten auf seinem Weg von seiner Wohnung zur Moschee in ein Auto gezerrt und ihn nach Ägypten verschleppt, wo er bis heute in einem Kairoer Gefängnis sitzt - ohne Anklage, wie der Anwalt seiner Frau sagt. Nach eigenen Angaben wurde Abu Omar in ägyptischer Haft gefoltert.
Im Dezember 2005 hatte ein Richter in Mailand 22 Haftbefehle gegen US-Geheimdienstmitarbeiter ausgestellt. Einem Bericht der Agentur Ansa zufolge beantragten die Mailänder Ermittler nun die Verhaftung vier weiterer US-Amerikaner. Dabei handle es sich um drei weitere CIA-Agenten sowie einen Mitarbeiter des US-Luftwaffenstützpunkts Aviano.
Den Amerikanern wird vorgeworfen, an der Entführung des Mailänder Imams beteiligt gewesen zu sein oder sie organisiert zu haben. Zwei der 22 zunächst betroffenen CIA-Mitarbeiter hatten in der Vergangenheit diplomatischen Status in Italien. Italienische Medien hatten zuletzt mehrfach berichtet, dass auch einheimische Geheimdienstler in die Entführung verwickelt seien. Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi und die SISMI-Spitze hatten die Vorwürfe zurückgewiesen.
Weil Abu Omar über die deutsche US-Airbase in Ramstein ausgeflogen wurde und Deutschland möglicherweise die wichtigste Planungsbasis der CIA-Operation war, ermittelt in dem Fall auch die Staatsanwaltschaft im rheinland-pfälzischen Zweibrücken wegen Nötigung und Freiheitsberaubung.
phw/AFP/AP