Enthauptungs-Video US-Regierung kündigt Vergeltung an

Mit Abscheu und Empörung reagierte die US-Regierung auf das Video, dass die grausame Tötung eines US-Bürgers durch Al-Kaida-Anhänger im Irak zeigt. Bush-Sprecher McClellan versprach den Angehörigen Beistand im Gebet - und den Tätern Vergeltung.

Hamburg - Diese Bilder zeigten die wahre Natur der Feinde der Freiheit, sagte McClellan in Little Rock in Arkansas, wo Präsident George W. Bush einen Wahlkampfauftritt hatte. Den Tätern fehle "jede Achtung vor dem Leben unschuldiger Männer, Frauen und Kinder". An die Adresse der Täter sagte McClellan: "Wir werden die Verantwortlichen verfolgen und sie der Gerechtigkeit zuführen".

Auf dem Video mit dem Titel "Abu Mussab el Sarkaui schlachtet einen Amerikaner" hatten den Täter ihrerseits mitgeteilt, die Tötung des Amerikaners Nick Berg sei eine Vergeltung für die Misshandlung gefangener Iraker: "An die Mütter und Frauen amerikanischer Soldaten, wir sagen euch, dass wir der US-Verwaltung diese Geisel im Austausch für einige Gefangene in Abu Ghraib angeboten haben, was sie aber abgelehnt hat."

Die Web-Site auf der das Video erschien, das Islamische Ansar Forum, ist bekannt für die Verbreitung von Botschaften extremistischer Gruppen. In der vergangenen Woche wurde dort das Tonband von Osama bin Laden mit den Belohnungen für die Tötung von US-Verwalter Paul Bremer und von UN-Generalsekretär Kofi Annan veröffentlicht. Es ist nach Erkenntnissen des US-Geheimdienstes CIA echt.

El Sarkaui hat mehrfach die Internetseite der Muntada el Ansar benutzt, um Bekenntnisse zu Anschlägen oder Drohungen zu veröffentlichen. Der 37-Jährige stammt aus Jordanien und gilt als die aktivste Führungsperson der El Kaida im Irak und in den benachbarten Ländern. Die USA gehen davon aus, dass er sich im Irak aufhält. Sie machen ihn für zahlreiche Anschläge verantwortlich und haben eine Belohnung von zehn Millionen Dollar für Hinweise ausgesetzt, die zur Gefangennahme führen. Die USA haben eine Belohnung von zehn Millionen Dollar auf seine Ergreifung ausgesetzt.

In den vergangenen Wochen wurden mehrere Ausländer im Irak entführt. Auch die Ermordung einer italienischen Geisel war von einer radikalen Gruppe in einem Video veröffentlicht worden. Die Ermordung des US-Bürgers Berg erinnert in ihrer Grausamkeit an die Ermordung des US-Reporters Daniel Pearl, der von Islamisten in Pakistan enthauptet wurde.

Ein Vertreter des US-Außenministeriums sagte, Berg habe in keiner Beziehung zur US-Armee oder zum Verteidigungsministerium gestanden: "Er war amerikanischer Privatmann, der vertraglich nichts mit dem Militär zu tun hatte." Die Leiche, der der Kopf fehlte und deren Hände auf dem Rücken gefesselt waren, wurde US-Angaben zufolge von einer Patrouille am Straßenrand gefunden.

Bergs Familie erklärte in Philadelphia, sie habe schon gewusst, dass ihr Sohn getötet worden sei. Die Einzelheiten hätten sie aber bislang nicht gekannt. Bergs Vater, Michael Berg, sagte: "Ich wusste schon vorher, dass er geköpft wurde. Das ist immer noch besser, als ein langer Tod in der Folter. Aber ich wollte nicht, dass es öffentlich wird." Seine Mutter, Suzanne Berg, sagte, ihr Sohn sei seit dem 9. April vermisst worden. Er sei als unabhängiger Geschäftsmann in Irak gewesen und habe dort Antennenanlagen repariert.

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