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Bangkok: Straßenschlacht zwischen Soldaten und Rothemden

Foto: Narong Sangnak/ dpa

Eskalation in Bangkok Soldaten feuern Gummigeschosse auf Demonstranten

Bei den schwersten Ausschreitungen seit Beginn der Unruhen in Thailand wurden rund 170 Menschen verletzt. Das Militär ging in Bangkok mit Wasserwerfern, Tränengas und Gummigeschossen gegen Demonstranten in der Innenstadt vor - erstmals kam es auch zu Unruhen außerhalb der Hauptstadt.

Bangkok - In Thailand ist es am Samstag zu den schwersten Ausschreitungen seit Beginn der Unruhen vor etwa einem Monat gekommen. Hundertschaften der Polizei und Tausende Soldaten waren auf den Straßen, um die Massenproteste zu beenden. Sie feuerten Gummigeschosse und Rauchbomben auf Regierungsgegner und setzten Tränengas ein, wie ein Armeesprecher am Samstag sagte. Die Demonstranten antworteten ihrerseits mit Molotow-Cocktails.

Mindestens 171 Menschen, darunter 64 Soldaten und Polizisten, wurden verletzt. Erstmals kam es auch zu Unruhen außerhalb der Hauptstadt. Hunderte von Demonstranten erzwangen den Zugang zu Regierungsgebäuden in zwei nördlichen Städten. Das Risiko erhöhte sich deutlich, dass sich die Ausschreitungen auf andere Landesteile ausweiten. Die Anführerin der Demonstranten, Veera Musikapong, forderte Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva auf, umgehend das Parlament aufzulösen und das Land zu verlassen.

Von dem Armeestützpunkt in Bangkok aus rückten mindestens 20 Panzerwagen und Tausende Soldaten auf die Phan-Fa-Brücke nahe dem Uno-Hauptquartier vor, wo rund 4000 Demonstranten seit vier Wochen kampieren. Hier kam es wohl zum schwersten Zusammenstoß zwischen Militär und Demonstranten. Nach Einbruch der Nacht bewarfen die sogenannten Rothemden die Soldaten mit Molotow-Cocktails. Diese hatten verlangt, dass das Gebiet nahe der Brücke bis zur Dämmerung verlassen wird.

Armee übernahm wieder Kontrolle über TV-Sender

Zudem standen Regierungstruppen bereit, um gegen mehr als 8000 Demonstranten in der Innenstadt und in einem beliebten Einkaufsviertel vorzugehen. Sie gaben Warnschüsse in die Luft ab und riegelten die Zufahrtstraßen zu dem Geschäftsviertel ab, das die nach ihrer Protest-Farbe benannten Rothemden seit einer Woche besetzt halten. Teilnehmer verteilten nasse Handtücher, um sich für einen erwarteten Tränengasangriff zu wappnen.

Zuvor hatten die Tausende Rothemden versucht, ein Armeegelände zu stürmen, und griffen Polizisten und Soldaten mit Wurfgeschossen an. Sie waren vom Militär mit Tränengas und Wasserwerfern zurückgedrängt worden. Die Armee übernahm nach Angaben ihres Sprechers inzwischen wieder die Kontrolle über einen oppositionellen Fernsehsender. Die Regierungsgegner hatten am Freitag das Gelände des Senders gestürmt, um die Wiederaufnahme des Sendebetriebs zu erzwingen.

Sobald die Demonstrationen aufgelöst seien, wolle die Regierung mit den Anführern über langfristige Lösungen verhandeln, sagte der Regierungssprecher. Allerdings hat sie Haftbefehle gegen 25 der führenden Mitglieder des Oppositionsbündnisses UDD erwirkt. Die Regierungsgegner machten jedoch keine Anstalten nachzugeben.

Die Regierung verhängte den Notstand über Bangkok. Die Demonstranten verlangen den Rücktritt der Regierung und wollen vorgezogene Wahlen erzwingen. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva weist das zurück. Sie sind überwiegend Anhänger des 2006 nach fünf Jahren im Amt gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra, der die Macht der alten Eliten beschnitten hatte. Der Milliardär Thaksin machte die armen Massen mit attraktiven Angeboten wie günstiger Krankenversorgung zu seiner Machtbasis.

abl/Reuters/dpa/AFP
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