Eskalation in Nahost
Israels Armee liquidiert Hamas-Gründer Jassin
Als der gelähmte Scheich Jassin nach einem Moschee-Besuch vom Rollstuhl in sein Auto steigen wollte, feuerten israelische Militärhubschrauber drei Raketen ab. Der geistliche Führer der Hamas war sofort tot. In Gaza-Stadt ziehen Tausende wütende Palästinenser durch die Straßen. Die Hamas schwor blutige Rache.
Gaza - Der israelische Premierminister Ariel Scharon soll persönlich den Befehl für den tödlichen Anschlag gegeben haben. Nach Angaben aus israelischen Sicherheitskreisen hat er von seiner Ranch in der Wüste Negew aus die Operation selbst geleitet und überwacht.
Augenzeugen haben berichtet, auf den Gründer der radikalislamischen Hamas-Bewegung, Jassin, seien drei Raketen abgefeuert worden, als er nach dem Besuch einer Moschee in Gaza-Stadt mit Hilfe seiner Leibwächter in sein Auto steigen wollte. Acht weitere Menschen kamen bei dem Angriff ums Leben, darunter zwei Leibwächter und mehrere Passanten. 13 Menschen, darunter auch zwei Söhne Jassins, seien verletzt worden. Von der Hamas-Bewegung wurde der Tod ihres Führers bestätigt.
Ein Anwohner berichtete über den Augenblick nach dem Attentat: "Jassin lag auf dem Boden und sein Rollstuhl war zerstört. Die Menschen rannten in alle Richtungen davon. Dann landeten zwei weitere Raketen."
Viele Palästinenser strömten nach Bekanntwerden der gezielten Tötung Jassins auf die Straßen und protestierten wütend. "Der Scheich ist tot. Der Scheich ist tot",
riefen trauernde Hamas-Anhänger.
In Gaza-Stadt feuerten Bewaffnete in die Luft und zündeten Autoreifen an, wie Augenzeugen berichteten. Hamas-Anhänger kündigten an, "Tod in jedes Haus" in Israel zu bringen. Palästinensische Organisationen riefen als Reaktionen einen dreitägigen Generalstreik aus. Schulen blieben geschlossen.
Nur kurze Zeit nach dem Attentat kam es bereits zu den ersten blutigen Zusammenstößen mit der israelischen Armee: Soldaten hätten zwei palästinensische Steinewerfer erschossen, berichteten Augenzeugen und Notarzthelfer.
Der palästinensische Regierungschef Ahmed Kurei verurteilte den israelischen Angriff in einer ersten Stellungnahme scharf. Ein Hamas-Führer, Scheich Said Siam, und die militante Organisation Islamischer Dschihad bezeichneten die Tat als schlimmstes Verbrechen.
Israels Vize-Verteidigungsminister Seew Boim sagte, Jassin
habe hinter den Terror-Strukturen im Gaza-Streifen gestanden.
Israel hatte nach einer Serie von Selbstmordanschlägen
verstärkt gezielte Tötungen militanter Palästinenser
angekündigt. Der israelische Armeerundfunk berichtete, die Entscheidung zur Tötung Jassins sei nach den palästinensischen Selbstmordanschlägen auf den Hafen der Küstenstadt Aschdod getroffen worden. Dort hatten zwei Palästinenser am vergangenen Sonntag zehn Israelis mit in den Tod gerissen.