EU-Verfassung
Polens Staatspräsident wirft Blair mangelnden Einsatz vor
Der polnische Präsident Kwasniewski hat die britische EU-Ratspräsidentschaft beschuldigt, zu wenig für die europäische Verfassung getan zu haben. Deutschland schreibt er hinsichtlich des Integrationsprozesses eine Vorreiterrolle zu.
Brüssel - In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte Aleksander Kwasniewski, er habe gehofft, dass der britische Premier Tony Blair
nach dem Nein der Niederländer und Franzosen zum europäischen
Verfassungsvertrag die Sache "mit neuem Elan" angehen würde, dieser sei jedoch ausgeblieben: "Seit Monaten wurde
nichts bewegt. Das ist nicht gut, genau wie es nicht gut ist,
wenn wir in Brüssel verkünden, dass wir uns ein Jahr für
Reflexion und Diskussion nehmen, und dann gibt es diese
Diskussion gar nicht", sagte Kwasniewski. Das sei ein Fehler, der noch schlimme Konsequenzen haben werde.
Von Deutschland erhofft sich der Regierungschef Polens neue europapolitische Impulse.
Es habe eine Rolle als Motor der Gemeinschaft. Deswegen sei auch die anstehende Bundestagswahl eines der wichtigen Ereignisse für die Zukunft Europas: "Angefangen von dem Platz Deutschlands in Europa über den deutschen Motor bis zum
deutschen Beispiel, dem man folgt", sagte Kwasniewski. Europa
müsse wirklich effizient werden, die soziale Komponente erhalten
und die Reformdebatte viel rationaler führen.
Der polnische Präsident schlug ein künftiges
Verfassungsreferendum vor, das am selben Tag in allen Mitgliedstaaten
parallel stattfinden soll: "Auch in den Ländern, die schon Nein gesagt
haben. Dieses Vorgehen könnte vielleicht als einziges eine
politische Debatte in Gang bringen." Nach der Ablehnung des
Reformwerks in Frankreich und den Niederlanden hatten sich die
EU-Staaten eine Zeit des Nachdenkens verordnet und die Frist für
die Ratifizierung verlängert. Danach hatten mehrere
Mitgliedstaaten ihre Referenden und Parlamentsabstimmungen
verschoben.
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