Falludscha Koalitionstruppen kontrollieren zwei Drittel der Stadt

In der irakischen Rebellenhochburg Falludscha gibt es weiter heftige Straßenkämpfe. Die amerikanischen und irakischen Truppen haben nach eigenen Angaben rund zwei Drittel der Stadt erobert - nicht ohne Verluste: Elf GIs sollen bisher getötet worden sein, 20 Nationalgardisten sind angeblich in den Händen von Aufständischen.

Bagdad - Der US-Nachrichtensender CNN meldete unter Berufung auf Militärangaben aus Falludscha, dass die angreifenden Truppen immer größere Teile der Stadt einnehmen. Mehrere wichtige Gebäude, darunter das Rathaus, seien besetzt worden. Es gebe aber weiterhin heftige Straßenkämpfe. US-Generalleutnant John Sattler sagte Reportern: "Kämpfe in Städten sind eng und brutal."

Es sei jedoch gelungen, so Sattler, die Rebellen untereinander zu isolieren. Sie könnten ihren Widerstand nicht länger koordinieren. "Sie sind nun in kleinen Gruppen und bewegen sich blind durch die Stadt. Wir werden sie verfolgen und zur Strecke bringen", sagte der General.

Die Regierungstruppen erlitten auch Verluste: Elf US-Soldaten und zwei irakische Soldaten sind nach US-Angaben gefallen. Die Verluste der Rebellen seien höher als erwartet und die Todesopfer unter der Zivilbevölkerung gering, hieß es. Einzelheiten nannte die US-Armee nicht. Angeblich wurden 20 Nationalgardisten von den Aufständischen gefangen genommen. Das berichtete der arabische Nachrichtensender al-Dschasira.

Irakische Soldaten entdeckten in der Stadt westlich von Bagdad nach eigenen Angaben verlassene Häuser von Geiselnehmern. Wie ein hoher irakischer Offizier vor Journalisten berichtete, seien in den Häusern im Norden der sunnitischen Stadt Videos mit Enthauptungen von ausländischen Geiseln gefunden worden. Zudem hätten Soldaten dort Listen mit Namen von Geiseln sowie schwarze Kleidungsstücke entdeckt, die Geiselnehmer auf den Bildern der Videos getragen hätten. Soldaten sagten laut CNN, es sei offensichtlich, dass in den Häusern zahlreiche Menschen getötet worden seien.

Falludscha galt bis vor kurzem als Aufenthaltsort des jordanischen Top-Terroristen Abu Mussab al-Sarkawi, der sich zu zahlreichen Anschlägen und Geiselmorden bekannt hat.

Unklar ist das Schicksal der entführten Verwandten von Ministerpräsident Ijad Alawi. Die Übergangsregierung bestätigte, dass ein Cousin Alawis am Dienstag vor seinem Haus in Bagdad zusammen mit seiner Ehefrau und einem Sohn entführt wurde. Eine Gruppe, die sich Ansar al-Dschihad nennt, bekannte sich auf einer Islamisten-Internetseite zu der Geiselnahme und drohte mit der Ermordung der Familienangehörigen Alawis, sollte die Falludscha-Offensive nicht gestoppt werden.

Auch politisch geriet Alawi durch Proteste und den Rückzug der größten Sunnitenpartei aus der Regierung unter Druck. Die Islamische Partei hatte aus Protest gegen den Angriff auf Falludscha am Dienstag ihren einzigen Minister im Kabinett von Alawi aufgefordert, sein Amt niederzulegen. Industrieminister Hadschem al-Hassani weigerte sich jedoch. Daraufhin wurde der Minister aus der Partei ausgeschlossen. Die Partei ist die stärkste sunnitische Partei des Iraks.

In Bagdad explodierte am Mittwoch neben einer Polizeipatrouille eine Autobombe. Mindestens sieben Menschen seien getötet und drei Polizisten verletzt worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums laut CNN.

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