

Tunis - Die drei in Tunesien zu Haftstrafen verurteilten Femen-Aktivistinnen kommen auf Bewährung frei. Ein Gericht in der Hauptstadt Tunis setzte die Haftstrafen am Mittwoch im Berufungsverfahren zur Bewährung aus, wie die Verteidigung der deutschen Josephine Witt und ihrer beiden französischen Mitstreiterinnen mitteilte. Demnach sollen die Frauen bald freikommen. Sie würden Tunesien so schnell wie möglich verlassen, sagte Anwältin Souhaib Bahri.
Die Aktivistinnen waren vor zwei Wochen zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil sie Ende Mai mit entblößten Brüsten vor dem Justizpalast in Tunis für die Freilassung einer tunesischen Femen-Aktivistin demonstriert hatten.
Nach der Aktion wurden die Frauen selbst verhaftet. Die deutsche Femen-Aktivistin teilt sich ihre Zelle mit 29 anderen Frauen. Dies berichtete der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning Mitte Juni nach einem Besuch im Gefängnis.
"Das muslimische Recht untersagt derartige Handlungen", bekräftigte Richter Moez Ben Frej am Mittwoch. Zuvor hatten sich die Aktivistinnen für ihr Verhalten entschuldigt: "Wir wollten die Tunesier nicht schockieren und werden es bestimmt nie wieder tun", sagte Pauline H., eine von zwei inhaftierten französischen Femen-Mitgliedern. "Ich bedauere die Tat und entschuldige mich", ergänzte die deutsche Josephine Witt.
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Spektakuläre Protestaktion: Im Mai demonstrierten drei Femen-Aktivistinnen vor dem Justizpalast von Tunis. Dafür setzte es erst eine Festnahme und dann eine saftige Strafe - vier Monate Haft. Nun könnte diese verkürzt werden. Um dafür zu sorgen, haben sich die Frauen vor dem Berufungsgericht entschuldigt.
Umstrittener Protest (am 29. Mai): Femen-Aktivistin Josephine Witt (Mitte) vor dem Justizgebäude in Tunis. Dafür wurden sie und ihre französischen Mitstreiterinnen zu einer Haftstrafe von vier Monaten verurteilt. Nun sagte sie: "Ich bedauere die Tat und entschuldige mich."
Die Deutsche (hier bei der Festnahme) sitzt nun im Frauengefängnis in Manouba - in einer Zelle mit mehr als 20 anderen Frauen.
Dort besuchte sie nun Markus Löning, Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechte. Er sagte, Witt habe einen gefassten Eindruck gemacht.
In Tunesien verstörten die Femen-Frauen mit ihrer Aktion auch Feministinnen wie Maya Jribi. Die Oppositionschefin verurteilt den Protest von Femen in Tunesien. Er schade den Frauen dort.
Die tunesische Aktivistin Amina Sboui, die sich im Internet Amina Tyler nennt, bei ihrem Prozess in Kairouan am vergangenen Mittwoch. Die 18-Jährige sitzt seit zwei Wochen in Haft, weil sie gegen eine Versammlung von Salafisten protestiert und auf eine Mauer nahe einem Friedhof das Wort "Femen" gesprüht hatte.
Josephine Witt beim Aktionstraining mit Femen im April bei einem Hamburger Boxverein.
Witt bei einem Treffen im April. Am "Oben-ohne-Dschihad" von Femen hegte sie keinerlei Zweifel: "Die muslimischen Frauen haben die gleichen Rechte wie wir." Dafür müsse man als aufrechte Feministin nun mal kämpfen.
Das Schicksal der Tunesierin Amina begleiten Femen-Frauen in vielen Ländern mit Aktionen - hier eine Demonstration vor der tunesischen Botschaft in Brüssel vor zwei Wochen.
Protestgebet von Femen-Anhängerinnen in Paris: Vor der tunesischen Botschaft demonstrierten sie für die Freilassung ihrer Aktivistinnen.
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