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Kriegsende vor 70 Jahren Russland feiert "Tag des Sieges" mit gigantischer Parade

Unter extremen Sicherheitsvorkehrungen hat in Moskau die größte Militärparade in der russischen Geschichte begonnen. Präsident Putin verfolgt die Waffenschau gemeinsam mit Staatsgästen und Kriegsveteranen - westliche Politiker machen sich rar.

In Russland haben die zentralen Feierlichkeiten zum Gedenken an den Sieg der Roten Armee über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg vor 70 Jahren begonnen. Einen Tag nach den Gedenkfeiern zum Kriegsende in ganz Europa verfolgten in Moskau Hunderttausende Zuschauer eine große Militärparade auf dem Roten Platz, an der rund 16.000 Soldaten teilnehmen.

Der russische Präsident Wladimir Putin nimmt die bislang größte Parade zum "Tag des Sieges" im Beisein von Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon, dem chinesischen Staatschef Xi Jinping, dem kubanischen Präsidenten Raúl Castro und anderen Spitzenpolitikern aus Indien, Nordkorea, Südafrika und ehemaligen Sowjetrepubliken ab.

Putin würdigte den "grandiosen Sieg" der Sowjetunion 1945. Mit der Erstürmung Berlins habe die Rote Armee dem Nazismus den Todesstoß versetzt. Alle Sowjetvölker hätten mit großem Heldenmut gekämpft. Der Kreml-Chef hob auch die Rolle der westlichen Alliierten in der Anti-Hitler-Koalition hervor. Das russische Volk sei Großbritannien, Frankreich und den USA dankbar. Auch den Antifaschisten in vielen Ländern, darunter im damaligen Deutschland, gebühre großer Respekt.

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Siegesparaden: Russland feiert das Kriegsende

Foto: RIA NOVOSTI/ REUTERS

Er sprach sich für ein weltweites Sicherheitssystem ohne militärische Blöcke aus. Nötig sei ein System, das gleiche Sicherheit für alle Staaten garantiere. "Nur dann werden wir Frieden und Ruhe auf dem Planeten gewährleisten."

Die Parade findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Wegen der Flugmanöver der Luftwaffe ist der Luftraum über der Millionenstadt bis zu einer Höhe von neun Kilometern nur für Militärflugzeuge freigegeben. Auf den Flughäfen Wnukowo, Scheremetjewo und Domodedowo dürfen zwischen 10.30 Uhr und 11.20 Uhr Ortszeit keine Flugzeuge starten und landen.

Viele westliche Politiker boykottieren die Waffenschau wegen Russlands Rolle in der Ukraine-Krise. Zahlreiche Staatsgäste auch aus der EU sind dennoch nach Moskau gereist. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) legt am Sonntag in Moskau am Grabmal des Unbekannten Soldaten gemeinsam mit Putin einen Kranz nieder.

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70 Jahre danach: Gedenken an das Kriegsende

Foto: Anatoly Maltsev/ dpa

Im Zweiten Weltkrieg waren in Europa und Asien mehr als 55 Millionen Menschen gestorben, zum Großteil Zivilisten. Mit mehr als 26 Millionen Toten erlitt die Sowjetunion die größten Verluste. Zu den Opfern gehören auch rund eine Million von den Nazis ermordete sowjetische Juden.

In der Ukraine und in Westeuropa war bereits am Freitag an das Ende des Krieges in Europa durch die Kapitulation Hitlerdeutschlands erinnert worden. Frankreichs Staatspräsident François Hollande sagte, der 8. Mai sei kein Sieg einer Nation über eine andere. "Es war der Sieg eines Ideals über eine totalitäre Ideologie." US-Präsident Barack Obama sagte über die gefallenen alliierten Soldaten: "Das war die Generation, die ganz wörtlich die Welt gerettet hat."

Bundespräsident Joachim Gauck würdigte die getöteten Sowjetsoldaten, die Deutschland von der Nazi-Herrschaft befreit haben. "Ihr Schicksal mahnt uns, mit all unserer Kraft für Verständigung, Frieden und Versöhnung einzutreten." Er legte auf dem zentralen sowjetischen Soldatenfriedhof in Lebus in Brandenburg einen Kranz nieder. Zuvor hatte er gemeinsam mit Merkel an einer Gedenkstunde im Bundestag teilgenommen.

mik/dpa/AFP
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