

Damaskus - Soldaten von Diktator Baschar al-Assad und Aufständische kämpfen um die Vorherrschaft in der nordsyrischen Stadt Aleppo. Die Gefechte gehen auch nach dem verheerenden Brand auf dem historischen Basar weiter. Rebellen berichteten am Montag von anhaltenden Kämpfen in den engen Gassen. "Wir kontrollieren jetzt 90 Prozent der Altstadt", sagte ein Sprecher über eine Internetverbindung. Die Regierungstruppen hielten weiter die große mittelalterliche Zitadelle.
Der Basar von Aleppo ist das größte historische überdachte Marktviertel der Welt. Die Gassen des Basars sind insgesamt mehr als 13 Kilometer lang. Die ersten Feuer seien inzwischen zwar gelöscht, berichtete der Rebellensprecher. Aber jetzt seien auch in anderen Teilen der Altstadt Brände ausgebrochen. Er könne keiner Seite die Schuld geben: "Wir befinden uns im Häuserkampf."
Am Wochenende waren mehr als 1500 Läden des Marktes Suk al-Madina - ein Teil des Unesco-Weltkulturerbes - in Flammen aufgegangen. Der Brand hatte fast die Große Moschee erreicht, die zum Teil mehr als 1000 Jahre alt ist. Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova sprach von einer Tragödie.
Aleppo hat etwa 2,5 Millionen Einwohner und war früher eine wichtige Station auf der Seidenstraße.
Beide Seiten schoben sich die Schuld an den Zerstörungen auf dem Basar zu. Die regierungsnahe Zeitung "Al-Watan" schrieb, Bewaffnete hätten "diesen einzigartigen historischen Ort besetzt, um von dort aus die Soldaten der Arabischen Syrischen Armee anzugreifen". Nun seien Dutzende historischer Fassaden und antiker Holztüren verbrannt.
Die Rebellen erklärten dagegen, die Regierungstruppen hätten das Basarviertel nicht nur angegriffen, um die Revolutionstruppen zu vertreiben. Ziel sei es auch gewesen, sich an den Händlern zu rächen, die den Kämpfern Unterschlupf geboten hatten.
Neue Kämpfe in Damaskus
Die Unesco geht davon aus, dass inzwischen fünf der sechs syrischen Stätten des Weltkulturerbes beschädigt wurden. Die Internationale Islamische Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Isescu) hielt am Montag an der Universität Kairo eine kurzfristig anberaumte Konferenz zur Rettung der historischen Bausubstanz in den Städten Syriens ab.
Der ägyptische Minister für Altertümer, Mohammed Ibrahim, wies bei der Eröffnung der Konferenz darauf hin, dass nicht nur die Kämpfe, sondern auch Plünderer die antiken Stätten in Syrien bedrohten. "Was derzeit in Syrien geschieht, erinnert an die schrecklichen Dinge, die damals (während und nach der US-Invasion) im Irak passiert sind." Damals waren nationale Kulturstätten des Landes in den Wirren des Krieges ausgeraubt worden.
Neue Kämpfe zwischen Assads Soldaten und Rebellen wurden auch aus der Hauptstadt Damaskus gemeldet. Die Regierung starte nach Angaben von Bewohnern am Montagmorgen eine neue Offensive. Ab ungefähr 6 Uhr sei heftiger Gefechtslärm zu hören gewesen, sagte ein Bewohner in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur Reuters. Zwei Stunden später sei die Hauptstadt von mehreren lauten Detonationen erschüttert worden.
Nach Angaben der oppositionellen Beobachterstelle für Menschenrechte griffen Soldaten von Assad auch ländliche Gebiete rund um die Vorstädte Samalka und Ain Terma am östlichen Rand von Damaskus an. Die Gegend hat sich in den vergangenen Monaten zur Rebellenhochburg entwickelt. Die Angaben aus Syrien können kaum überprüft werden, weil die Regierung den Zugang von Journalisten einschränkt.
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Zerstörungen in Aleppo: Ein Großbrand zerstörte am Wochenende weite Teile des historischen Basars in der syrischen Stadt.
Rebellen im Gefecht: Die Kämpfe zwischen Aufständischen und Regimesoldaten gehen unvermindert weiter.
Dieser Kämpfer der Aufständischen bringt sein Gewehr in Anschlag. Beide Seiten schoben sich die Schuld an den Zerstörungen zu.
Mehr als 1500 Läden des Basars von Aleppo sollen in Flammen aufgegangen sein.
Szene aus dem Internetvideo: Das Feuer verwüstete die größte Touristenattraktion der Stadt.
Archivbild des Basars: Die Marktstände gehören zur Altstadt von Aleppo und damit zum Unesco-Weltkulturerbe.
Doch das Feuer greift jetzt auch auf andere Teile der Altstadt über.
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