Flüchtlinge auf der Balkanroute Chaos an kroatisch-ungarischer Grenze

Ein Bustransfer an der kroatisch-ungarischen Grenze: Es herrscht Chaos
Foto: Antonio Bat/ dpaDie Flüchtlingstransporte von Kroatien nach Ungarn sind offenbar nicht zwischen den beiden EU-Nachbarn koordiniert. "Ohne jegliche Absprache sind 1000 Migranten mit dem Zug nach Magyarbóly gebracht worden", sagte Ungarns Regierungssprecher Zoltán Kovács. Die 40 kroatischen Polizisten, die den Zug begleiteten, seien entwaffnet, der Zugführer festgenommen worden, fügte der Sprecher hinzu.
Eine Sprecherin der kroatischen Polizei widersprach der Darstellung. Ihr zufolge habe es keine Festnahmen gegeben und es sei auch niemand entwaffnet worden.
Zuvor waren die Bereitstellung eines ungarischen Zugs zur Abholung der Flüchtlinge im Grenzbahnhof Magyarbóly und von Bussen am Grenzübergang Beremend als Anzeichen dafür gedeutet worden, dass die Menschen auf organisierte Weise nach Österreich gebracht würden. Augenzeugen sahen zudem, wie ungarische und kroatische Polizisten in dem Grenzbahnhof gemeinsam agierten. In kroatischen Medien hieß es bereits: "Korridor nach Westen geöffnet."
Am späten Freitagabend mutmaßten ungarische Medien jedoch, dass die Asylbewerber in westungarische Lager gebracht würden. Ein erster Bus traf bereits im Aufnahmezentrum Vamosszabadi bei Györ ein, wie die lokale Website "kisalfold.hu" berichtete.
Kroatien hatte erklärt, den Flüchtlingsandrang nicht mehr bewältigen zu können. Ungarn hatte am letzten Dienstag seine Grenze zu Serbien für Flüchtlinge abgeschottet. Seitdem kamen aus Serbien mehr als 15.000 Menschen nach Kroatien, um von dort weiter nach Westeuropa zu gelangen. Mittlerweile hat Ungarn die Grenze am Übergang Beremend für Hunderte Migranten geöffnet.
Mehr als 4000 Flüchtlinge sind bislang am Freitag über Kroatien nach Ungarn gekommen, wie die Regierung in Budapest mitteilt. Bis Ende des Tages würden bis zu 1200 weitere erwartet.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat Kroatien Hilfe zur Bewältigung der Flüchtlingskrise angeboten. Es handele sich um technische und logistische Unterstützung, wie die Europäischen Union mitteilte.
Video: Transit durch das minenverseuchte Kroatien