Flüchtlingskrise Die neuen Routen der Schleuser

Die Balkanroute ist dicht, Tausende Flüchtlinge sitzen in Griechenland fest - sie werden auf andere, gefährlichere Wege ausweichen. Von dem Chaos profitieren vor allem die Schleuser.
Von Kilian Treß
Eskalation: Migranten reißen Grenzzaun bei Idomeni nieder

Eskalation: Migranten reißen Grenzzaun bei Idomeni nieder

Foto: LOUISA GOULIAMAKI/ dpa

Es sind Bilder, die einem das ganze Elend in der Flüchtlingskrise zeigen: Bei Idomeni, der griechischen Grenzstadt, erstürmen Hunderte die geschlossene Grenze, die sie seit Tagen an der Weiterreise nach Nordeuropa hindert. Um die Migranten zu stoppen, setzt die mazedonische Polizei Tränengas ein. Erst Stunden später beruhigt sich die Lage und der Grenzzaun ist wieder aufgestellt.

Doch wie lange kann das gut gehen? 6000 Flüchtlinge sitzen am Dienstag noch an derselben Stelle fest. Auf dem Festland sind nach Schätzungen der Polizei mehr als 30.000 Menschen auf dem Weg in das griechisch-mazedonisch Grenzgebiet. Und täglich kommen im Schnitt 2000 weitere über das Meer ins Land.

Die konservative Zeitung "Eleftheros Typos" befürchtet, dass "mehr als 100.000 im Land stecken bleiben werden"; die griechische Regierung bestätigte die Zahl am Dienstag. Die Behörden wirken machtlos. Schuld sind die neuen Einreisebestimmungen der Balkanstaaten. Nur 580 Flüchtlinge sollen täglich die Balkanroute passieren dürfen, was in Griechenland zu einem erheblichen Rückstau führt.

Auch die Stimmung im griechischen Volk scheint zu kippen. In Nordgriechenland brannten in diesen Tagen Gebäude, die als Flüchtlingsunterkünfte geplant waren. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund gilt als wahrscheinlich. "Die Lage in Griechenland wird sich in den nächsten Tagen zuspitzen", sagt Karl Kopp, Europareferent von Pro Asyl. "Wir stehen hier kurz vor einer Katastrophe." Auch in Athen drängen sich seit vergangener Woche Tausende Flüchtlinge.

Das befeuert das Schleusergeschäft: Auf dem Viktoria-Platz im Zentrum Athens sprechen die Schlepper die Wartenden an: Sie werben für alternative Routen nach Europa - auf dem Landweg über Albanien, Bulgarien oder auf Booten nach Italien. "Die Flüchtlinge werden sich ihren Weg nach Nordeuropa suchen", ist sich Karl Kopp sicher. Ob mit oder ohne Grenzschließung.

Das sind die Routen, über die Flüchtlinge jetzt nach Nordeuropa geschleust werden:

Fotostrecke

Alternative Flüchtlingsrouten: Neue Wege durch Europa

Foto: SPIEGEL ONLINE
Europas tödliche Grenzen
Foto: Carlos Spottorno/DER SPIEGEL

Spanien-Marokko, Griechenland-Türkei, Ungarn-Serbien: Orte entlang dieser drei Grenzen zeigen, mit welch rabiaten Methoden sich Europa gegen Arme und Schutzsuchende abschottet. SPIEGEL-Reporter Maximilian Popp und Fotograf Carlos Spottorno reisten zu Schutzzäunen und in Auffanglager, sie begleiteten Patrouillen auf See und trafen Flüchtlinge, die alles riskieren für eine Zukunft in Europa.

kil/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren