Italien Papst fordert Hilfe für Mittelmeer-Flüchtlinge

Italiens Präsident Sergio Mattarella und Papst Franziskus: "Wir laufen Gefahr, unsere Menschlichkeit zu verlieren"
Foto: POOL/ REUTERSSchon 900 Menschen sind in diesem Jahr im Mittelmeer ertrunken. 2014 zählten die Behörden 3500 Tote, und weiterhin stranden Woche für Woche Tausende Flüchtlinge an Italiens Küsten. Lokalpolitiker und die Regierung in Rom klagen, sie würden mit dem Problem alleingelassen.
Angesichts der katastrophalen Lage hat Papst Franziskus mehr Unterstützung für Italien gefordert. "Es ist offenkundig, dass das Ausmaß des Phänomens eine viel größere Beteiligung erfordert", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Samstag nach einem Treffen mit dem italienischen Präsidenten Sergio Mattarella. "Wir dürfen nicht müde werden, auf ein umfassenderes Engagement auf europäischer und internationaler Ebene zu drängen."
Allein in der vergangenen Woche hatten Italiens Küstenwache und Marine etwa 11.000 Migranten im Mittelmeer gerettet. Es wird zudem befürchtet, dass erneut Hunderte ertrunken sein könnten. Am Samstagmorgen wurde eine Gruppe von 450 Flüchtlingen, darunter 50 Kinder, zwei Neugeborene und acht Schwangere, von einem italienischen Marineschiff in Sizilien an Land gebracht. Auf einem überfüllten Schlauchboot, das am Donnerstag aus Libyen gekommen war, sollen muslimische Flüchtlinge zwölf Christen über Bord geworfen haben.
Papst Franziskus lobte Italien für den Einsatz und drückte dem Land seine Dankbarkeit aus, dass es so viele Flüchtlinge aufnehme, die unter Einsatz ihres Lebens nach Europa gekommen seien. Auch Präsident Mattarella forderte ein weiteres Mal mehr Unterstützung. Mit Blick auf die vielen Toten sagte er: "Diese zerstörten Leben stellen die Würde der internationalen Gemeinschaft bloß."
Der 73-Jährige traf den Papst erstmals seit seiner Wahl zum Staatspräsidenten am 31. Januar zu einer Privataudienz. Nach dem gut 20 Minuten langen Gespräch mit dem katholischen Oberhaupt sagte Mattarella: "Wir laufen Gefahr, unsere Menschlichkeit zu verlieren."