Italiens Innenminister Flüchtlingsschiffe sollen auch andere EU-Häfen ansteuern

Flüchtlinge in einem Boot auf dem Mittelmeer (April 2017), bevor die Deutsche Marine sie aufnimmt und nach Italien bringt
Foto: dpaVor einem Treffen mit seinen deutschen und französischen Amtskollegen hat Italiens Innenminister Marco Minniti die EU für die seiner Meinung nach mangelnde Unterstützung in der Flüchtlingskrise kritisiert. Schiffe mit geretteten Flüchtlingen sollen künftig auch Häfen in anderen EU-Ländern ansteuern, fordert der Minister in einem Interview.
"Wenn die einzigen Häfen, die Asylbewerber aufnehmen, in Italien liegen, stimmt etwas nicht", sagte Minniti der Zeitung "Il Messaggero " vom Sonntag. Als "Europafreund" wäre er "stolz, wenn nur ein Schiff, statt nach Italien zu fahren, einen anderen europäischen Hafen ansteuern würde." Zwar wäre das noch keine Lösung für "Italiens Problem", aber zumindest ein "außergewöhnliches Signal" der Unterstützung.
Die Regierung in Rom hatte der EU zuvor damit gedroht, ausländischen Schiffen mit geretteten Flüchtlingen künftig die Einfahrt in seine Häfen zu verbieten. Das Land sieht sich nach eigenen Angaben nicht mehr in der Lage, die Situation zu bewältigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Italien daraufhin weitere Hilfe zugesagt.
Italien stehe unter "gewaltigem Druck"
In Italien sind nach UN-Angaben seit Jahresbeginn schon mehr als 83.000 Flüchtlinge angekommen. Das waren fast 20 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Italien stehe unter "gewaltigem Druck", sagte Minniti in dem Interview. An den Rettungseinsätzen im Mittelmeer seien neben der italienischen Küstenwache auch Schiffe der EU-Mission "Sophia", der EU-Grenzschutzagentur Frontex und von Hilfsorganisationen beteiligt. "Sie fahren unter der Flagge verschiedener europäischer Länder", sagte Minniti.
Minniti will sich am Sonntagabend mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière und dem französischen Innenminister Gérard Collomb in Paris treffen, um über Wege zur Unterstützung Italiens in der Flüchtlingskrise zu beraten. Auch EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulous wird zu den Gesprächen erwartet. Ziel ist nach Angaben der französischen Regierung ein "abgestimmtes Vorgehen" angesichts der steigenden Zahl der Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa kommen.
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