Flüchtlingskinder auf der Insel Nauru "Es ist ein Wunder, dass wir noch keinen Todesfall hatten"

Nauru
Foto: DPASeit Jahren harren Flüchtlinge auf den Inseln Nauru und Manus aus. Die dortigen Lager sind Teil der harten australischen Migrationspolitik: Asylsuchende, die ohne Einreisepapiere auf dem Seeweg ankommen, werden auf eine der beiden Inseln im Pazifischen Ozean gebracht. Die gesundheitliche Situation Dutzender Kinder ist nun allerdings so schlecht, dass der australische Ärzteverband einschreitet. Er hat Canberra aufgerufen, 80 Migrantenkinder von Nauru nach Australien zu holen.
Die meisten der Kinder seien traumatisiert, sagte Ama-Sprecher Paul Bauert. "Sie müssen dringend untersucht und behandelt werden. Es ist ein Wunder, dass wir noch keinen Todesfall hatten", sagte Bauert. Rund 6000 Ärzte fordern demnach in einem Brief an Premierminister Scott Morrison eine Änderung von Australiens harter Einwanderungspolitik.
Erst am Donnerstag hatte die Organisation Ärzte ohne Grenzen gewarnt, die Migranten auf Nauru seien selbstmordgefährdet. Kurz zuvor hatte die Regierung Naurus Ärzte ohne Grenzen überraschend aufgefordert, die Insel binnen weniger Tage zu verlassen. Die Organisation hatte Asylsuchende und die Bevölkerung seit November 2017 medizinisch versorgt.
Manus gehört zu Papua-Neuguinea (Lesen Sie hier einen Undercover-Bericht des SPIEGEL von der Insel). Nauru ist ein Inselstaat, der im Pazifischen Ozean rund 3000 Kilometer nordöstlich Australiens liegt. Die Insel ist 21 Quadratkilometer groß und hat etwa 13.000 Einwohner. Dort leben derzeit etwa 900 Geflüchtete. Einige sitzen schon seit fünf Jahren dort fest. Denn bereits seit 2013 gilt die Regelung, Flüchtlinge auf den beiden Inseln unterzubringen. Canberra hat eine Änderung seiner Migrationspolitik bisher abgelehnt.
Ein Teil der aktuellen Lösung soll eine Umsiedlung der Flüchtlinge in die USA sein. Im Jahr 2016 einigten sich die damaligen Präsidenten Barack Obama und Malcolm Turnbull auf ein Abkommen. Demnach sollten die USA bis zu 1250 Migranten von den beiden Inseln aufnehmen. Einige Flüchtlinge hat das Land bereits übernommen - ein Telefonat zwischen Turnbull und Obamas Nachfolger Donald Trump dämpfte die Erwartungen allerdings. Der US-Präsident bezeichnete das Abkommen darin unter anderem als "schlechtesten Deal aller Zeiten".