Katastrophe im Mittelmeer Renzi will gesunkenes Flüchtlingsschiff bergen lassen

Mitte April sind beim Untergang eines Flüchtlingsbootes im Mittelmeer Hunderte Menschen ertrunken. Italiens Regierungschef Renzi will das Wrack nun bergen lassen. "Die ganze Welt soll sehen, was geschehen ist."
Marine im Mittelmeer: Renzi setzt sich für Bergung des Wracks ein

Marine im Mittelmeer: Renzi setzt sich für Bergung des Wracks ein

Foto: PAO Mittelmeer/ picture alliance / dpa

Es war die bislang schlimmste Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer: Am 18. April kenterte und sank ein Boot mit mehr als 700 Menschen an Bord - nur 28 Migranten überlebten das Unglück. Nun will Italiens Regierungschef Matteo Renzi das Wrack vom Meeresboden bergen lassen. "Ich will, dass die ganze Welt sieht, was geschehen ist. Es ist nicht akzeptabel, dass einige Leute weiterhin nach dem Motto 'aus den Augen, aus dem Sinn' handeln", sagte er im TV-Sender Rai am Dienstagabend.

Renzi reagiert mit dieser drastischen Maßnahme auf den Widerstand in der EU gegen eine Quote zur gerechten Verteilung von Flüchtlingen. "Wir werden an den Meeresgrund gehen und dieses Boot bergen", sagte er. "Dort unten sind 500 bis 600 Leichen."

Die zuständige Staatsanwaltschaft in Catania hatte vor einigen Tagen erklärt, sie werde das Wrack nicht bergen, da dies für die Ermittlungen nicht notwendig, teuer und langwierig sei. Das Wrack hatte die Marine vor Kurzem lokalisiert. Nur rund 24 Leichen waren nach dem Unglück geborgen worden.

Die Bergungsaktion vor der libyschen Küste soll nach Angaben von Renzi etwa 15 bis 20 Millionen Dollar kosten. "Ich hoffe, das wird die EU bezahlen, andernfalls zahlt es Italien", sagte er. "Wir haben einen Roboter der Marine geschickt, der entsetzliche Bilder geliefert hat."

Der Untergang hatte den dringenden Handlungsbedarf angesichts der Flüchtlingskrise im Mittelmeer deutlich gemacht, die EU setzte einen Sondergipfel an. Vorige Woche stellte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sein Vorhaben vor, die Flüchtlinge künftig mit einer Quote gerechter auf die EU-Mitgliedstaaten zu verteilen, um die Mittelmeer-Anrainer wie Italien und Griechenland zu entlasten. Etwa ein Dutzend Mitgliedstaaten, darunter Großbritannien, Frankreich, Spanien und Ungarn, lehnen das Vorhaben jedoch ab.

amt/ler/dpa/AFP
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