Flüchtlingsrettungsschiff "Aquarius" beendet Einsatz im Mittelmeer

Etwa 30.000 Migranten hat die Crew des Rettungsschiffs "Aquarius" auf dem Mittelmeer vor dem Ertrinken bewahrt. Jetzt wird die Mission beendet, der politische Druck sei zu groß, sagen die Betreiber. Aufgeben wolle man jedoch nicht.
Aquarius

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Foto: BORIS HORVAT/ AFP

Die Hilfsorganisation SOS Méditerranée beendet den Einsatz im Mittelmeer mit dem Flüchtlingsrettungsschiff "Aquarius".

Der Entscheidung sei "eine Reihe von gezielten politischen Angriffen auf die lebensrettende Arbeit der Hilfsorganisation" vorausgegangen, teilte die Organisation mit. Allerdings wolle man mit einem anderen Schiff "sobald wie möglich" zu neuen Einsätzen ausfahren, um Migranten zu retten.

Die "Aquarius" war seit Februar 2016 im Einsatz und hat etwa 30.000 Migranten im Meer gerettet. Weltweit Beachtung fand die Blockade des Schiffs im Sommer mit Hunderten Migranten an Bord. Damals ließ der rechte Innenminister Matteo Salvini das Boot nicht in Italien anlegen. Es musste nach Spanien ausweichen. (Lesen Sie hier ein Interview mit einer Helferin auf der "Aquarius".)

Die von Ärzte ohne Grenzen (MSF) und SOS Méditerranée gemeinsam betriebene "Aquarius" liegt derzeit im französischen Marseille vor Anker. Zweimal wurde dem Schiff die Flagge entzogen. Zuletzt warfen italienische Behörden der NGO vor, illegal Müll in Italien entsorgt zu haben, und drohten mit der Beschlagnahmung des Schiffs. Die populistische Regierung in Italien hat die Häfen des Landes für Seenotretter weitgehend dicht gemacht.

"Wir haben den Höhepunkt der Kriminalisierung von humanitärer Hilfe auf See erreicht. Dass wir jetzt dazu gezwungen sind, den Betrieb der Aquarius einzustellen, während europäische Mitgliedsstaaten ihrer Verantwortung, Menschen im Mittelmeer zu retten, nicht gerecht werden, ist ein Armutszeugnis für Europa", sagte Verena Papke, Geschäftsführerin von SOS Méditerranée Deutschland.

Nun sollten Möglichkeiten für ein neues Schiff ausgelotet werden. Man sei "auf die Initiative von mutigen Reedereien angewiesen, die bereit sind, ein Zeichen der Solidarität" zu setzen.

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tin/dpa
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