Drama im Mittelmeer Kreuzfahrtschiff rettet Hunderte syrische Flüchtlinge

Das Boot Hunderter syrischer Flüchtlinge drohte zu kentern, ein zyprisches Kreuzfahrtschiff hat sie gerettet. Jetzt wollen die Notleidenden nicht in Zypern von Bord gehen und fordern, nach Italien gebracht zu werden.
Drama im Mittelmeer: Kreuzfahrtschiff rettet Hunderte syrische Flüchtlinge

Drama im Mittelmeer: Kreuzfahrtschiff rettet Hunderte syrische Flüchtlinge

Foto: Andrew Caballero-Reynolds/ AFP

Limassol - Sie gerieten in Seenot, wurden gerettet - nun sollten sie in ein Armeelager gebracht werden. Doch das wollen mehrere Hundert syrische Flüchtlinge nicht mit sich machen lassen. Sie haben sich geweigert, das Kreuzfahrtschiff zu verlassen, das sie zuvor vor der Küste Zyperns aufgenommen hatte. Die Geretteten verlangten, nach Italien gebracht zu werden, berichtete der Chef der Kreuzfahrtgesellschaft Salamis Cruise Lines, Kikis Vassiliou, in der Nacht zu Freitag im Hafen von Limassol.

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Gerettete Flüchtlinge: Drama im Mittelmeer

Foto: Stringer/ dpa

Die Zahl der Flüchtlinge, die mit unsicheren Booten versuchen, von Afrika aus nach Europa zu gelangen steigt . Durch die Konflikte im Nahen Osten sowie in Ost- und Zentralafrika kamen in diesem Jahr nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) etwa 3000 Menschen dabei ums Leben. Europa reagiert darauf mit Abschottung.

345 Flüchtlinge nahm das zyprische Kreuzfahrtschiff "Salamis Filoxenia" am Donnerstag an Bord. Und die wollen nun bleiben: Nach Polizeiangaben verließen nur 65 Flüchtlinge das Schiff. Sie wurden in ein Aufnahmelager nahe Nikosia gebracht und erhielten dort medizinische Hilfe.

Durch die verzögerte Weiterfahrt des Kreuzfahrtschiffes drohten seinem Unternehmen Verluste in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro, sagte Unternehmenschef Vassiliou. Etwa 300 russische Urlauber, die mit der "Salamis Filoxenia" am Abend Richtung Israel hätten auslaufen sollen, wurden vorerst in Hotels in Limassol untergebracht.

Für die Behandlung der Syrer hielten sich in der Nacht zu Freitag im Hafen Ärzte, Krankenschwestern und Mitarbeiter des Roten Kreuzes bereit. Eine Passagierin des Kreuzfahrtschiffs berichtete, die Flüchtlinge seien nach eigenen Angaben von Syrien gestartet und drei Tage auf See gewesen. Der Kapitän habe das Flüchtlingsboot im Stich gelassen.

Europas tödliche Grenzen
Foto: Carlos Spottorno/DER SPIEGEL

Spanien-Marokko, Griechenland-Türkei, Ungarn-Serbien: Orte entlang dieser drei Grenzen zeigen, mit welch rabiaten Methoden sich Europa gegen Arme und Schutzsuchende abschottet. SPIEGEL-Reporter Maximilian Popp und Fotograf Carlos Spottorno reisten zu Schutzzäunen und in Auffanglager, sie begleiteten Patrouillen auf See und trafen Flüchtlinge, die alles riskieren für eine Zukunft in Europa.

vek/AFP/AP
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