Afghanistan
Wo Mädchen wegen des Klimawandels nicht mehr zur Schule gehen dürfen
Bei Afghanistan denken die meisten vor allem an Kriege und Konflikte. Eine andere gefährliche Entwicklung wird dabei oft vergessen: der Klimawandel. Die Folgen treiben Menschen in die Flucht - und Mädchen aus den Schulen.
In Reportagen, Analysen, Fotos, Videos und Podcasts berichten wir weltweit über soziale Ungerechtigkeiten, gesellschaftliche Entwicklungen und vielversprechende Ansätze für globale Probleme.
Extremwetter, die zu monatelangen Dürren oder schweren Überschwemmungen führen: Schon jetzt zählt Afghanistan zu den am stärksten gefährdeten Ländern der Welt, die mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert sind.
Bereits im ersten Quartal dieses Jahres zählte das International Displacement Monitoring Centre 30.000 Afghanen, die aufgrund von Naturkatastrophen ihre Heimat verlassen mussten, insgesamt sind rund zwei Millionen Menschen im Land von den Auswirkungen des Klimas betroffen.
Nachdem die USA im Jahr 2001 in Afghanistan einmarschiert sind, beherrschten der Krieg gegen die Taliban und die internationale Bedrohung durch den Terrorismus die weltweiten Debatten über das Land. Wie der Klimawandel das krisengebeutelte Land und dessen Einwohner trifft, die ohnehin mit Lebensmittel- und Trinkwasserknappheit, Armut und Unterernährung leben müssen, war dabei selten Thema.
Dabei deuten jüngste Klimaprognosen darauf hin, dass Afghanistan mit einem signifikanten Temperaturanstieg rechnen muss. Die hohen Temperaturen könnten die Wasserknappheit in den ländlichen Regionen verstärken und extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen und Dürren fördern. Zudem könnten beschleunigte Gletscherschmelzen neue Überflutungen verursachen. Erst Ende August etwa wurden Hunderte Afghanen in der Provinz Parwan, nördlich von Kabul, durch plötzliche Sturmfluten getötet.
Farmer bearbeiten ein Kartoffelfeld in Bamiyan, im Hintergrund die schneebedeckten Berge des Hindukusch
Foto: Solmaz Daryani
Bereits im Jahr 2018 sah sich Afghanistan mit einer extremen und über Monate anhaltenden Dürre konfrontiert, die mehr als 370.000 Menschen zwang, auf der Suche nach Nahrung und Trinkwasser ihr Zuhause zu verlassen. Die Mehrzahl der Menschen in den ländlichen Regionen im Süden und im Osten des Landes sind auf Landwirtschaft und Viehzucht angewiesen. Folgen der Dürre sind auch heute noch zu spüren, Ernteausfälle und Lebensmittelknappheit führen zur Verarmung und Hunger.
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Viele Familien konnten sich aufgrund der Ernteeinbußen die Schulkosten ihrer Kinder nicht mehr leisten, darunter leiden vor allem die Mädchen. Laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen gehen schätzungsweise 3,7 Millionen schulpflichtige Kinder nicht zur Schule - 60 Prozent davon sind Mädchen. Und das in einem Land, in dem gerade einmal 43 Prozent der mehr als 36 Millionen Einwohner lesen und schreiben können.
Hinzu kommt: Die Sturzfluten und Überschwemmungen haben viele der schulischen Einrichtungen beschädigt. Auch unter der Taliban-Herrschaft lag das afghanische Bildungssystem nahezu brach. Durch bewaffnete Konflikte und den nachfolgenden Krieg im Land wurden zudem zahlreiche Schulen zerstört und nur wenige wieder aufgebaut. Gerade Mädchen und junge Frauen wurden durch die Taliban fast vollständig von Bildung ausgeschlossen.
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Die iranische Fotografin Solmaz Daryani hat die Folgen des Klimawandels in Afghanistan und die Auswirkungen auf die Bevölkerung dokumentiert. "Es war wirklich ein Schock für mich, das Ausmaß der Katastrophe zu sehen", schreibt Daryani. Es sei tragisch, dass die vertriebenen Familien in Plastikzelten und behelfsmäßigen Unterkünften leben müssten und kaum Geld für Nahrungsmittel hätten.
Besonders tragisch sei dabei, dass Afghanistan - im Vergleich zu den USA, China oder Europa - nicht der Hauptverursacher des Klimawandels ist, und dass den Afghanen dennoch "aufgrund langfristiger klimatischer Veränderungen eine Reihe verheerender Ereignisse wie Armut, Hunger, Kinderheirat, Vertreibung und Konflikte widerfahren", so die Fotografin weiter.
Sehen Sie in der Fotostrecke, wie der Klimawandel die afghanische Bevölkerung trifft und warum Mädchen und junge Frauen darunter besonders leiden:
Foto: Solmaz Daryani
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Überleben mit nur einer Mahlzeit am Tag
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Unter dem Titel Globale Gesellschaft berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa - über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird über drei Jahre von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.
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Eigentlich besucht die elfjährige Seterah die 5. Klasse, doch ihr Vater kann das Geld für die Schule nicht mehr bezahlen
Foto: Solmaz Daryani
Farmer bearbeiten ein Kartoffelfeld in Bamiyan, im Hintergrund die schneebedeckten Berge des Hindukusch
Foto: Solmaz Daryani
Fatima Abdollah lebt mit ihrer Familie im Camp außerhalb von Herat. Sie flohen aus der Provinz Badghis, nordöstlich der Stadt. Durch die Dürre verlor die Familie ihre gesamte Ernte und damit auch Geld. Sie konnten sich keine Nahrungsmittel mehr leisten und erhielten von einem Händler ein Darlehen von umgerechnet 1250 US-Dollar. Als sie dieses jedoch nicht zurückzahlen konnten, verlangte der Mann die fünfjährige Fariba als Kinderbraut für seinen Sohn. Weil Faribas Vater sie nicht so jung verheiraten wollte und er aufgrund der Dürre kaum noch eine Perspektive in Badghis sah, floh die Familie.
Foto: Solmaz Daryani
2019 vertrieben starke Regenfälle und Überschwemmungen nach neuesten Zahlen des International Displacement Monitoring Centre (IDMC) rund 111.000 Afghanen aus ihrer Heimat. Viele von ihnen fanden Zuflucht in Flüchtlingscamps, beispielsweise am Stadtrand von Herat, der zweitgrößten Stadt Afghanistans. In behelfsmäßigen Unterkünften und Zelten müssen viele Familien dort mit einer einzigen Mahlzeit am Tag überleben.
Foto: Solmaz Daryani
Während der Dürre 2018 ließ die monatelange Trockenheit kleine Flüsse und Kanäle austrocknen und zerstörte die Wasserversorgung in weiten Teilen West-Afghanistans. Die Auswirkungen des Extremwetters sind auch heute noch zu spüren: Ausgefallene Ernten und fehlende finanzielle Mittel sorgen für Lebensmittel- und Trinkwasserknappheit, Armut und Unterernährung.
Foto: Solmaz Daryani
Die nördlichen und nordöstlichen Regionen Afghanistans werden regelmäßig von jahreszeitlich bedingten Extremwetterereignissen getroffen. Häuser, Straßen und die Ernte auf den Feldern werden dabei zerstört. Laut Schätzungen der Uno-Nothilfeorganisation (OCHA) könnten 2020 mehr als 14 Millionen Afghanen von Hunger und Lebensmittelknappheit betroffen sein.
Foto: Solmaz Daryani
Seit Jahrzehnten dauern die bewaffneten und gewalttätigen Konflikte in Afghanistan schon an. Laut den Zahlen des IDMC haben bis Ende des vergangenen Jahres rund drei Millionen Menschen ihre Heimat verlassen müssen. In der ersten Hälfte dieses Jahres zählte das Center bereits 117.000 neue durch Konflikte und Gewalt vertriebene Afghanen.
Foto: Solmaz Daryani
Seyed Jalil, ein 45-jähriger Landwirt, steht vor seinem überfluteten Garten in der nordöstlichen Provinz Panjshir in Afghanistan. Im Juli 2018 lief ein Gletschersee über, Tausende Kubiktonnen Wasser stürzten den Berg hinunter und lösten einen Erdrutsch aus. Jalils Nachbarn wurden getötet, Schulen und Hunderte Häuser zerstört. Auch die zum Überleben benötigten Felder, auf denen Bohnen, Kartoffeln, Olivenbäume und Weizen angebaut wurden, fielen den Fluten zum Opfer.
Foto: Solmaz Daryani
Beigom pflückt Gemüse auf einem Feld vor den Sandsteinklippen, auf dem die legendären bamiyanischen Buddhas standen, bevor die Taliban sie 2001 in die Luft sprengten. Auch Beigom und ihre Söhne haben ihre Ernte wegen der Dürre verloren. Sie konnten es sich nicht leisten, neues Saatgut zu kaufen oder die Pacht für neue Felder und Pflanzen zu zahlen.
Foto: Solmaz Daryani
Die elfjährige Ghoncha trägt gewaschenes Geschirr auf dem Kopf. Jeden Tag läuft sie zu einem kleinen Kanal, der 500 Meter von ihrem Dorf entfernt ist. "Ich mache nach der Schule einige Arbeiten im Haus, um meiner Mutter zu helfen. Vor zwei Jahren war der Wasserstand im Kanal so niedrig und schlammig, dass ich die Kleider mehrmals waschen musste", sagt sie.
Foto: Solmaz Daryani
Beinahe täglich erleben die Menschen in Afghanistan Einschränkungen durch die anhaltenden Konflikte und durch plötzlich auftretendes Extremwetter. In der afghanischen Stadt Bamiyan werden junge Mädchen auf dem Weg zur Schule von einem Sandsturm überrascht.
Foto: Solmaz Daryani
Auch das afghanische Bildungssystem leidet unter den Folgen des Klimas und der Naturkatastrophen: Schätzungsweise 3,7 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule. Das sind fast die Hälfte aller schulpflichtigen Kinder in Afghanistan. Oft können sich die Familien die Kosten für die Schulbildung durch Ernteeinbußen nicht mehr leisten. Für viele Kinder - und vor allem junge Mädchen - gehen damit Normalität und Struktur in einem ohnehin krisengebeutelten Leben verloren.
Foto: Solmaz Daryani
Ameneh, 12, besucht die 6. Klasse der Markazi-Oberschule in Bamiyan. Sie erzählt, dass eine ihrer Freundinnen vor zwei Jahren die Schule verließ, ihr Vater sei Landwirt gewesen und habe durch die monatelange Dürre nicht nur seine Ernteeinnahmen verloren, er habe sich auch die Bildung seiner Tochter nicht mehr leisten können.
Foto: Solmaz Daryani
Laut dem Direktor einer Mädchenschule im ländlichen Bamiyan, Abdul Qayoon Afshar, wurden ein Fünftel der Schülerinnen - mehrere Hundert Mädchen - wahrend der Dürre 2018 von ihren Familien aus der Schule genommen. Häufig reicht auch die Bildung der Eltern nicht aus, um die Kinder zu Hause zu unterrichten.
Foto: Solmaz Daryani
Gol Chaman, 13, wäscht Gemüse in dem trüben Wasser aus einem Kanal. Sie lebt in Laghman, einem Dorf in der Bamiyan-Provinz. Zwei- bis dreimal am Tag muss sie nach der Schule zum Kanal laufen. Wenn das Wasser sehr flach ist, muss sie teilweise lange in einer Schlange warten, bevor sie ihre Aufgaben erledigen kann. Manchmal ist sie danach so müde, dass sie ihre Hausaufgaben für die Schule nicht mehr schafft.
Foto: Solmaz Daryani
Die elfjährige Seterah geht in die 5. Klasse. Ihr Vater ist Kartoffelbauer und konnte die Schulbildung seiner Tochter nicht mehr bezahlen. Viele minderjährige Mädchen aus ihrem Dorf seien daher gegen Geld verheiratet worden, sagt Seterahs Mutter. "Wir haben uns auch Geld geliehen und sind verschuldet. Jetzt besitzen wir nicht einmal mehr Land."
Foto: Solmaz Daryani
Auch die 17-jährige Arefe konnte nicht weiter zur Schule gehen. Arefes Vater arbeitet auf einem Kartoffelfeld, die Dürre hat für ihn und seine Familie schwere wirtschaftliche Folgen, auch für die Ausbildung seiner Tochter. "Ich wollte Ärztin werden und nach Australien gehen", sagt Arefe. Obwohl sie nicht zur Schule gehe, habe sie ihre Träume aber nicht aufgegeben: "Ich spiele mit anderen Mädchen in einer Mannschaft Fußball und versuche, die Freundschaft mit meinen Klassenkameraden aufrechtzuerhalten."
Foto: Solmaz Daryani
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Fatima Abdollah lebt mit ihrer Familie im Camp außerhalb von Herat. Sie flohen aus der Provinz Badghis, nordöstlich der Stadt. Durch die Dürre verlor die Familie ihre gesamte Ernte und damit auch Geld. Sie konnten sich keine Nahrungsmittel mehr leisten und erhielten von einem Händler ein Darlehen von umgerechnet 1250 US-Dollar. Als sie dieses jedoch nicht zurückzahlen konnten, verlangte der Mann die fünfjährige Fariba als Kinderbraut für seinen Sohn. Weil Faribas Vater sie nicht so jung verheiraten wollte und er aufgrund der Dürre kaum noch eine Perspektive in Badghis sah, floh die Familie.
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2019 vertrieben starke Regenfälle und Überschwemmungen nach neuesten Zahlen des International Displacement Monitoring Centre (IDMC) rund 111.000 Afghanen aus ihrer Heimat. Viele von ihnen fanden Zuflucht in Flüchtlingscamps, beispielsweise am Stadtrand von Herat, der zweitgrößten Stadt Afghanistans. In behelfsmäßigen Unterkünften und Zelten müssen viele Familien dort mit einer einzigen Mahlzeit am Tag überleben.
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Während der Dürre 2018 ließ die monatelange Trockenheit kleine Flüsse und Kanäle austrocknen und zerstörte die Wasserversorgung in weiten Teilen West-Afghanistans. Die Auswirkungen des Extremwetters sind auch heute noch zu spüren: Ausgefallene Ernten und fehlende finanzielle Mittel sorgen für Lebensmittel- und Trinkwasserknappheit, Armut und Unterernährung.
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Die nördlichen und nordöstlichen Regionen Afghanistans werden regelmäßig von jahreszeitlich bedingten Extremwetterereignissen getroffen. Häuser, Straßen und die Ernte auf den Feldern werden dabei zerstört. Laut Schätzungen der Uno-Nothilfeorganisation (OCHA) könnten 2020 mehr als 14 Millionen Afghanen von Hunger und Lebensmittelknappheit betroffen sein.
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Seit Jahrzehnten dauern die bewaffneten und gewalttätigen Konflikte in Afghanistan schon an. Laut den Zahlen des IDMC haben bis Ende des vergangenen Jahres rund drei Millionen Menschen ihre Heimat verlassen müssen. In der ersten Hälfte dieses Jahres zählte das Center bereits 117.000 neue durch Konflikte und Gewalt vertriebene Afghanen.
Foto: Solmaz Daryani
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Seyed Jalil, ein 45-jähriger Landwirt, steht vor seinem überfluteten Garten in der nordöstlichen Provinz Panjshir in Afghanistan. Im Juli 2018 lief ein Gletschersee über, Tausende Kubiktonnen Wasser stürzten den Berg hinunter und lösten einen Erdrutsch aus. Jalils Nachbarn wurden getötet, Schulen und Hunderte Häuser zerstört. Auch die zum Überleben benötigten Felder, auf denen Bohnen, Kartoffeln, Olivenbäume und Weizen angebaut wurden, fielen den Fluten zum Opfer.
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Beigom pflückt Gemüse auf einem Feld vor den Sandsteinklippen, auf dem die legendären bamiyanischen Buddhas standen, bevor die Taliban sie 2001 in die Luft sprengten. Auch Beigom und ihre Söhne haben ihre Ernte wegen der Dürre verloren. Sie konnten es sich nicht leisten, neues Saatgut zu kaufen oder die Pacht für neue Felder und Pflanzen zu zahlen.
Foto: Solmaz Daryani
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Die elfjährige Ghoncha trägt gewaschenes Geschirr auf dem Kopf. Jeden Tag läuft sie zu einem kleinen Kanal, der 500 Meter von ihrem Dorf entfernt ist. "Ich mache nach der Schule einige Arbeiten im Haus, um meiner Mutter zu helfen. Vor zwei Jahren war der Wasserstand im Kanal so niedrig und schlammig, dass ich die Kleider mehrmals waschen musste", sagt sie.
Foto: Solmaz Daryani
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Beinahe täglich erleben die Menschen in Afghanistan Einschränkungen durch die anhaltenden Konflikte und durch plötzlich auftretendes Extremwetter. In der afghanischen Stadt Bamiyan werden junge Mädchen auf dem Weg zur Schule von einem Sandsturm überrascht.
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Auch das afghanische Bildungssystem leidet unter den Folgen des Klimas und der Naturkatastrophen: Schätzungsweise 3,7 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule. Das sind fast die Hälfte aller schulpflichtigen Kinder in Afghanistan. Oft können sich die Familien die Kosten für die Schulbildung durch Ernteeinbußen nicht mehr leisten. Für viele Kinder - und vor allem junge Mädchen - gehen damit Normalität und Struktur in einem ohnehin krisengebeutelten Leben verloren.
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Ameneh, 12, besucht die 6. Klasse der Markazi-Oberschule in Bamiyan. Sie erzählt, dass eine ihrer Freundinnen vor zwei Jahren die Schule verließ, ihr Vater sei Landwirt gewesen und habe durch die monatelange Dürre nicht nur seine Ernteeinnahmen verloren, er habe sich auch die Bildung seiner Tochter nicht mehr leisten können.
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Laut dem Direktor einer Mädchenschule im ländlichen Bamiyan, Abdul Qayoon Afshar, wurden ein Fünftel der Schülerinnen - mehrere Hundert Mädchen - wahrend der Dürre 2018 von ihren Familien aus der Schule genommen. Häufig reicht auch die Bildung der Eltern nicht aus, um die Kinder zu Hause zu unterrichten.
Foto: Solmaz Daryani
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Gol Chaman, 13, wäscht Gemüse in dem trüben Wasser aus einem Kanal. Sie lebt in Laghman, einem Dorf in der Bamiyan-Provinz. Zwei- bis dreimal am Tag muss sie nach der Schule zum Kanal laufen. Wenn das Wasser sehr flach ist, muss sie teilweise lange in einer Schlange warten, bevor sie ihre Aufgaben erledigen kann. Manchmal ist sie danach so müde, dass sie ihre Hausaufgaben für die Schule nicht mehr schafft.
Foto: Solmaz Daryani
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Die elfjährige Seterah geht in die 5. Klasse. Ihr Vater ist Kartoffelbauer und konnte die Schulbildung seiner Tochter nicht mehr bezahlen. Viele minderjährige Mädchen aus ihrem Dorf seien daher gegen Geld verheiratet worden, sagt Seterahs Mutter. "Wir haben uns auch Geld geliehen und sind verschuldet. Jetzt besitzen wir nicht einmal mehr Land."
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Auch die 17-jährige Arefe konnte nicht weiter zur Schule gehen. Arefes Vater arbeitet auf einem Kartoffelfeld, die Dürre hat für ihn und seine Familie schwere wirtschaftliche Folgen, auch für die Ausbildung seiner Tochter. "Ich wollte Ärztin werden und nach Australien gehen", sagt Arefe. Obwohl sie nicht zur Schule gehe, habe sie ihre Träume aber nicht aufgegeben: "Ich spiele mit anderen Mädchen in einer Mannschaft Fußball und versuche, die Freundschaft mit meinen Klassenkameraden aufrechtzuerhalten."