François Hollande, Manuel Valls
Foto: CHRISTIAN HARTMANN/ REUTERSKnapp ein halbes Jahr vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich macht Premierminister Manuel Valls Druck auf den unpopulären Amtsinhaber François Hollande, nicht mehr für eine zweite Amtszeit anzutreten. In der Wochenzeitung "Le Journal du Dimanche" schloss Valls seine eigene Bewerbung bei der Vorwahl der Sozialisten nicht aus - auch wenn Hollande ebenfalls kandidieren sollte. Die Entscheidung werde schon bald fallen, sagte Valls.
"Angesichts der Verunsicherung, des Zweifels, der Enttäuschung, der Vorstellung, dass die Linke keine Chance hat, will ich diesen Mechanismus durchbrechen, der uns in die Niederlage führen wird", sagte Valls. Er respektiere Hollande und sei loyal, doch er müsse "feststellen, dass sich der Kontext in den letzten Wochen geändert hat".
Damit bezog sich Valls auf ein kürzlich erschienenes Buches über Hollande, in dem sich der Präsident abfällig über politische Gegner und Parteifreunde äußert. Das Buch habe in seiner Partei für "tiefe Verunsicherung" gesorgt, sagte Valls. "Als Chef der Mehrheit gehört es zu meiner Verantwortung, diesem Klima Rechnung zu tragen."
Während die Sozialisten streiten, stehen Frankreichs Konservative kurz davor, ihren Kandidaten für die Präsidentschaftswahl zu küren. Am Sonntag findet die Stichwahl statt, als klarer Favorit geht der frühere Premierminister François Fillon in die Stichwahl. In Umfragen liegt er weit vor seinem Rivalen Alain Juppé. Umfragen sagen voraus, dass der konservative Kandidat gegen Front-National-Chefin Marine Le Pen in die Stichwahl einziehen und gute Chancen auf den Sieg haben dürfte.
Wahllokale schließen um 19 Uhr
Die Konservativen bestimmen ihren Präsidentschaftskandidaten erstmals in einer Vorwahl. Diese richtet sich an Wähler des konservativ-bürgerlichen Lagers. Teilnehmen darf aber jeder französische Wahlberechtigte. Eine Parteimitgliedschaft ist nicht notwendig.
Die landesweit rund 10.000 Wahlbüros öffneten am Sonntagmorgen und schließen um 19 Uhr. Mit ersten Ergebnissen wird noch vor 21 Uhr gerechnet.
In der ersten Wahlrunde am vergangenen Sonntag hatten 4,3 Millionen Franzosen eine Stimme abgegeben. Mit klarem Abstand gewann überraschend Ex-Premier Fillon: Er kam auf 44 Prozent der Stimmen.
Der bis dahin als klarer Favorit gehandelte Juppé - ebenfalls Ex-Regierungschef und seit zehn Jahren Bürgermeister von Bordeaux - landete mit 29 Prozent nur auf dem zweiten Platz. Ex-Präsident Nicolas Sarkozy schied mit gut 21 Prozent aus.
Fillon steht für einen wirtschaftsliberalen und wertkonservativen Kurs. Er will die Staatsausgaben binnen fünf Jahren um 100 Milliarden Euro senken und rund 500.000 Stellen im öffentlichen Dienst streichen. Der 62-Jährige will außerdem Steuern und Abgaben für Unternehmen senken, die 35-Stunden-Woche abschaffen und das Renteneintrittsalter von 62 auf 65 Jahre anheben. In der Außenpolitik setzt er auf eine Annäherung zu Russland.
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Er kann auch richtig schnell: François Fillon, hier als Hobbyrennfahrer in einem historischen Alfa Romeo, hat gute Chancen, für Frankreichs Konservative in die Präsidentschaftswahl zu ziehen.
Fillon am 20. November 2016: In der ersten Runde der konservative Urwahl stach er mit 44 Prozent die Konkurrenten Alain Juppé (28 Prozent) und Nicolas Sarkozy (20 Prozent) klar aus.
Dabei zählt auch der 62-Jährige, obwohl er sich als frischer Outsider präsentiert und nach dem "Trump-Schock" auch den Systemkritiker gab, seit Jahrzehnten zur politischen Elite Frankreichs. Dieses Bild zeigt ihn 1984.
Einst war er mit 27 Jahren der jüngste Abgeordnete des Parlaments, dann ging es die Karriereleiter hoch. Hier begutachtet er als Bildungs- und Forschungsminister im Jahr 1995 die Schäden durch ein Hochwasser im Département Sarthe.
Als Sozialminister arbeitete er von 2002 bis 2004, fand dabei aber immer noch Zeit für sportliche Exkursionen, wie hier mit dem Mountainbike.
Sein bisher höchstes Amt füllte Fillon ab 2007 aus: Unter Präsident Sarkozy (l.) wurde er Premier. Nun bezwang er den Ex-Chef bei der Vorwahl 2016 deutlich.
Kaum Berührungsängste: Als französischer Premier kommt man nicht nur mit anderen Vertretern der politischen Top-Liga zusammen, sondern zuweilen auch mit tonnenschweren Rindviechern: So wie hier Fillon mit Bulle "Virus".
Auf internationaler Bühne sicher: Diese Aufnahme zeigt Fillon 2007 in Berlin mit Kanzlerin Angela Merkel.
Und noch einmal ordentlich martialisch: Fillon noch einmal im Jahr 2007. Zehn Jahre später hat er beste Chancen auf das Präsidentenamt. Im direkten Duell mit der rechten Marine Le Pen nämlich könnte er durchaus auch auf Stimmen aus dem politischen Gegenlager spekulieren.