Reaktionen auf Sieg des Front National "Le Choc"

Der rechtsextreme Front National hat die erste Runde der Regionalwahlen in Frankreich gewonnen. Marine Le Pen spricht von der "ersten Partei" des Landes. Französische Tageszeitungen titeln schlicht: "Der Schock".

"Wir sind dazu berufen, die nationale Einheit zu erreichen, die das Land braucht." Mit diesen Worten hat Marine Le Pen auf das Ergebnis der französischen Regionalwahlen reagiert. Die 47-Jährige ist Parteichefin des rechtsextremen Front National (FN) - und der kam in der ersten Runde landesweit auf rund 28 Prozent.

Le Pen und ihre Nichte Marion Maréchal-Le Pen holten in ihren Regionen im Norden und im Südosten des Landes sogar jeweils mehr als 40 Prozent der Stimmen. Marine Le Pen nannte den FN die "erste Partei Frankreichs".

Doch nicht jeder freut sich so sehr über das Ergebnis wie die Parteichefin. Im sozialen Netzwerk Twitter machen derzeit Bilder von Titelseiten französischer Tageszeitungen die Runde. So haben sich beispielsweise "L'Humanité" und "Le Figaro" in ihren Montagsausgaben für dieselbe Schlagzeile entschieden: "Le Choc", "Der Schock".

"Die braunen Schatten der Regionalwahlen 2015", schreibt "L'Humanité" dazu:

Auch die Zeitung "Libération" hob Marine Le Pen auf die Titelseite ihrer Montagsausgabe, dazu die Schlagzeile: "Es wird immer enger."

Mit einem recht guten Abschneiden des Front National war nach der Terrorserie in Paris gerechnet worden. Bei der Attacke am 13. November starben 130 Menschen, die Terrormiliz IS hat sich dazu bekannt. Die rechtsextreme Partei machte im Wahlkampf gegen Europa und Ausländer Stimmung, forderte die Schließung der Grenzen und mehr innere Sicherheit. Am Sonntagabend erreichte sie nun ein historisches Wahlergebnis. Am kommenden Sonntag findet der zweite Wahlgang statt.

Schon kurz vor der Abstimmung hatte die Zeitung "Le Monde" den FN als "eine große Gefahr für Frankreich" und sein internationales Ansehen bezeichnet. "Libération" schrieb, die Partei spiele "mit den Ängsten der Menschen und der Ablehnung von Außenstehenden".

Nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses legte die Zeitung nach: "Die Rechtsextremen können in der zweiten Runde in mehreren Regionen die Wahl gewinnen und so den Wähler daran gewöhnen, dass der Front National (FN) die Geschäfte führt", heißt es in einem Kommentar der Montagsausgabe. "Jeder wirkliche Republikaner muss einsehen, dass ihm das Schlimmste noch bevorsteht. Deshalb muss er alles tun, um das zu verhindern."

Der britische "Guardian" kommentierte den Wahlaufgang wie folgt: "Präsident François Hollande hat nach den Anschlägen vom 13. November in Paris möglicherweise neue Unterstützung gewonnen, doch seine sozialistische Regierung hat in wirtschaftlicher Hinsicht kläglich versagt." Le Pen habe ihren Blick eindeutig auf die Präsidentenwahl 2017 gerichtet.

aar/dpa
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