Frankreichs frühere First Lady Danielle Mitterrand ist tot

Danielle Mitterrand: Im Alter von 87 Jahren gestorben
Foto: MIGUEL MEDINA/ AFPParis - Die frühere französische Präsidentengattin Danielle Mitterrand ist tot. Wie am Dienstag aus übereinstimmenden Quellen verlautete, starb sie in der Nacht im Alter von 87 Jahren in Paris. Mitterrand war am Freitag in das Krankenhaus Georges-Pompidou eingeliefert und in ein künstliches Koma versetzt worden. Die Witwe von François Mitterrand war bereits im September wegen Atemnot in der Klinik behandelt worden.
Danielle Mitterrand war von 1944 bis zu dessen Tod im Jahr 1996 mit François Mitterrand verheiratet, der von 1981 bis 1995 Staatschef war. Als 17-Jährige schloss sie sich 1940 der französischen Résistance gegen die Nazi-Besatzung an. Dort lernte sie ihren Mann nach dessen Flucht aus deutscher Kriegsgefangenschaft kennen. Im Oktober 1944 heirateten die beiden. Von drei gemeinsamen Söhnen starb einer als Baby. Mitterrand rühmte seine Frau als sein "linkes Gewissen".
So links, wie es ihr Mann nie war
Danielle Mitterrand war eine äußerst eigenständige First Lady, galt als unabhängiger Kopf. Als Mitterrand im Mai 1981 zum bisher einzigen sozialistischen Staatschef der Fünften Republik gewählt wurde, stellte seine Frau gleich klar, dass sie nicht nur karitative Pflichtübungen als Präsidentengattin absolvieren werde. "Bloß keine Eröffnung von Chrysanthemenbällen!", soll sie damals ausgerufen haben.
Noch bevor François Mitterrand als Präsident abtrat, kam heraus, dass der Staatschef eine uneheliche Tochter, Mazarine, hat. Seine Frau soll recht locker mit dem "Fehltritt" umgegangen sein. Im Januar 1996 erlag der 79-Jährige Ex-Präsident seinem Krebsleiden.
Politisch blieb Danielle Mitterrand so links, wie es ihr Mann nie war. Sie bewunderte Fidel Castro und engagierte sich für die Menschenrechte. Zu diesem Zweck gründete die linke Präsidentengattin 1986 die Stiftung France Libertés. Sie reiste um die Welt - von afrikanischen Dürrezonen bis hin zu den Straßenkindern von Haiti. 300 Kurden holte sie kurzerhand aus einem türkischen Flüchtlingslager nach Frankreich. Der Dalai Lama bekam von ihr einen Preis. Nur knapp entkam Danielle Mitterrand 1992 einem Anschlag im irakischen Kurdengebiet.
"Meine Entscheidungsfreiheit ist total"
Sie erarbeitete sich einen Ruf als Frau für heikle Einsätze, die dem Ansehen Frankreichs als "Hort der Menschenrechte" dienen, aber nicht in den Rahmen der offiziellen Politik passen. Sie ließ sich den Mund nicht verbieten, eckte an. So prangerte Danielle Mitterrand Anfang der achtziger Jahre laut den "US-Imperialismus" an. Indirekt wurde ihr angeraten, die Finger von den Staatsgeschäften zu lassen. "Meine Entscheidungsfreiheit ist total", erklärte sie hingegen selbstbewusst. "Natürlich störe ich auf der diplomatischen Ebene, das sagt man mir auch."
Als "müde" und "zerbrechlich" beschrieben sie ihr nahestehende Menschen zum Schluss. Vor einem Monat hatte die 87-Jährige noch an der Feier zum 25. Gründungsjubiläum ihrer Stiftung teilgenommen. Ende Oktober war ein Interview mit Danielle Mitterrand erschienen, in dem sie daran erinnerte, dass vor 15 Jahren niemand etwas von ihrer Kritik am Kapitalismus wissen wollte.
Sarkozy würdigt Lebenswerk
Danielle Mitterrands Lebenslauf sei "vorbildlich" gewesen, sagte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy. Der konservative Staatschef sprach in einer Erklärung von einer Frau, "die ihre Werte niemals aufgab". Sie habe eine "außergewöhnliche geistige Unabhängigkeit, Willenskraft und Würde" bewiesen.
Der sozialistische Präsidentschaftskandidat François Hollande brachte seine Bewunderung für "diese große Persönlichkeit" zum Ausdruck. Danielle Mitterrand habe "ihren Mut und ihre immense Energie" stets für die Freiheit eingesetzt.