Französische Politikerinnen über Sexismus "Trägst du einen String?"

Sie waren Ministerinnen - und sie erlebten sexuelle Belästigung. 17 französische Politikerinnen prangern in einem Appell Sexismus am Arbeitsplatz an. Darunter: die heutige IWF-Chefin Christine Lagarde.
Christine Lagarde

Christine Lagarde

Foto: © Ruben Sprich / Reuters/ REUTERS

"Wir werden nicht mehr schweigen", teilen 17 französische Politikerinnen in einem Appell mit, der einige männliche Kollegen mindestens nervös machen sollte.

"Wir waren Ministerinnen", heißt es in dem Aufruf , der am Sonntag in der Wochenzeitung "Journal du Dimanche" erschien, "wie alle Frauen, die in zuvor ausschließlich männliche Domänen gelangten, mussten wir das hinnehmen und gegen Sexismus kämpfen." Zu den Unterzeichnerinnen gehört auch die ehemalige französische Wirtschafts- und Finanzministerin und heutige IWF-Chefin Christine Lagarde.

Die ehemaligen Ministerinnen von Sozialisten, Konservativen oder Grünen kündigen darin an, im Kampf gegen sexuelle Übergriffe männliches Fehlverhalten zukünftig offensiv anzuprangern. Ihre Forderung: "Schluss mit der Straffreiheit."

Als Beispiele werden Aussagen genannt wie: "Abgesehen von ihren tollen Brüsten, wie ist sie?", "Dein Rock ist zu lang, der muss gekürzt werden" oder die Frage "Trägst du einen String?".

Vor wenigen Tagen erst hatten nach Vorwürfen gegen einen französischen Parlamentarier mehr als 500 Politiker und Aktivisten in der "Libération" kollektives Schweigen über sexuelle Belästigung auch in Frankreichs Politik angeprangert. Hinter vorgehaltener Hand seien Übergriffe oft bekannt, es werde aber nichts dagegen unternommen.

Der Vizepräsident der Nationalversammlung, Denis Baupin, war zuvor zurückgetreten, nachdem ihm Medien unter Berufung auf mehrere Frauen sexuelle Belästigung vorgeworfen hatten. Die Staatsanwaltschaft nahm Vorermittlungen auf. Baupin bestreitet die Vorwürfe und will sich mit einer Verleumdungsklage wehren.

Vor einem Jahr hatten bereits 40 Journalistinnen sexistisches Verhalten politischer Verantwortlicher in Frankreich kritisiert. Die Diskussion ist auch in Deutschland nicht unbekannt: Die "Stern"-Journalistin Laura Himmelreich hatte Anfang 2013 über anzügliche Bemerkungen des FDP-Politikers Rainer Brüderle berichtet. Auch SPIEGEL-ONLINE-Redakteurin Annett Meiritz schilderte ihre Wahrnehmungen im Berliner Politikbetrieb.

Auch italienische Politikerinnen wehren sich mittlerweile öffentlich gegen sexistische Sprüche. Ein Anlass aus jüngster Zeit: Eine Schwangere möchte Bürgermeisterin von Rom werden. Ein Skandal, findet nicht nur Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi.

lgr/dpa
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