Freigelassene Journalisten
Westerwelle holt deutsche Reporter aus Teheran ab
Ende eines Nervenkrieges: Die in Iran freigelassenen "BamS"-Journalisten sollen mit Guido Westerwelle zurück nach Deutschland fliegen. Vorher will der deutsche Außenminister seinen Besuch in Teheran aber noch zu Treffen mit iranischen Spitzenpolitikern nutzen.
Teheran - Westerwelle flog am Samstag nach Teheran. Er traf am Abend in der iranischen Hauptstadt ein und verließ unmittelbar nach seiner Ankunft den Flughafen. Die beiden in Iran freigelassenen Journalisten der "Bild am Sonntag" sollen zusammen mit Westerwelle in einer Regierungsmaschine zurück nach Deutschland fliegen.
Die zwei Reporter trafen am Abend ebenfalls in Teheran ein. Sie landeten an Bord eines Flugzeugs aus Täbris, wo sie seit Oktober inhaftiert gewesen waren. Am Teheraner Flughafen erwartete sie bereits ein Wagen der deutschen Botschaft. Zu ihrer Haft und überraschenden Freilassung wollten sich die beiden zunächst nicht äußern. "Wir sind überrascht und glücklich. Für uns geht ein Albtraum zu Ende. Wir liegen uns alle in den Armen", sagte der stellvertretende "BamS"-Chefredakteur Michael Backhaus.
Westerwelle ist der erste europäische Außenminister seit Jahren, der nach Teheran reist. Zuletzt war sein Amtsvorgänger Joschka Fischer in dem Land zu Gast. Westerwelle will den Besuch zu politischen Gesprächen nutzen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts bestätigte, dass der Außenminister mit seinem Amtskollegen Ali Akbar Salehi zusammentreffen will. Berichte über ein Gespräch mit Präsident Mahmud Ahmadinedschad wollte der Sprecher hingegen nicht kommentieren.
Die beiden Reporter Marcus Hellwig, 45, und Jens Koch, 29, waren am 10. Oktober 2010 in Täbris beim Versuch verhaftet worden, den Sohn und den Anwalt von
zu interviewen. Den Reportern wurde vorgeworfen, ohne entsprechendes Visum als Journalisten gearbeitet zu haben. Die Frau war wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt worden. Der Fall ist in Iran ein Tabuthema.
Iranischen Berichten zufolge wurde die ursprünglich gegen die beiden Journalisten verhängte Gefängnisstrafe von 20 Monaten in eine Geldstrafe von jeweils 500 Millionen Rial (umgerechnet rund 36.500 Euro) umgewandelt. Die Justiz habe "islamische Güte" gezeigt und die beiden gegen ein Bußgeld freigesprochen, zitierte die Agentur Isna die Justizbehörden. Angehörige der beiden Journalisten hatten zuvor ein Gnadengesuch an die Regierung in Teheran gerichtet.
Die Haft der beiden Journalisten war eine Belastungsprobe für das Verhältnis zwischen Deutschland und dem
. Am 27. Dezember bestellte das Auswärtige Amt den iranischen Botschafter ein, nachdem an Weihnachten ein Treffen mit Verwandten verweigert worden war. Kurz danach durften die Angehörigen die beiden Männer in einem Hotel in Täbris für mehrere Stunden sehen.