Auszeichnung für Denis Mukwege Überwältigendes Lob - nur Kongos Regierung kritisiert den Friedensnobelpreisträger

Denis Mukwege erfuhr im OP-Saal von seiner Ehrung mit dem Friedensnobelpreis. International war das Lob groß. Die Regierung seines Heimatlands reagierte verhaltener.
Denis Mukwege

Denis Mukwege

Foto: Uncredited/ dpa

Nach der Auszeichnung von Denis Mukwege mit dem Friedensnobelpreis hat die kongolesische Regierung den Arzt für seine politische Haltung kritisiert. Man fühle sich zwar "geehrt", dass ein Kongolese diese Auszeichnung bekommen habe, sagte Regierungssprecher Lambert Mende. "Der Kampf, den er führt, ist ein schwieriger und nobler."

Allerdings habe die Regierung nie Mukweges Meinung über die Lage im Land geteilt, so Mende. Der Nobelpreisträger habe begonnen, den Kampf gegen sexuelle Gewalt zu politisieren.

Video vom August 2017: Dr. Mukweges Kampf gegen die Scham

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Mukwege hilft als Gynäkologe im Kongo Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt wurden. Er gilt als weltweit führender Experte für die Behandlung von Verletzungen durch Gruppenvergewaltigungen. Als Menschenrechtler setzt er sich zudem auf politischer Ebene dafür ein, Vergewaltigungen als Kriegswaffe ein Ende zu setzten.

Dabei hat er auch des Öfteren die kongolesische Regierung kritisiert und mehr internationales Engagement zur Beendigung der bewaffneten Konflikte im Kongo gefordert. Die Demokratische Republik Kongo ist zerrüttet von Konflikten. Im Ostkongo, wo Mukweges Krankenhaus liegt, kämpfen etliche Milizen vor allem um die Kontrolle der Bodenschätze.

Mukwege erfuhr im OP-Saal von der Auszeichnung

Mukwege teilt sich den Friedensnobelpreis mit der jesidischen Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad, die von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) versklavt und vergewaltigt wurde. International gab es für die Entscheidung des Komitees ebenso wie für Mukwege und Murad überwältigendes Lob. (Was Sie über die beiden Nobelpreisträger wissen müssen, lesen Sie hier.)

Für beide Gewinner des Friedensnobelpreises kam die Auszeichnung am Freitag völlig überraschend: Die Jury hatte weder Mukwege noch Murad vor der Verkündung erreicht. "Ich teile diese Auszeichnung mit allen Jesiden, allen Irakern, allen Kurden, allen Minderheiten und allen auf der Welt, die sexuelle Gewalt überlebt haben", sagte Murad der Nachrichtenagentur Reuters.

Mukwege stand gerade im Operationssaal, wie er der norwegischen Zeitung "Verdens Gang" später berichtete. Plötzlich habe es draußen Lärm gegeben, Leute seien hereingestürmt und hätten ihm die Nachricht überbracht. "Sie können sich vorstellen, wie glücklich ich bin", sagte er am Telefon, bevor die Verbindung abbrach.

Im Video: Die Friedensnobelpreisträger 2018

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asa/dpa
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