Äthiopischer Premier Abiy Ahmed mit Friedensnobelpreis ausgezeichnet
Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed hat in Oslo den Friedensnobelpreis erhalten. Das Komitee zeichnete ihn für die Aussöhnung mit dem langjährigen Erzfeind Eritrea aus.
Berit Reiss-Andersen mit Abiy Ahmed (M.) bei der Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis
Foto: Fredrik VARFJELL / AFP"Ich glaube, dass Frieden eine Herzensangelegenheit ist. Frieden ist eine Arbeit der Liebe. Frieden zu erhalten, das ist harte Arbeit": Mit diesen Worten hat Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed den Friedensnobelpreis in Oslo entgegengenommen. Der 43 Jahre alte Regierungschef des ostafrikanischen Landes bekam die renommierte Auszeichnung auf einer feierlichen Zeremonie überreicht.
Abiy (lesen Sie hier ein Porträt) werde für drei große Errungenschaften ausgezeichnet, sagte die Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen: Er habe eine entscheidende Rolle beim Friedensschluss zwischen Äthiopien und Eritrea gespielt, sich aber auch intensiv darum bemüht, die Demokratie in Äthiopien durch die Stärkung der zivilen Freiheiten und die Entwicklung der Institutionen aufzubauen. Zudem habe er Beiträge zu Friedens- und Versöhnungsprozessen in Ostafrika geleistet, etwa im Sudan oder im Verhältnis zwischen Dschibuti und Eritrea.
Abiy zeichne dabei eine außerordentliche Bescheidenheit aus, sagte Reiss-Andersen. "Sie sprechen selten öffentlich über Ihre Errungenschaften und Ihren Erfolg." Gleichzeitig gebe es weiter viel zu tun, sowohl bei der Umsetzung des Friedens mit Eritrea als auch intern in Äthiopien.
Beziehungen erneut verschlechtert
In nur eineinhalb Jahren als Regierungschef von Äthiopien hatte Abiy einen Friedensprozess mit dem Nachbarn Eritrea gestartet und dem Sudan nach dem Sturz von Omar al-Baschir zu einem politischen Wandel verholfen. Der junge Ministerpräsident gilt am Horn von Afrika als Reformer. Er ist seit April 2018 äthiopischer Regierungschef.
Seit der Bekanntgabe der Auszeichnung im Oktober haben sich jedoch die Beziehungen zwischen Äthiopien und Eritrea allerdings verschlechtert. Die Grenzen zwischen den beiden Staaten wurden wieder geschlossen, die Gespräche stocken. In Äthiopien wurden bei Protesten gegen Abiy 86 Menschen getötet.
Vor diesem Hintergrund sagte Abiy bereits im Vorfeld alle Pressekonferenzen ab, stattdessen wollte er sich auf eine Erklärung gegenüber Journalisten beschränken. Olav Njolstad, Direktor des Nobel-Instituts, bezeichnete dies als "höchst problematisch". Nach Ansicht des Nobel-Komitees seien eine freie Presse und Meinungsfreiheit "essenzielle Bedingungen für einen dauerhaften Frieden".
Zuletzt sorgte der Friedensnobelpreisträger mit rassistischer Wortwahl für Schlagzeilen. Denn die politische Lage im Land droht im zu entgleiten. (Mehr dazu lesen Sie hier.)
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